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schreibidee (389)

ob nun horror-, kriminal- oder fantasy-geschichten, es gibt ein technisches mittel in diesen geschichten, das immer funktioniert: die tür oder der vorhang. dabei geht es darum, dass jemand entweder nur ein blick in einen neuen raum wirft oder sogar den raum betritt. in der vorbereitung wird die spannung, was sich in den raum befindet, aufgebaut. am effektivsten ist dieses mittel, wenn unerwartetes auftaucht. darum eine kleine schreibanregung zu „hinter-dem-vorhang- und hinter-der-tür-geschichten“.

die schreibanregung kann man von zwei seiten angehen: entweder weiß man, was hinter dem vorhang oder hinter der tür ist und beschreibt den weg, bis das geheimnis gelüftet ist. oder man weiß, mit welcher vorgeschichte sich jemand auf die tür und den vorhang zubewegt, aber es steht nicht fest, was dahinter gefunden wird. als einstieg in der schreibgruppe kann man an einem flipchart sammeln, was hinter der einer verschlossenen tür, einem vorhang sein könnte. aus der sammlung einigt sich die ganze schreibgruppe auf eine sache, einen gegenstand. nun wird eine geschichte drumherum gewoben. wer macht sich auf den weg? warum stehen die protagonistInnen plötzlich vor der tür oder dem vorhang? und wie reagieren sie, wenn sie das von der gruppe vorgegebene entdecken. die drumherum geschriebenen geschichten werden anschließen in der schreibgruppe vorgetragen, es finde keine feedbackrunde statt.

im zweiten schritt, werden von der schreibgruppenleitung kleine texte, die den weg bis vor den vorhang oder vor die tür beschreiben, ausgeteilt. nun ist es an den teilnehmerInnen, die tür öffnen zu lassen und die eigene fantasie spielen zu lassen, was passiert, entdeckt wird oder überrascht. der kleine text soll also weitergeschrieben werden. einzige vorgabe, auf irgendeine weise sollte der vorhang zurückgezogen oder die tür geöffnet werden. auch diese texte werden in der schreibgruppe vorgetragen. es findet keine feedbackrunde statt.

im letzten schritt wird eine längere geschichte geschrieben. einzige vorgabe ist eine fotografie. die schreibgruppenleitung teilt entweder nur ein bild oder für alle teilnehmerInnen jeweils ein bild einer tür oder eines zugezogenen vorhangs aus. diese sollen in eine geschichte eingebunden sein. in einer geschichte, die sich auf den vorhang oder die tür zubewegt, und in der das öffnen eine zentrale rolle spielt. anschließend werden die texte vorgetragen und es findet eine feedbackrunde statt. in der feedbackrunde wird vor allen dingen betrachtet, wie spannung aufgebaut wurde und wie das geschehen hinter tür und vorhang die geschichte verändern.

zum abschluss kann man noch eine kurze geschichte oder fortsetzung schreiben, in der tür oder vorhang wieder geschlossen werden.

schreibidee (388)

unsere zeit wird immer knapper (siehe posts vom 02.08.12), die erschöpfungszustände der menschen nehmen zu, die psychosomatischen erkrankungen und störungen steigen an und viele menschen fühlen sich ständig gehetzt. kaum haben sie urlaub, fällt es vielen schwer, sich überhaupt wieder runterzubringen und zu regenerieren. dabei gibt es so vielfältige möglichkeiten wie sauna, meditation, genussvoll essen, faulenzen, … darum eine schreibanregung zu „regenerationstexten“.

was benötigen wir zur regeneration? diese einstiegsfrage wird den schreibgruppenteilnehmerInnen gestellt. alle notieren sich ein paar stichpunkte und wählen anschließend drei punkte aus. zu diesen punkten entwerfen sie einen werbeslogan oder ein werbegedicht. zum beispiel: „neben flora und fauna, hilft zum entspannen auch die sauna!“. die slogans werden in der schreibgruppe vorgestellt.

im nächsten schritt wählen die teilnehmerInnen für sich aus, welche form der regeneration ihnen am besten gefällt. dabei können die werbesprüche, vielleicht auch anderer teilnehmerInnen, als überschrift aufgegriffen werden, um nun einen längeren text über diese regeneration zu schreiben. dabei sollen, wie in einem werbetext die vorzüge und benefits blumig geschildert werden. diese texte dürfen auch gern satirische züge annehmen. anschließend stellen alle teilnehmerInnen ihre lieblingsform in der schreibgruppe vor. es findet eine kurze feedbackrunde statt, in der auch eine rückmeldung gegeben wird, wie sehr man sich vom werbetext angesprochen fühlt.

nun sollen aber eigentliche regenerationstexte verfasst werden. hierzu kann im vorfeld in der schreibgruppe eine kurze diskussion geführt werden, ab welchem moment texte vielleicht zur regeneration beitragen. so kann es sich zum beispiel um meditationstexte oder „wohlfühl“texte handeln. es kann sich um kraftspendendes handeln oder um beruhigendes, positiv gedachtes und vieles mehr. es gibt keine weiteren vorgaben für den zu schreibenden text, die geschichte. anschließend werden die texte, eventuell auch in einem besonderen tonfall, ja nach idee, in der schreibgruppe vorgetragen. es findet eine ausführliche feedbackrunde statt, in der alle teilnehmerInnen benennen können, wie diese form der regeneration auf sie wirkt.

