Monatsarchiv: Januar 2009

nabelschau (01)

wenn mensch an sich herunterschaut, dann kann er meist (noch) seinen nabel erblicken. einen hauch leichter ist der nabel beim blick in den spiegel zu sehen, aber nur, wenn der spiegel weit genug herunterreicht. so scheint die „nabelschau“ eine selbstbetrachtung zu sein, die sich auf einen punkt am körper konzentriert. sie wird gern mit einem negativen unterton verwendet, der darauf verweisen soll, dass es noch mehr als das eigene gebe.

die „nabelschau“ wird eine neue rubrik in diesem blog werden, der ja ständig den blick nach außen wirft und nun doch auch ein wenig selbstreflexion raum geben möchte. gestartet wurde der blog als selbstversuch, wie bloggen an sich so ist und wie sich die themen schreibpädagogik und kreatives schreiben in einem blog umsetzen lassen. aber je länger man bloggt, umso spannendere aspekte begegnen einem im hintergrund. so blickt die „nabelschau“ in zukunft ein wenig hinter die kulissen, sowohl des blogs als auch der menschen. wo sich das ansiedelt, kann ich noch nicht sagen, irgendwo zwischen psychologie, selbstreflexion und kommentaren, anmerkungen. das wird sich schon entwickeln, wie vieles hier. warum nicht ein bisschen dabei zuschauen. und wenn diese eingeengte weltsicht weniger interessiert, der mag einfach zum nächsten post übergehen. eines kann aber versprochen werden, es wird keine homestorys geben.

und eine frage lässt sich in der „nabelschau“ in absehbarer zeit sicherlich auch nicht klären, wo der nabel der welt liegt, aber vielleicht ist eine annäherung möglich. berlin als ausgangspunkt ist da schon nicht schlecht, wenn auch noch die kleinpöseldorfeligkeit überwiegt. wahrscheinlicher aber ist es, dass die welt ihren nabel gar nicht mehr sieht, bei dem bierbauch und der geschwindigkeit mit der sie sich dreht. also, bremse ziehen und auf den eigenen nabel konzentrieren, eben hier in zukunft. und schon erscheint alles so klein 🙄

„fragebogen“ von max frisch – ein buchtipp

ein kleines büchlein, das schnell gelesen ist, aber weniger schnell beantwortet. ich hatte es schon beim buchtipp zu rolf dobellis buch erwähnt. der suhrkamp verlag hat die elf fragebögen den tagebüchern von max frisch aus den jahren 1966 bis 1971 entnommen und in einem band veröffentlicht. jeder fragebogen umfasst 25 fragen, die sich meist einem schwerpunkt widmen. darunter befinden sich ehe, tod, eigentum, heimat oder auch kinder.

um es klar zu schreiben, die fragen von max frisch sind sehr gewitzt und nicht frei von politischen anwandlungen. sie haben eigentlich einen persönlichen charakter, beziehen aber auch gesellschaftliche fragen mit ein. so ist eine der schönsten fragen in meinen augen folgende: „Kennen Sie ein Land, wo die Reichen nicht in der Minderheit sind, und wie erklären Sie es sich, daß die Mehrheit in solchen Ländern glaubt, sie sei an der Macht?“ (seite 83) nun, welche antwort hat man darauf?

für manche antworten bietet frisch eine ganze palette an antwortmöglichkeiten an, die ein tiefes verständnis des „menschlichen“ und seiner kleinen fehler aufzeigen. oder max frisch lässt einen in die falle der einfachen antwort durch eine nachfrage tappen. so schleicht er sich mit der einfachen frage: „Lieben Sie jemand?“ an, um gleich als nächstes zu fragen: „Und woraus schließen Sie das?“ (seite 9/10).

alles in allem ein großartiges büchlein, das nicht nur der selbstbefragung dienen kann, sondern humorvoll und unbeschwert daher kommt. es macht lust darauf, eigene fragebögen zu entwerfen und andere beantworten zu lassen. wer es nutzen möchte, erhält es im suhrkamp taschenbuchverlag aus frankfurt am main. ISBN 978-3-518-39452-5

500 nutzlose spam-kommentare sind zu entschlüsseln

es gibt jubiläen, die einen nachdenklich stimmen. „akismet“ hat mir vor einem tag gemeldet, dass inzwischen der 500te spam-kommentar abgewehrt wurde. selten ist dem filter einer durchgerutscht, das ist der schöne aspekt dieser meldung. der unangenehme besteht darin, dass es technik gibt, die keine andere aufgabe hat, als schrott zu versenden. meist wird noch nicht einmal für potenzmittel oder armbanduhren geworben. es handelt sich nur um sinnlose buchstaben- und zeichenfolgen.

aus der landwirtschaft kennt man es, dass auch eine ganze menge scheiße produziert wird. doch die kommt auf den misthaufen und kann dann zu dünger verarbeitet werden. spam-kommentare sind nutzlos. es gibt wenig dinge, die ausschließlich nutzlos sind. denn spam-kommentare legen nur noch selten netzwerke lahm oder werden gelesen. sie werden rausgefiltert und entsorgt. weshalb werden sie dann produziert? es muss doch extra rechner für die produktion geben, die jemand installiert und auf denen programme installiert werden, die sinnlose zeichenfolgen produzieren. doch was will uns jemand damit sagen?

postwurfsendungen sind ähnlich lästig, aber sie haben zumindest den zweck, dass jemand doch einmal einen blick hineinwirft und dann auf die heizdecken-ein-tages-busfahrt geht, um den schweinebraten und den ausblick auf die landschaft mitzunehmen. inzwischen hat es dieses werbe-penetranz auch schwer, da auf vielen briefkasten steht, dass man nichts dergleichen darin finden möchte. die zahl des papiermülls reduziert sich also.

doch die spam-kommentare nehmen nicht ab, zumindest nicht bei diesem blog. das verleitet mich zu der spekulation, dass sie doch einen sinn haben, der sich mir noch nicht erschlossen hat. und dann fährt es mir wie ein blitz durch die denkschale, die buchstaben- und zeichenfolgen sind gar nicht sinnlos. ich verstehe die sprache nur nicht. wir alle verstehen die sprache nicht. es sind nachrichten der außerirdischen an uns, so wie wir bespielte cds und dvds ins weltall ballern, so senden sie von ihrem server botschaften an uns. und wir stoppen die interstellare kommunikation durch filter. schickt mir bitte noch mehr spam, vielleicht entschlüssel ich irgendwann den code!!! sudoku ist ein dreck dagegen 😆

wortklauberei (22)

„always ultra mit secure guard schutzkonturen“

anglizismen sind aus der deutschen sprache nicht mehr wegzudenken. eine tatsache, die mir unproblematisch erscheint. schwieriger wird es, wenn die werbung den menschen nicht zutraut, zu verstehen, was sie da formuliert hat. da werden dann turbo-extra-ultra-infos doppelmoppelig.

doch bevor ich mich der super-super-sicherheit widme, muss ein weiteres phänomen erwähnung finden. die „monatsbinde“ für frauen ist anscheinend in der werbung das feld für innovationen. so war die binde eines der ersten produkte, das über eine nachgestellte szene mit der „blauen ersatzflüssigkeit“, seine funktion unter beweis stellen konnte. anschließend wurde neben den spülmaschinentabs und der farbe „violett“ bei der binde die steigerung „ultra“ gesellschaftlich hoffähig gemacht. warum sich diese gesellschaftlichen entwicklungen vor allen dingen an der monatsbinde abbilden ist ein unerklärliches phänomen.

und nun noch die „secure guards“. secure lässt sich mit „sicher“ übersetzen, guard wiederum mit „schutz“ oder auch „spritzschutz“. der schutz wird für die einsprachigen käuferinnen dann gleich noch einmal wiederholt. so bekommen frauen von always den ultra sicheren schutz-schutz mithilfe von konturen. was um himmels willen ist das. als mann könnte man meinen, es handle sich nicht um eine binde, sondern um eine technische innovation aus der autoproduktion. da männer meist ihren frauen die binden beim einkauf nicht mitbringen, scheint die gefahr relativ gering. ich meinerseits warte darauf, dass demnächst noch die airbag-funktion und ein antiblockiersystem dem hygieneartikel zugefügt werden. „ultra“ ist ab diesem moment auch nicht mehr aufrechtzuerhalten, es ist mit „always mega mit airbag secure guard luftkammer-schutzkonturen“ zu rechnen. wie schlicht kam da noch die „ersatzflüssigkeit“ daher.