zum abschluss gibt es noch eine kleine persönliche schreibübung. alle schreibgruppenteilnehmerInnen formulieren für sich eine kurze list, in die sie ihre ganz persönlichen regenerationswünsche für die nächste zeit eintragen. dabei können auch gern daten genannt werden, wann diese form der regeneration umgesetzt werden soll. die liste wird nicht in der gruppe vorgetragen, sondern mit nach hause genommen und vielleicht umgesetzt.

schreibidee (387)

ob es nun die wutbürger sind oder das stete jammern und klage – es gibt viele anlässe, die die aktuelle welt schlimm und schlecht erscheinen lassen können. es mag sicher so sein, dass manche beschwerde, manche aufregung unberechtigt oder übertrieben ist. aber es klafft nicht nur die schere zwischen arm und reich auseinander, sondern an vielen orten der welt und bei uns entfernen sich bevölkerung und staatslenkung, -verwaltung immer weiter voneinander. ganz abgesehen davon, erleben immer noch zu viele menschen grausamkeiten. darum dieses mal eine ernsthafte schreibanregung zu „anklage-texten“.

vorab noch eine kurze anmerkung: ich möchte nicht in abrede stellen, dass versöhnung wichtig und hilfreich ist. aber vor allen dingen beim gefühl der ohnmacht darf die ganze frustration auch einmal in einen anklagenden, ungerechten text münden. er dient vor allen dingen dem emotionalen ausdruck, der die verarbeitung des erlebten unterstützen kann. und dann gibt es natürlich auch noch situationen, die keinen menschen ruhig lassen (verhungernde, gequälte und getötet).

aber als einstieg soll bei dieser schreibanregung erst einmal der blick auf die eigene welt geworfen werden. die schreibgruppenteilnehmerInnen werden eingladen, eine kleine sammlung zu erstellen, wozu oder worüber sie gern einen anklage-text erstellen würden. daraus wird ein thema ausgwählt und in stichworten notieren sich die teilnehmerInnen, was zu beklagen wäre. im anschluss wird eine anklage geschrieben. dabei sollten die teilnehmerInnen in die vollen gehen. das heisst, sie sollten sprachlich die möglichkeiten ausloten, wie eine anklage auch wirklich anklagend klingt. da es bei diesen text teilweise sicherlich um sehr persönliche dinge geht, werden die texte nicht in der gruppe vorgetragen.

aber im anschluss werden redewendungen gesammelt, die einer anklage nachdruck verleihen können. sie werden am flipchart notiert. nun gibt die schreibgruppenleitung ein thema vor zu dem von allen teilnehmerInnen ein anklagender text verfasst werden soll. dabei können natürlich manche der gesammelten redewendungen verwendet werden. diese texte werden in der schreibgruppe vorgetragen und es findet eine feedbackrunde statt, in der betrachtet wird, wie nachdrücklich die anklage auf die zuhörerInnen wirkt.

zum abschluss wird noch „die rede des häuptlings seattle“, die zu großen teilen gar nicht von ihm stammt, vorgetragen. diese rede zeigt gut, dass man eine anklage abseits von wut, verständnislosigkeit oder verachtung formulieren kann. der stil dieser rede soll in einer eigenen rede, geschrieben von den schreibgruppenteilnehmerInnen nachgeahmt und auf ein anderes thema angewendet werden. die rede kann in kleingruppenarbeit oder einzeln verfasst werden. wenn alle texte fertig sind, dann wird ein rednerpult aufgestellt und die großen reden der schreibgruppe werden vorgetragen. es findet keine feedbackrunde statt, um die wirkung der worte nicht zu zerreden.

schreibidee (386)

wenn es tatsächlich sommerlich wird, dann möchte bei hohen temperaturen das gehirn auch keine großen grübeleien und denkereien veranstalten. nicht nur die bewegungen werden ein wenig gedämpft und langsamer, auch das denken läuft nicht unbedingt auf hochtouren. die auswirkungen betreffen den alltag ebenso wie die kreativen momente. darum bieten sich in dieser zeit neben den freiluft-schreibereien (siehe vorhergehende schreibidee) schlichte schreibanregungen an, die das plauderhafte erzählen ermöglichen. hier ein paar „sommer-schreibideen“:

  1. abkühlung verschafft schon das denken an ein bad, ein eis oder eine kühle region. noch schöner ist es natürlich, wenn man ein bad oder eis mit dem schreiben verbinden kann. darum als erste anregung – eine geschichte über das waffeleis verfassen. hier kann man entweder keine weiteren vorgaben machen oder zum beispiel neue geschmacksrichtungen erfinden lassen. man kann auch biografisch arbeiten und nach dem wunderbarsten eis, das man je genossen hat. man kann geschichten in einer eisdiele spielen lassen. man kann eiswürfel über ihr leben erzählen alles und vieles mehr.
  2. als zweite anregung soll natürlich das kühle nass dienen. das magazin der süddeutschen zeitung lies zum beispiel einmal schriftstellerInnen im sommer über eine luftmatratze schreiben. oder man malt sich in einer geschichte den idealen badestrand aus und notiert die beschreibung. anschließend kann man im internet recherchieren, ob es einen solchen strand auf der welt gibt und direkt danach eine reise buchen. man kann aber auch viele geschichten im schwimmbad spielen lassen – ein idealer handlungsort, da dort so viele verschiedene menschen beinahe nackt aufeinandertreffen. dann gibt es noch die geschichten über eine abkühlende dusche, den sommerregen oder dem kühlenden wasser aus der sprühdose.
  3. und nun zu den kühlen regionen als dritte schreibanregung. wie wäre es mit einer geschichte in der antarktis? wie wäre es damit, mit der schreibgruppe eine tropfsteinhöhle zu besuchen und dort zu schreiben. oder man fragt den lebensmittelhändler, den hotelkoch seines vertrauens, ob man einmal mit seiner schreibgruppe im kühlhaus schreiben darf. man kann sich aber auch nur den aufenthalt auf südhalbkugel der welt ausmalen, denn dort herrscht gerade winter. gletscherwanderungen und sommerski sind weitere anregungen zu kühlen regionen. aus allen orten und landschaften lässt sich eine schreibanregung entwickeln.
  4. noch einmal gesondert, als vierte schreibidee, können geschichten zu klimaanlagen geschrieben – eine mehr als dankbare anregung. denn allein der ausfall von klimaanlagen bietet einen wunderbaren hintergrund für eine geschichte. aber auch die negativen aspekte der klimaanlage können in storys zum tragen kommen. und wenn man schon so weit ist, wie wäre es mit einer geschichte von ventilatoren, die es leid sind, sich immer kreis zu drehen? welche gedanken können protagonistInnen durch den kopf gehen, während sie den deckenventilator anstarren.

aus all diesen anregungen lässt sich ein bunter sommer-mix erstellen, der mit abkühlenden handlungen während des schreibgruppentreffens einhergehen kann. dadurch stellt man sicher, dass der kopf in der hitze nicht überanstrengt wird und gleichzeitig eine angenehme alternative zum heissen tag angeboten wird.

schreibidee (385)

auch wenn es diesen sommer mit den sonnenstunden ganz mau aussieht, man kann glück haben, die sonne scheint, die temperaturen sind angenehm und nicht auf backofen-niveau, kein gewitter, keine stürmischen böen und kein regen. man kann es wagen, mit der schreibgruppe die räume zu verlassen, um das zu tun, was man eigentlich immer gern im sommer tut – „draußen-texte“ schreiben. über was man alles schreiben kann, dazu hier ein paar schreibanregungen:

gehen sie in den wald. es sollte ein abwechslungsreicher und möglichst wilder wald sein. die bieten mehr für das auge. wenn sie in einer monokultur aus fichten oder kiefern stehen, dann macht die einstiegsschreibanregung nicht so richtig sinn. denn alle teilnehmerInnen wählen sich einen baum aus, der ihnen gefällt. sie stellen sich unter den baum, blicken in die krone, machen sich vertraut mit dem gewächs. nun schreiben alle eine kurze charakterstudie ihres baumes. anschließend kommt die schreibgruppe an einem treffpunkt wieder zusammen. vorher sollten sich alle teilnehmerInnen merken, wo sich ihr baum befindet. die gruppe wird nämlich von ausgewähltem baum zu baum gehen und sich die texte gegenseitig vorlesen.

eine weitere möglichkeit wäre es, dass man sich in einem festgelegten areal einen baum auswählt. die bäume stehen so nah beinander, dass man sich kurze texte zurufen kann. denn nun wird gemeinsam einen unterhaltung zwischen den bäumen geschrieben. alle schreiben mit. jeder baum kann sich in das gespräch einschalten, wenn er möchte. die schreibgruppenteilnehmerInnen sind die sprachrohre für die bäume. sie rufen die nächste äußerung in den wald. und andere bäume antworten darauf.

schön ist es auch, wenn man in einem wald oder park eine ruhige lichtung findet. dort kann sich die gruppe niederlassen. auf einer lichtung lichte gedichte verfassen wäre die aufgabe für die schreibgruppe. alle teilnehmerInnen sind eingeladen, sich von der atmosphäre einer lichtung inspirieren zu lassen. das gedicht muss sich nicht reimen, wahlweise kann ein haiku erstellt werden. anschließend wird auf der lichtung die lyrik deklamiert – alle sitzen, eine/r steht.

oder man sucht sich einen kleinen bachlauf (möglichst plätschernd und gurgelnd), in dessen nähe lautgedichte oder lautmalerische texte verfasst sind, die in verbindung zu dem plätschern und gurgeln des baches stehen. solch eine schreibübung kann man nur draußen veranstalten, da sie dann am originalschauplatz vorgetragen werden können. schön wäre es, wenn die lautgedichte im zusammenspiel mit dem gewässer als audiodatei aufgezeichnet werden.

ansonsten kann draußen durch die natur und das grün gelaufen werden, eindrücke können notiert werden, einzelne besonderheit zur schreibanregung gemacht werden. ob es nun pflanzen, tiere oder landschaften sind, beinahe alles lässt sich zur grundlage eines textes machen. selbst wüsten oder einöden strahlen eine atmosphäre aus, die man thematisieren kann. einzige voraussetzung für solch eine schreib-expedition, die die üblichen wege verlässt, ist, dass die teilnehmerInnen ganz gut zu fuss sind. und ob man sich in der freien natur gegenseitig ein feedback gibt, sollte der schreibgruppe überlassen werden. denn vielleicht will die gruppe die zeit des treffens lieber den vielen schreibanregungen draußen in der natur widmen.

schreibidee (384)

manches taschenbuch umfasst textlich ungefähr 160 seiten und bietet einen großen lesegenuss. manche überregionale tageszeitung kommt täglich beinahe auf ähnliche textmengen und kann nie vollständig durchgelesen sondern nur selektiv wahrgenommen werden. da befindet sich jeden morgen ein neues taschenbuch im briefkasten. was für ein ausmaß an information. aber auch ein großes ausmaß an anregungen. darum eine schreibanregung zu „tageszeitungstexten“.