web 2.30 – transmediale

berlin ist einmal im jahr treffpunkt der menschen, die sich mit den folgen und möglichkeiten der existierenden medien auseinandersetzen. dabei liegt der schwerpunkt auf diskussionsforen und der künstlerischen umsetzung gesellschaftlicher auseinandersetzungen.

am anfang jeden jahres findet die „transmediale“ statt, die regelmäßig den versuch unternimmt, alle medien zu nutzen und zu bespielen. da wäre es natürlich verwunderlich, wenn es keine eigene homepage gibt. die findet sich unter: http://www.transmediale.de/ . und wie es sich für einen medienkongress gehört, werden beinahe alle register gezogen, die das web 2.0 inzwischen bietet. so können diskussionsforen und veranstaltungen im livestream verfolgt werden, reichhaltige informationen zum programm eingeholt werden und über links weitere details über die teilnehmerInnen erfahren werden. daneben gibt es filme, texte und hinweise auf ausstellungen und performances.

man sollte an der zukunft,sowohl im positiven, wie auch im negativen sinne interessiert  und des englischen mächtig sein, um dem angebot folgen zu können. dann eröffnet sich einem eine vielfältige spielwiese, die sich dieses jahr schwerpunktmäßig dem klimawandel widmet. die „transmediale“ findet noch bis zum wochenende statt.

datenschutz und großbetriebe – ein kommentar

 

gestern machte die meldung die runde, dass die bahn ihre mitarbeiter „flächendeckend“ überprüft und überwacht hat. direkt im anschluss zeigten sich die politischen reflexe der empörung und der verurteilung. es war die rede von generalverdacht, der mit dem datenschutz nicht zu vereinbaren sei. der verkehrsausschuss war entsetzt und will die sachlage weiter prüfen.

es kann sein, dass ich da etwas nicht verstanden habe oder zu dumm bin, um die zusammenhänge richtig zu sehen. es echauffieren sich über das verhalten der bahn oder auch der telekom die politiker der parteien, die vor kurzem ihre bürger unter generalverdacht stellten und die größte datenerfassung aller zeiten angeleiert haben, indem verbindungsdaten „flächendeckend“ zwischenspeichern. sie haben jedem bürger eine umfassende steuernummer gegeben, sie haben den datenschutz jahrelang stiefmütterlich behandelt und sie sitzen in den halbstaatlichen betrieben mit im aufsichtsrat, ja üben sogar eine kontrollfunktion aus.

die eine vorgehensweise soll unserer sicherheit dienen, die andere sei der falsche weg im kampf gegen die korruption. nicht dass ich das verhalten der bahn und der von ihr beauftragten firma irgendwie gutheiße, aber hier ist abermals der maßstab verrutscht. vielleicht sollte sich die politik einmal an die eigene nase fassen, und sich fragen, ob sie nicht mit den eigenen entscheidungen der dreistigkeit der großkonzerne vorschub leistet. man kann diese betrachtung auch noch ausweiten. fällt jemandem eigentlich auf, dass es sich bei den skandalen um finanzen, daten und grundrechte meist um betriebe handelte, die von der politik gehätschelt und umworben wurden.

abgesehen davon zeigt das vorgehen der bahn, aber auch die skandale um kreditkarten- und kundenkartendaten, wie leicht an persönliche informationen heranzukommen ist, wie gut diese miteinander abgeglichen werden können und dass die rasterfahndung inzwischen gesellschaftlicher standard ist. Weiterlesen

biografisches schreiben und jahrzehnte

 

der mensch klammert zeiträume gern in feste kategorien ein, um dem erlebten eine struktur zu geben. eine beliebte form ist die betrachtung der jahrzehnte. so gab es die 50er, die 60er und 70er Jahre. diese künstliche und konstruierte klammer bietet beim biografischen schreiben auch die möglichkeit einer struktur.

so kann man im rückblick auf sein bisher verbrachtes leben und beim notieren seiner lebensgeschichte, die kategorie der jahrzehnte aufgreifen und eigene erinnerungen drumherum gruppieren. man kann sich dokumentationen oder bücher vornehmen, die einem das leben in der damaligen zeit noch einmal vermitteln, um dann das historische gerüst mit eigenen stimmungen und erlebnissen zu füllen.