die vorgehensweise in der schreibgruppe wird dieses mal umgekehrt: nicht die gruppenleitung entwickelt im vorfeld die jeweiligen schreibanregungen, sondern die teilnehmerInnen gestalten ihre schreibideen selber. grundlage dafür ist die ausgabe einer überregionalen tageszeitung. alle teilnehmerInnen bekommen ein aktuelles exemplar der zeitung. dann werden sie eingeladen, die zeitung durchzugehen und sich zu überlegen, welche schreibanregungen man aus der vorliegenden zeitung entwicklen kann.

nach einer gewissen zeit stellen die schreibgruppenteilnehmerInnen ihre schreibideen vor. nun werden die ideen gesammelt, kurz diskutiert oder noch ein wenig verändert und erweitert, wenn sie sich ähneln, um im anschluss abzustimmen, welche idee man in der gruppe umsetzen möchte. wenn die texte geschrieben und vorgelesen sind, dann gibt es dieses mal eine feedbackrunde nicht zum entstandenen text sondern zur schreibidee: wie gut hat sie funktioniert, was könnte man noch anders machen und in welchen zusammenhängen lässt sie sich anwenden? im laufe des gruppentreffens entsteht so eine kleine sammlung von schreibanregungen, die auch bei weiteren schreibgruppentreffen noch umgesetzt werden können.

sollte es den teilnehmerInnen erst einmal schwer fallen, eigene schreibanregungen zu entwickeln (obwohl dies selten der fall ist), kann die schreibgruppenleitung ein paar anregungen geben: man kann den eigenen alltag in eine zeitungsmeldung verwandeln (oder nur in artikelüberschriften). man kann die geschichte hinter kurzmeldungen schreiben. man kann die todesanzeigen nutzen, um ein leben aufzuzeichnen. man kann seine zukunft in eine wettervorhersage packen. man kann aufgrund einer bekanntschaftsanzeige die folgenden kontakte in geschichten packen. man kann berufe erfinden und dafür stellenanzeigen formulieren. man kann einen kommentar über ein alltägliches ereignis verfassen. man kann eine textbesprechung für die zeitung zu einem eben geschriebenen text verfassen. man kann ausgehend von einer buchbesprechung, den anfang des buches selbst schreiben. man kann diverse collagetechniken anwenden. man kann absurde leserbriefe verfassen. man kann börsennachrichten zum eigenen geldbeutel verfassen … oder man erstellt eine ganz eigene zeitung für den morgigen tag und versendet sie an freunde und bekannte. eine ausgabe, in die gleich die schreibanregungen integriert sind.

schreibidee (383)

im nachlass mancher menschen, die mit schriftstellerInnen oder anderen künstlerInnen befreundet waren, fanden sich zum beispiel neben tagebüchern, stapelweise aufgehobene briefe oder postkarten, die einen außergewöhnlichen inhalt hatten. entweder waren sie besonders gestaltet oder sie enthielten gedichte und kleine texte, manchmal auch an vorherige schreiben anschließend. ähnliches in der schreibanregung zu „fortsetzungsgeschichten“.

die schreibidee (55) beschreibt schon die möglichkeit, einen postkartenroman zu verfassen. doch hier soll noch ein wenig weiter gegangen werden. die möglichkeit der variation ist beinahe unerschöpflich.
als einstieg werden die schreibgruppenteilnehmerInnen aufgefordert, sich zumindest den anfang einer geschichte auszudenken, den sie anderen menschen schicken würden (sie können sich auch gleich den ganzen plot überlegen, aber auch versuchen die wendungen der geschichten spontan entstehen zu lassen. die ideen werden in der schreibgruppe nicht vorgestellt.

anschließend werden postkarten an alle teilnehmerInnen ausgegeben, um ein gespür für die mögliche länge der einzelnen textabschnitte zu geben. der anfang der geschichte wird zum beispiel auf drei postkarten notiert. die texte werden in der schreibgruppe kurz ohne feedbackrunde vorgestellt. dann wird durchgezählt, wie viele worte auf einer postkarte platz finden, um später für sich selbst einen anhaltspunkt zu haben. die zahlen werden notiert. nun wird ein text mit abschnitten geschrieben, die die durchschnittliche zahl an worten, die platz auf postkarten finden, haben. dabei sollte darauf geachtet werden, dass der schluss eines abschnitts neugierig macht auf den nächsten. das mag nicht immer gehen, aber fortsetzungsgeschichten haben normalerweise einen „cliffhanger“, der das interesse am geschehen fördert. die geschichten werden in der schreibgruppe vorgetragen. es findet eine kurze feedbackrunde statt, in der vor allen dingen auf die tauglichkeit der cliffhanger geschaut wird.

nun wird die geschichte abermals etwas verdichtet und umgeschrieben, um sie dem format von tweets und sms anzupassen. dafür gibt es einen vordruck, der platz für 140 zeichen gibt (dies ist die maximale länge von twitter-nachrichten). die zeichen kann man in die vorlage einfügen und falls lust besteht, können gleich sms mit der fortsetzungsgeschichte versendet werden. hier erweitert sich durch die digitale technik der spielraum: denn im gegensatz zur längeren zeitlichen unterbrechung beim versenden von postkarten, kann per sms oder twitter leicht zu zweit an einer fortsetzungsgeschichte geschrieben werden. dies funktioniert nach dem ping-pong-prinzip zwischen zwei personen. immer wenn die person, die mit dem weiterschreiben an der reihe ist, zeit hat, sendet sie eine weitere fortsetzung der geschichte. das kann man gleich einmal in der schreibgruppe durch jeweilige handy-kontakte ausprobieren.

bevor in der schreibgruppe weitere variationen der fortsetzungsgeschichten aufgezeigt werden, werden die schreibenden eingeladen, sich gedanken zu machen, wem sie denn gern postkarten oder sms zukommen lassen möchten. auf einer halben seite wird notiert, warum genau dieser person die fortsetzungsgeschichte geschickt werden soll. die gründe werden nicht vorgetragen.

natürlich kann man diese schreibidee auch per mail, per fax, in kleinen animationen oder als handyvideo umsetzen. man kann per blog, twitter oder facebook mit der geschichte an die weltöffentlichkeit gehen. man kann fortsetzungen zu dritt zu viert oder zu tausenden schreiben (dies geschieht zum beispiel in manchen online-rollenspielen). man kann letztendlich geschichten erstellen, die verzweigt und mit offenem ausgang versehen sind (doch hierzu bedarf es fortgeschrittener programmierfähigkeiten – siehe http://spectregame.com/ (ein interaktiver flash-film)). fortsetzungen sind für die empfänger ein schönes, andauerndes geschenk.

schreibidee (382)

schreibgruppen sind auch eine spielwiese für außergewöhnliches und einmaliges. sie bieten den raum, welten zu erfinden, die es nie geben wird. darum dieses mal eine art rollen- oder gedankenspiel, eine wirkliche schreibwerkstatt. denn es ist eine schreibanregung zur „erfindung des schreibamtes“.

wir haben ein finanzamt, ein arbeitsamt, ein ordnungsamt und auch ein bürgeramt. warum nicht noch ein schreibamt einrichten, das alle belange rund um das schreiben regelt und initiiert. als einstieg in das gedankenspiel wird die schreibgruppe eingeladen, ideen zu sammeln, was ein schreibamt alles erledigen kann. dazu erstellen die teilnehmerInnen ein cluster zur frage des schreibamtes. anschließend verfassen sie einen längeren text, der ihr ganz persönliches schreibamt mit allen aufgaben und strukturen beschreibt. die texte werden vorgetragen, die ideen am flipchart gesammelt und es wird feedback gegeben, wie sinnvoll und hilfreich die anderen schreibgruppenteilnehmerInnen die vorgeschlagene struktur finden.

anschließend werden gemeinsam die aufgabengebiete des schreibamtes entworfen. hat sich die schreibgruppe auf eine struktur geeinigt, werden die einzelnen abteilungen des schreibamtes auf einzelne zettel notiert. nun wird unter den teilnehmerInnen gelost. jede/r übernimmt eine abteilung und wird so zusagen zur leitung der abteilung ernannt. nun müssen aufgaben und ziele der jeweiligen abteilungen formuliert werden. alle schreibgruppenteilnehmerInnen erstellen ein kurzes konzept ihrer abteilung. anschließend werden die abteilungen in einer kleinen präsentation in der schreibgruppe vorgestellt.

danach wird eine längere geschichte geschrieben, in der das schreibamt eine rolle spielt. welche abteilung oder aufgabengebiete in der geschichte berücksichtigt werden oder ob die geschichte innerhalb des schreibamtes spielt, bleibt den schreibenden überlassen. anschließend werden die geschichten vorgetragen und es findet eine feedbackrunde statt.

zum abschluss des gedankenspiels soll noch ein humorvoller zeitungsartikel verfasst werden. wenn man schon ein amt gründet, dann ist die bürokratie nicht zu vernachlässigen. also wird von den teilnehmerInnen ein journalistischer bericht über die hürden oder schwierigkeiten im neuen schreibamt geschrieben und in der schreibgruppe vorgetragen.

schreibidee (381)

sprache ist eine praktische einrichtung, die es uns möglich macht, gegenseitig botschaften zu senden und zu empfangen. doch die halbwertszeit von sprache ist relativ gering. so stehen wir vor der frage, welche bilder oder botschaften vor atommülllager angebracht werden sollten, damit diese noch in zweihundert oder mehr jahren verstanden werden. vor einer ähnlichen frage stehen wir im zusammenhang mit außerirdischen – was sollten wir ihnen mitteilen? eine schreibanregung zur „immerwährenden botschaft“.

als einstieg in die schreibübung notieren alle teilnehmerInnen, was ihrer ansicht nach in hunderten von jahren immer noch gewusst werden sollte. zum beispiel kann man der meinung sein, dass beim strassen überqueren vorher nach links und rechts geschaut werden sollte. doch man kann sich nicht sicher sein, dass es überhaupt noch strassen gibt. es wird zu jeder notiz eine kurze beschreibung formuliert und in der schreibgruppe anschließend vorgetragen. die wichtigen wissensgrundlagen werden dann diskutiert: welche botschaft wird in jahrhunderten noch bedeutung haben. zum schluss wird abgestimmt, welches die drei wichtigsten botschaften sind.

dann suchen sich die schreibgruppenteilnehmerInnen aus den drei botschaften eine aus, die sie genauer beschreiben werden. auf maximal zwei seiten wird ein text geschrieben, was an den botschaften so wichtig ist. die texte werden in der schreibgruppe vorgestellt. es gibt keine feedbackrunde. als nächstes wird der eben beschriebene klärungsprozess noch einmal durchgeführt, und zwar für botschaften an außerirdische. diese botschaften unterscheiden sich sicherlich von denen an andere menschen. dabei sollte bedacht werden, dass die außerirdischen auf wegen kommunizieren, die für uns wahrscheinlich unvorstellbar sind. und dass sie in einer absolut anderen welt leben. hier werden ebenso die drei wichtigsten botschaften mit anschließenden texten verfasst.