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schreibidee (91)

immer noch ein wenig auf dem selbstbefragungs-trip und gleichzeitig darüber nachdenkend, weshalb denken traurig macht, möchte diese schreibidee all dies aufgreifen. es ist an der zeit, den spaß, der schreibend gern verbreitet wird, obwohl das leben ja nun mal kein kindergeburtstag ist, in den hintergrund zu rücken und den ernst des lebens zu betrachten (siehe vorheriges post). es sollen „traurige geschichten“ geschrieben werden.

um ein wenig in stimmung zu kommen, werden die teilnehmerInnen aufgefordert, sich an traurige begebenheiten und erlebnisse aus ihrem leben zu erinnern. diese sind bitte nur in stichworten zu notieren und nicht vorzustellen. anschließend werden alle aufgefordert, eine halbseitige beschreibung der „melancholie“ zu verfassen. diese beschreibungen werden in der schreibgruppe vorgetragen, um anschließend ein cluster zum thema „traurigkeit“ zu notieren.

aus der beschreibung und dem cluster soll eine traurige geschichte verfasst werden. hierfür wird relativ viel zeit zur verfügung gestellt. anschließend werden die geschichten in der schreibgruppe vorgelesen und das feedback der anderen sollte auch beinhalten, ob die geschichte die hörerInnen auch traurig gemacht hat.

um die stimmung am schluss ein wenig aufzuheitern kann ein tragikkomischer text von den leiterInnen vorgelesen werden (z.b. von david sedaris oder heinz erhardt).

kreatives schreiben und melancholische stimmung

 

kreatives schreiben gibt es nie stimmungsfrei. und doch ergibt sich in schreibgruppen das phänomen, dass sich die teilnehmerInnen oft mit heiteren beiträgen übertreffen wollen. selten wird raum für nicht so schöne stimmungen gegeben. sind sie doch in der werteskala eher negativ besetzt und unterhalten die zuhörerInnen nicht so gut.

seltsamerweise sorgen aber genau die melancholischen stimmungen in filmen und in theaterstücken oft für die intensivsten (be)rührungen. Ist ihnen schon einmal aufgefallen, dass tom cruise in beinahe jedem film, den er in den letzten jahren gedreht hat, weint. im gegensatz zu vielen anderen männlichen schauspielern setzt er diese gefühlsregung sehr bewusst ein. abgesehen davon, dass es viele immer noch stärker berührt, wenn ein mann weint, da man dies so selten sieht, werden in diesen szenen die traurigen gefühle der zuschauerInnen angesprochen.

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web 2.29 – kulturserver.de

deutschland hat einen kulturbeauftragten. der wiederum tritt nur selten in erscheinung, doch im hintergrund wird eine kulturbehörde betrieben. und angegliedert an die behörde ist immerhin eine datenbank, die es künstlerInnen ermöglicht, sich selbst darzustellen und eigene veranstaltungen anzukündigen.

für die besucherInnen der seite des kulturservers bietet sich deshalb eine ausführliche „kulturdatenbank„, die sowohl die suche nach veranstaltungen als auch nach kulturschaffenden ermöglicht. leider kommt dabei die schreibende zunft mal wieder zu kurz und wird überhaupt nicht aufgeführt. kultur beschränkt sich auf film, theater und die bildenden künste. doch in diesem zusammenhang finden sich inzwischen viele informationen dort. schön, dass es überhaupt so eine datenbank gibt, die auch aktuelle angebote verlinkt und weiterführende informationen ermöglicht.

jetzt braucht es neben dem bildungsserver und dem kulturserver wahrscheinlich nur noch einen literaturserver, der auch den schreibenden und lesenden eine angemessene plattform bietet. denn es kann nicht sein, dass die informationen „amazon“, selbstgestalteten webseiten und den „verlagen“ vorbehalten bleiben. auch hier wäre eine generelle datenbank wünschenswert.

der server für vielfältige kulturelle interessen ist zu finden unter: http://www.kulturserver.de/ .