im anschluss wird eine längere geschichte geschrieben. wahlweise kann sie in ein paar jahrhunderten stattfinden oder als eine begegnung mit außerirdischen beschrieben werden. einzige vorgabe: ihre verfasste botschaft muss eine rolle spielen. man kann sich bei der geschichte an „men in black“ oder „per anhalter durch die galaxis“ erinnern. man kann aber auch ganz neue gedanken und geschichten entwickeln. (ich stelle mir zum beispiel vor, dass vor einem atommmülllager diverse hinweise stehen, dass man dort auf keinen fall graben sollte, da dies gefährlich sei. und dann stelle ich mir die neugierde des menschen vor und bin mir sicher, exakt an dieser stelle wird gegraben werden 😉 ). die texte werden in der schreibgruppe vorgetragen und es findet eine feedbackgruppe statt.

da es sich bei den schreibanregungen um das verfassen einer art modernen flaschenpost geht, wird zum abschluss noch eine persönliche nachricht verfasst. alle schreibenden werden eingeladen, maximal auf einer halben seite zu notieren, was in ein paar jahrhunderten von ihnen gelesen werden sollte. was möchten sie ganz persönlich den nächsten generationen oder außerirdischen schon immer mal mitteilen? die texte werden kurz vorgetragen. man kann sie anschließend noch sammeln und irgendwo deponieren, vergraben, einzementieren …

schreibidee (380)

wie konnte ich nur die letzten jahre bei den schreibideen, einen stoff, ein produkt als schreibanregung vergessen, das unser leben so sehr bestimmt und so sehr verschönert. es bedarf erst einer dokumentation über einen künstler, der mit diesem stoff arbeitet, um mir wieder seiner bedeutung bewusst zu werden. es hat wahrscheinlich damit zu tun, dass das produkt meist durchsichtig ist. eine schreibanregung zu „glas-geschichten“.

vorab: diese schreibidee kann man natürlich wunderbar mit dem besuch einer glasmanufaktur oder einer glasbläserei verbinden.
als einstieg in die schreibanregung wendet sich die schreibgruppe der grundlage des glases zu, dem sand. das erstaunliche am glas ist, dass aus kleinen sandkörnern dieses wunderbare produkt wird. darum wird die schreibgruppe eingeladen kleine wortkörner zu notieren. alle sind aufgefordert, worte, die nicht mehr als vier buchstaben haben, frei assoziierend zu notieren (die worte müssen nichts mit glas zu tun haben). anschließend werden die worte „eingeschmolzen“ und es sollen kurze texte oder lange wörter, eben ein einziges gebilde, ein wortglas daraus entstehen. die wörter oder texte werden kurz in der schreibgruppe vorgetragen.

im anschluss werden gemeinsam begriffe am flipchart gesammelt, in denen das wort glas auftaucht (glaskolben, glasauge, glastür, glaswolle, glasnudeln, …). die schreibgruppenteilnehmerInnen wählen einen begriff daraus aus und schreiben eine kurze geschichte dazu. ob es nun um den blick durch das glasfenster oder das spielen mit glasperlen oder -murmeln geht, es gibt keine vorgaben für den text. der text wird in der schreibgruppe vorgetragen und es findet eine kurze feedbackrunde statt.

zum abschluss wird eine lange geschichte geschrieben. einzige vorgabe zu dieser geschichte ist ausnahmsweise die überschrift: „vorsicht! glas!“. ein aufdruck der manchmal noch mit dem wort „zerbrechlich!“ ergänzt wird. doch dieser zusatz soll in der überschrift nicht auftauchen, sondern ist nur ein beispiel, welche richtung die geschichte einschlagen könnte. im anschluss werden die geschichten vorgetragen und es findet eine ausführliche feedbackrunde statt. dabei kann diskutiert werden, wie unterschiedlich man mit einer vorgegebenen überschrift umgehen kann.

sollte noch ein wenig zeit zur verfügung stehen, dann können alle schreibenden eingeladen werden, ein haiku oder ein elfchen zum thema „der gläserne mensch“ zu schreiben (auch hier wäre „vorsicht zerbrechlich!“ ein schöner zusatz.

schreibidee (379)

cool ist es dort auf alle fälle, aber nicht unbedingt gefühllos. man kann die tür öffnen und es zeigt sich ein lebensstil einer person oder von mehreren personen. man kann die tür öffnen und man weiß, ob das leben genossen wird oder eher spartanische stimmung herrscht. und schliesst man die tür wieder, dann kann man nur darüber spekulieren, was im inneren geschieht. dies ist eine schreibanregung zu „kühlschrank-geschichten“.

praktisch wäre es, wenn es in den räumen, in denen sich die schreibgruppe trifft, einen kühlschrank gibt. vor dem können sich die schreibgruppenteilnehmerInnen versammeln und als einstieg ihre gedanken notieren, wenn der kühlschrank geöffnet wird und der inhalt sichtbar wird. alternativ dazu können die teilnehmerInnen aufgefordert werden, vor dem schreibgruppentreffen die assoziationen zu ihrem eigenen kühlschrankinhalt zu notieren. noch interessanter würde es, wenn alle eine fotografie von ihrem geöffneten kühlschrank mitbringen könnten. oder man besucht freunde und bekannte und fragt sie, ob man einmal vor ihrem kühlschrank assoziieren darf. aus diesen assoziationen soll ein elfchen und ein haiku geschrieben werden. beide kurztexte werden in der schreibgruppe vorgetragen.

im nächten schritt wird systematisch vorgegangen. da nicht alle kühlschränke identisch konzipiert sind, konzentriert sich die schreibgruppe auf das minimum. als erstes wird die oberste ablagefläche genau betrachtet (was befindet sich dort? wie voll oder leer ist sie?…), gedanken und assoziationen werden notiert. anschließend wird eine kurzer text (für den es keine vorschriften gibt, er sollte nur nicht länger als zwei seiten sein) geschrieben. nun wird die zweite ablagefläche des kühlschranks in den blick genommen. abermals sollte ein text entstehen. dies kann man noch für das gemüsefach und die innenseite der tür wiederholen. die kurzen texte werden anschließend ohne feedbackrunde in der schreibgruppe vorgetragen. interessanter wird das ganze, wenn fotos gemacht werden. denn dann können die kühlschrankinhalte untereinander ausgetauscht werden und die vorlagen sind nicht so vertraut.

zum abschluss wird nun eine handlung in den kühlschrank verlegt (alternativ kann man auch den kühlschrank zum hauptprotagonisten einer geschichte machen). aber es ist sicherlich anregender, sich zu überlegen, was im kühlschrank alles passiert, wenn die tür geschlossen ist. die lebensmittel können sich unterhalten, der schimmelpilz attacken vorbereiten, das gemüse kann frieren und vieles mehr. natürlich kann man diese geschichten auch mit der nutzung des kühlschranks kombinieren. dabei treten die bewohner in kontakt mit der außenwelt. was geschieht? wie reagieren alle, wenn das licht angeht? was passiert, wenn lebensmittel voneinander getrennt werden und jemand nicht zurückkehrt? der kühlschrank als tägliches drama im kleinen 😉 die geschichten werden in der schreibgruppe vorgetragen und es findet eine ausführliche feedbackrunde statt.

hat die schreibgruppe lust auf psychospiele (dies ist immer mit vorsicht zu genießen), kann man ganz zum schluss das spiel spielen: zeig mir den inhalt deines kühlschranks und ich sage dir, wer du bist.

schreibidee (378)

oooh, ist das alles aufgeregt. unsere formen des multitaskings, die beständige handy-ruf-bereitschaft und die kaskaden an schnellen eindrücken und bilderfolgen in den medien lassen uns so langsam immer unruhiger werden. vor ein paar jahren saß ich einmal in einem kino, das sehr knarrende sitze hatte. im kontrast dazu lief ein extrem ruhiger film. an diesem abend konnte man hören, wie nervös die welt und wie groß das aufmerksamkeitsdefizit inzwischen ist. greifen wir das phänomen doch einmal auf: dies ist eine schreibanregung zu „nervösen geschichten“.

zu beginn werden alle schreibgruppenteilnehmerInnen eingeladen, für sich stichwortartig zu notieren, was sie nervös macht. dann wird eine begebenheit, sache oder ein gedanke ausgewählt und in einem kurzen text beschrieben (maximal zwei seiten). die texte werden in der schreibgruppe vorgestellt.

aus den vorgestellten nevös-macherInnen und der eigenen liste wird abermals ein vorschlag ausgewählt. nun schreiben die teilnehmerInnen einen gedanklichen monolog eines menschen, der nervös ist. dabei soll der ausgewählte nervös-macher im vordergrund stehen. schon das hören der texte soll nervös machen. anschließend werden die texte vorgetragen und es wird in einer feedbackrunde diskutiert, welche techniken angewandt wurden, um den gedanklichen monolog nervös erscheinen zu lassen.

wenn alle schreibgruppenteilnehmerInnen nach dem hören der monologe nervös genug sind, dann kann man sich der ausführlicheren schreibübung zuwenden. es soll eine geschichte geschrieben werden, in der die nervosität im vordergrund steht. mindestens eine person in der geschichte muss nervös sein, es kann sich aber auch um eine ganze gruppe handeln. wichtig ist bei dieser schreibübung, dass die nervosität sich im text wiederfindet. und als zweite vorgabe an die schreibenden: die nervosität soll eine wichtige rolle in der handlung spielen. das kann zum beispiel über fehlhandlungen aufgrund großer nervosität dargestellt werden. es kann zwei menschen in der kommunikation sich verwirren und verstricken lassen, da sie beide so nervös sind. es kann dargestellt werden, wie zunehmende nervosität ein umfeld auf distanz gehen lässt und vieles mehr. die geschichten werden in der schreibgruppe vorgetragen und es findet eine ausführliche feedbackrunde statt.

zum abschluss notieren nun alle schreibgruppenteilnehmerInnen jeweils drei techniken, um nervosität abzubauen und sich zu entspannen. die techniken werden kurz beschrieben. alle vorgestellten techniken werden nach dem treffen der gruppe von der gruppenleitung zusammengeschrieben und den teilnehmerInnen ausgehändigt. wenn sie einmal nervös werden sollten und der emotionale zustand stört, dann haben sie alle eine schöne sammlung an entspannenden techniken, auf die sie zurückgreifen können.

alle 378 schreibideen dieses blogs können auch gebündelt in einem extra-blog nachgelesen werden: http://schreibideen.schreibboutique.de .

schreibidee (377)

texte haben einen anfang und ein ende, dazwischen passiert etwas. manchmal passiert mehr, manchmal weniger. es gibt menschen, die lesen nach den ersten zeilen eines buches, erst einmal den schluss. auch wenn ich mir das gar nicht vorstellen kann und das gefühl hätte, dass die spannung genommen wird, aber bedeutungsvoll als rahmung des inhalts sind anfang und schluss. dieses mal soll vollständigen texten eine füllung verpasst werden – der vorhandene text wird selber zu anfang und schluss. eine schreibanregung zu „sandwich-texten“.