„warum denken traurig macht.“ von george steiner – ein buchtipp

manchmal läuft man am regal der philosophischen und soziologischen bücher vorbei und ein titel macht einen neugierig. dann schaut man sich den klappentext an und stellt fest, es klingt wirklich interessant. irgendwann nimmt man sich die zeit, das buch zu lesen und bemerkt sofort, das ist wahnsinnig spannend und berührt beinahe alle lebensaspekte, die man sich vorstellen kann.

dabei kommt das buch so klein und unscheinbar daher. der autor george steiner bezeichnet seine niedergeschriebenen gedanken auch gleich als „provisorischen versuch“. ein provisorium, das beständig zum denken anregt und somit laut autor traurig macht. der grundgedanke des buchs „warum denken traurig macht. zehn (mögliche) gründe“ ist, dass der mensch sich über sein denken nicht hinausdenken kann und deshalb keine gewissheit haben wird, ob das, was er denkt, nicht schon längst gedacht wurde oder überhaupt das abbildet, was existent ist. einzig eine sache ist sicher, dass beständig gedacht wird und dass man mit dem denken nicht aufhören kann. steiner vergleicht das mit dem atmen. er behauptet, dass man länger die luft anhalten kann als nicht zu denken.

auf ca. 110 seiten werden themen angesprochen wie glaube, gott, realität, phänomenologie, liebe, wissenschaft, kreativität, sprache, kommunikation, subjektivität und noch vieles mehr. man kann das buch nur als dicht bezeichnen. wer sich also in seinem denken verstören und verunsichern lassen will, wer den gedanken erträgt, dass das einzig sichere der tod ist, dem sei dieses buch empfohlen. es kann erfrischend sein, sich verstören zu lassen. mir hat das buch viel spaß gemacht und manche hinweise geliefert. es ist 2008 bei suhrkamp taschenbuch erschienen in frankfurt am main. ISBN 978-3-518-45981-2

schnickschnack (55)

am tag der internet-spielereien, darf ein richtiges spiel nicht fehlen. der künstler grzegorz kozakiewicz hat mit seinem „pencil rebel“ eine sehr schöne variante eines suchspiels ins netz gestellt. um dies spielen zu können, benötigt man die möglichst aktuelle variante des flashplayers und einen flotten internetzugang. doch dann steht dem kleinen abenteuer des rebellen nichts mehr im weg.

die aufgabe erschließt sich nicht immer gleich, aber es ist auch eher ein suchspiel. einfach mit der maus mal über die bilder fahren. und vor allen dingen eher die darstellung des knetmännchens genießen, die eine mischung aus collage und animation ist. die bilder sind interessant und humorvoll. die seite erhebt nicht den anspruch, irgendwelche wichtigen botschaften oder informationen zu vermitteln, sie soll nur animieren. also zurücklehnen, die seite http://second.pencilrebel.com/ aufrufen und loslegen. viel spaß damit 😉

schnickschnack (54)

wenn ich dann schon einmal bei „flickr“ bin, dessen fotosammlung immer größer wird, dann sei auch diese spielerei vorgestellt. bei der enormen menge von fotografien, die betrachtet werden können, weiß man oft nicht, wo man anfangen soll, wenn man nicht spezielle motive sucht.

dieser qual der wahl schafft der „tilt viewer“ abhilfe. wenn man die seite aufruft, erscheint ein rechteck, unterteilt in viele rechtecke, die sich langsam mit kunterbunt gemischten bildern füllen. die darstellung der bilder kann man heranzoomen, um sie genauer betrachten zu können. sollte einem bilder besonders gut gefallen, muss man nur darauf klicken und man landet auf der seite der fotografInnen bei flickr.

ist unter der auswahl kein bild, das einem besonders gefällt, dann kann man die darstellung erneuern indem man auf das „refresh“-zeichen klickt, und die bilder werden vollständig ausgetauscht. es bleibt immer ein bunter mix aus motiven. mehr wie eine kleine zufällige diashow ist die seite nicht. also nur etwas für das auge und eine anregung der fantasie. zu finden ist die seite unter: http://www.airtightinteractive.com/projects/tiltviewer/app/  .

schnickschnack (53)

des öfteren wurden hier schon beiträge im internet zum thema „typografie“ vorgeschlagen. nun bin ich auf eine hübsche spielerei gestoßen, die in der umsetzung zwar ein wenig kompliziert ist, aber dafür spaß bereitet.

die betreiber von „typography kicks ass“ bieten sogenanntes „flickr bold italic“ an.

wie der titel schon zeigt, dreht sich manches bei der angebotenen type um flickr, die riesige bildersammlung im internet.

man kann auf der webseite einen kurzen text erstellen, der an bekannte versendet wird. dabei wird durch den anbieter der text in fotografien umgewandelt, die auf flickr zu finden sind. jedes foto stellt einen buchstaben dar. gibt es doch viele alltagsgegenstände, die abgebildet ein buchstabe sein könnten.

um diese funktion zu aktivieren, muss man seine mailadresse und die adresse der empfänger angeben. eine zeit später erhält man noch einmal eine bestätigungsmail, damit die empfängeradresse stimmt. außerdem erhalten dann die empfänger eine mail mit einem link auf die seite von „typography kicks ass“. dies ist wahrscheinlich die größte schwierigkeit, da etliche spamfilter solche nachrichten aussortieren werden. doch wenn man auf den angegebenen link klickt baut sich der versendete text in form von bildern auf. und jedes bild, jeder buchstabe kann wiederum angeklickt werden, um auf die seite der fotografInnen zu gelangen.

das klingt ein wenig kompliziert, ist auch nicht ganz leicht zu erklären, einfach mal ausprobieren. am besten, wenn man selber zwei mailadressen hat. und dann sollte man die bekannten vorwarnen, dass eine mail kommt, die kein spam ist, aber einen interessanten link enthält. zu finden ist die seite unter: http://www.typographykicksass.com/ .

schreibaufgabe (21) – ein ergebnis

tullern: (verb), ein synonym für „weinen“, zusammengesetzt aus „tränen“ und „kullern“. wird vor allen dingen umgangssprachlich verwendet. so bedeutet „tuller dich nur aus“ eher „kotz dich nur aus“, als „wein dich aus“. das adjektiv „tullerig“ bezeichnet vor allen dingen männer, die der männerrolle widersprechen. früher wurde der begriff „heulsuse“ dafür häufig verwendet, der, da er einen weiblichen namen verwendet, inzwischen verworfen wurde. unter einer „tullergruppe“ versteht die umgangssprache selbsthilfegruppen.

 

leise

tullert er

vor sich hin

da sie ihn verließ

neunzehnhundertfünfundachtzig

 

uschelig: (adj.), uschelig bezeichnet das gegenteil von „wuschelig“. lange gab es nur bezeichnungen wie „glattes haar“, „ordentlich gekämmt“ oder „gescheitelt“. da wildes, krauses, ungekämmtes haar heute wieder als zeichen für jemanden steht, der sein leben nicht im griff hat und sich den gesellschaftlichen anforderungen verweigert, stellt uschelig eine sehr positive bezeichnung für konformes verhalten dar. wogegen „wuschelig“ gleichzusetzen ist mit dem alten adjektiv „schlampig“. deshalb sind „uscheler“ die vertreterInnen des jungen managements im rahmen der gesellschaftlichen ökonomie.

 

da!

eine locke

die unbezähmbar scheint

die schere kappt widerständiges

uschelig

 

(christof, januar 2009)

10 fragen zur selbstbefragung (01)

  1. welches problem würden sie vordringlich als berater/in von obama in angriff nehmen?
  2. nachdem sie eine hühnerfarm besucht haben, essen sie dann noch hähnchenfleisch?
  3. wie wird ihre haltung zur sterbehilfe wohl sein, wenn sie ein schwerer pflegefall auf einer pflegestation sind?
  4. was ärgert sie zur zeit am meisten?
  5. geben sie ihrem ärger ausdruck oder behalten sie ihre stimmung für sich?
  6. mit wem streiten sie am ehesten: partner/in, arbeitskollege/kollegin, menschen auf der strasse oder verwandtsschaft?
  7. welchen traum wollen sie in diesem leben auf alle fälle noch verwirklichen?
  8. was finden sie schöner: ein kunstwerk oder einen hübschen menschen?
  9. würden sie für eine angemessene summe bei „ich bin ein star, holt mich hier raus!“ mitmachen?
  10. wer stand/steht ihnen näher, ihre mutter oder ihr vater? warum?

schreibidee (90)

schreibanregungen können sehr komplex sein oder ein schlichter satz. dieser satz ist die überschrift, zu der eine geschichte oder ein text verfasst werden soll. nun könnten die leiterInnen von schreibgruppen einfach eine überschrift vorgeben und die teilnehmerInnen dazu schreiben lassen. doch um eine beteiligung aller zu ermöglichen und es etwas komplexer zu gestalten, bietet sich „überschriften-lotto“ an.

alle teilnehmerInnen erhalten vier kleine zettel. auf diesen ist jeweils ein nomen, ein verb, ein adjektiv und ein pronomen zu notieren. die zettel werden wieder eingesammelt und je nach worttyp in ein gefäß gegeben. anschließend findet die ziehung des titels statt. die fehlenden artikel werden ergänzt und die schreibanregung steht. nun wird eine zeit vorgegeben, die zum schreiben zur verfügung steht. anschließend werden die texte vorgestellt und ein feedback gegeben.

dieses lotto kann in der folge variiert werden. so werden zum beispiel vier adjektive gezogen, zu denen ein text verfasst werden soll (oder vier nomen). es kann auch keine überschrift, sondern eine frage aus den vier wörtern formuliert werden, die dann mit einer geschichte zu beantworten ist. diese lotterie kann in jede erdenkliche richtung variiert werden.

web 2.28 – zeitzeugenberichte von zwangsarbeiterInnen

deutschland tut sich sehr schwer mit der aufarbeitung seiner vergangenheit. dazu gehörte auch die unsägliche debatte über die entschädigung von zwangsarbeiterInnen. diese diskussion schien nur möglich, da vielen nicht bewusst war, wie mit zwangsarbeiterInnen im dritten reich umgegangen wurde. gut, es gibt auch immer noch menschen, die das verhalten der deutschen angemessen fand, doch darüber brauch man nicht diskutieren.

über 60 jahre später werden endlich berichte von zwangsarbeiterInnen ins netz gestellt. sie sind von arbeitsbereichen der freien universität digitalisiert und erstellt worden, in zusammenarbeit mit dem deutschen historischen museum. so können mehrere hundert berichte betrachtet oder gehört werden. zu finden ist die seite unter: http://www.zwangsarbeit-archiv.de/ .

ärgerlich dabei ist, dass schon in den nutzungsbedingungen der homepage steht, dass die berichte vor allen dingen menschen mit einem forschungs- oder pädagogischen interesse vorbehalten sind. man muss sich vorher einloggen, um die zeitzeugenberichte vollständig zu sehen. das ist nicht nachzuvollziehen. sollte man sich doch heute wünschen, dass die chancen den internet ergriffen werden, um solche zeugnisse der vergangenheit allen zugänglich zu machen. je länger die grausamkeiten vorüber sind, um so dringlicher scheint es, ewiggestrigen etwas entgegenzusetzen. weshalb man in solchen momenten künstliche hürden des zugangs errichtet, ist nicht zu verstehen. welche unrechtmäßigkeit sollte jemand damit begehen? das internet bietet nun einmal die einmalige chance, archive alle zugänglich zu machen. dagegen gibt es eine andere webseite mit zeitzeugenberichten von jungen menschen gemacht, die allen zugänglich ist. siehe älteres post: https://schreibschrift.wordpress.com/2008/06/14/zeitzeugengeschichte-homepage-und-lebensgeschichten/ .

„wer bin ich?“ von rolf dobelli – ein buchtipp

welche prinzipien würden sie für den zehnfachen monatslohn über bord werfen? was ist für sie anstrengender – zum beispiel in einer beziehung: a.) die erzeugung von gefühlen? b.) die unterdrückung von gefühlen?

so und ähnlich sind die fragen, die rolf dobelli in seinem buch „wer bin ich? – 777 indiskrete fragen“ zur verfügung stellt. zugeordnet sind sie kategorien wie „denken“, „fühlen“, „handeln“, „glück“, „liebe“, „sex“ oder „management“ und noch vielen anderen. das buch besteht einzig aus der auflistung der fragen. es gibt ein kurzes vorwort, das darauf verweist, dass der autor sich an den fragebögen, die einst max frisch formulierte orientiert und diese wiederum sich in der tradition des fragebogens von marcel proust und der salons des 19ten jahrhunderts in england befinden.

das buch erhebt keinen weiteren anspruch und der autor hat seine fragen immer in ein büchlein notiert, wenn sie ihm einfielen. beim versuch die fragen für sich zu beantworten, können sich weitere, eigene fragen ergeben, die man sich ebenso notieren kann. vielleicht erfreuen sie einmal freunde und beziehungspartnerInnen bei der selbstbefragung. letztendlich sind es fragen ans leben und an die eigene moral, die nach der beantwortung vielleicht gar nicht mehr so edel daher kommt, wie es nach außen immer scheinen mag. oder was würden sie über bord werfen, wenn das gehalt nur stimmt? wir alle wahrscheinlich eine ganze menge.

einziges manko des büchleins ist es, dass es ausschließlich fragen an heterosexuelle männer enthält. wer nicht in dieses raster passt, und das sind immerhin mindestens fünfzig prozent der bevölkerung, muss für sich manche frage umformulieren. doch was soll´s, man kann sich ja die frage stellen, was notwendig wäre, die eigene geschlechterrolle zu verlassen. nur was ist daran indiskret?

das buch ist bei diogenes taschenbuch 2009 in zürich erschienen. ISBN 978-3-257-23776-4

biografisches schreiben und selbstbefragung

hier im blog gab es einmal einen buchtipp, der sich mit einem katalog von 300 fragen zur eigenen biografie befasste. (siehe: https://schreibschrift.wordpress.com/2008/06/17/schreibtechnik-13/ ) diese fragen erleichtern es einem eventuell einen zugang zur eigenen lebensgeschichte zu finden. fragen, die selten im alltag gestellt werden, können einen wunderbare hilfe sein, sich seiner bewusst zu werden. doch wo diese fragen finden?

selbst formulieren und selbst beantworten. doch wie die freundInnen von psychotests in manchen zeitschriften wissen, besteht der kitzel darin, dass jemand anderes einem die fragen stellt und diese unerwartet erscheinen. und am schluss gibt es eine auswertung, die einem sagt, ob man ein guter oder ein schlechter mensch ist. dadurch, dass man auf eine auswertung bauen kann und die tests meist sehr durchschaubar sind, kann man sich in einem positiveren licht erscheinen lassen, als dies tatsächlich der fall ist.

für die eigene biografie kann es hilfreich sein, sich zu fragen, wie denn nun die eigene lebenseinstellung ist. nur woher die fragen nehmen? einfach fragen: „wie ist meine lebenseinstellung?“, erscheint zu profan. eine große hilfe könnte in diesem zusammenhang max frisch sein, der in seinen tagebüchern ausgereifte fragebögen zu verschiedenen aspekten des lebens formulierte. in seiner folge formulierte rolf dobelli „777 indiskrete fragen“. im folgenden post werde ich das buch vorstellen. solche fragebögen, die von anderen formuliert wurden, bieten eine wunderbare möglichkeit für sich im eigenen kämmerlein der eigenen haltung näher zu kommen. 

ist man mit allen fragen anderer durch, hat sich im eigenen leben wahrscheinlich schon wieder so viel verändert, dass man wieder von vorn anfangen kann. und doch bietet eine selbstbefragung die chance, schonungslos zu antworten ohne den inneren zensor, der sich bei gesprächen gern einmischt. zwischen blogs werden auch gern fragebögen (hier „stöckchen“ genannt) hin und her geschickt und öffentlich beantwortet. aber wer ist dann schon ehrlich, wenn die ganze welt mitlesen kann? und möchte (sollte) man unbekannten alles von sich preisgeben?