zu beginn der schreibgruppe werden von den teilnehmerInnen passende texte ausgewählt. das können zeitungsartikel, kurze geschichten, anzeigen, gebrauchsanweisungen oder ähnliches sein. die texte werden gesammelt und anschließend wird gelost, wer welchen text bekommt. nun wählen die teilnehmerInnen für den ihnen vorliegenden text die stelle aus, an der der „sandwich-belag“ eingefügt werden soll. die texte werden an die linken nachbarInnen weitergegeben.

im nächsten schritt werden in die vorliegenden texte kleine geschichten oder ereignisse als belag eingefügt. wie dies umgesetzt wird, bleibt den schreibenden überlassen: es können bezüge zum vorliegenden text hergestellt werden, es kann aber auch collagierend mit den brüchen gearbeitet werden. ist der belag fertig werden die texte abermals nach links weitergegeben, denn neben wurst, käse, fleisch oder dergleichen mehr, bekommen sandwiches noch ein wenig gemüse mit auf den weg (salat, tomate, gurke usw.).

nun dürfen die schreibenden den ihnen vorliegenden texten noch eine dünne schicht am anfang und ende der einschübe (des belags) verpassen. ist dies abgeschlossen werden die texte abermals weitergegeben. zum krönenden abschluss wird den sandwiches noch ein dressing, eine soße oder paste hinzugefügt. dabei handelt es sich um eine geschmacklich intensive und alles verbindende sprache.

das bedeutet die schreibenden überarbeiten den einschub in den originaltext noch ein wenig sprachlich, geben eine eigene note hinzu, verändern kleinigkeiten und würzen das geschriebene. dann ist der sandwicht-text fertig und kann verspeist werden. dazu werden die entstandenen gemeinschaftstexte in der schreibgruppe vorgetragen und es findet eine feedbackrunde (ein geschmacksurteil) statt.

die schreibidee kann mit einem wirklichen picknick und dem essen von sandwiches verbunden werden. es kann nicht nur mit zwei umfassenden textabschnitten gearbeitet werden, sondern zwei oder drei einschübe gemeinsam verfasst werden. es können vorgaben für die zutaten gemacht werden und vieles mehr. interessant ist am schluss, wie weit die neuen texte von den ausgangstexten abweichen und wie weit etwas ganz neues entstanden ist.

schreibidee (376)

schreibgruppen sind von der altersstruktur her oft sehr gemischt. das ermöglicht eine spannenden austausch zwischen verschiedenen generationen. dabei geht es nicht nur um die jeweiligen biografien oder erlebnisse, sondern es geht auch um das konzept von alter und altern. darum eine schreibanregung zu „alterungstexten“.

die schreibgruppenteilnehmerInnen werden angeregt, darüber zu schreiben, wie sie sich ihr leben im alter von 70 jahren vorstellen (sollten 70-jährige oder ältere teilnehmerInnen in der gruppe sein, können sie einen realistischen text, wie ihr leben mit 70 jahren ist / war, schreiben). der text sollte maximal zwei seiten umfassen. die texte werden gegenseitig vorgestellt und es findet statt einer feedbackrunde eine kleine diskussion zu den vor- und nachteilen des alterns statt.

anschließend erstellen alle teilnehmerInnen ein cluster zum „altern“. hierbei gibt es keine vorgaben, weshalb sich die assoziationen nicht ausschließlich um persönliche einstellungen zum altern drehen müssen. anschließend wird eine kurze geschichte des alterns geschrieben. die geschichten werden in der schreibgruppe vorgetragen. es findet eine kurze feedbackrunde statt.

als letzte vorarbeit für einen längeren text wird eine ausblick in jahrzehnten notiert. dazu schreiben die schreibgruppenteilnehmerInnen maximal 10 zeilen zu der frage „wie sieht die welt in 10 (20, 30, 40, 50) jahren aus?“. anschließend wird eine längere geschichte geschrieben, in der die jahrzehnte durchschritten werden sollen. wie dies umgesetzt wird, ob biografische gedanken oder eine begebenheit, die sich über 50 jahre erstreckt, verfolg wird, bleibt den schreibgruppenteilnehmerInnen überlassen. man kann auch über fiktive tagebucheinträge eine geschichte entstehen lassen oder anhand der mode die jahrzehnte durchschreiten, man kann jemand einen rückblick anstellen lassen oder den weltuntergang herbeischreiben.

zum abschluss werden die geschichten vorgetragen und es findet eine ausführliche feedbackrunde dazu statt, wie der prozess der alterung dargestellt wurde. und wenn lust besteht, dann kann zum endgültigen abschluss noch kurz eine liste mit fünf punkten erstellt werden, was man, wenn man wieder jung wäre, anders gemacht hätte.

schreibidee (375)

dieses mal geht es um die speicherkapazitäten von gegenständen, die vieles beeinflusst und jeder geschichte eine wendung geben kann. denn in zweiter linie geht es um energie. eine schlichte idee mit hohem effektpotential: eine schreibanregung zu „akku-geschichten“.

man kann der schreibanregung auch die überschrift „wenn der akku plötzlich leer ist“ geben. in der schreibgruppe wird als erstes gesammelt, für was man alles einen akku oder eine batterie benötigt – telefon, computer, auto, open-air, mikrofon, vibrator, wecker, taschenlampen, … immer mehr geräte haben neben dem direkten stromanschluss auch noch irgendwelche energiespeicherzellen für bestimmte funktionen. ist die liste erstellt wird gemeinsam ein gegenstand ausgewählt über den man schreiben möchte. nun kann frei assoziiert werden und es soll eine maximal zwei-seitige geschichte verfasst werden. die geschichte wird in der schreibgruppe vorgetragen.

im nächsten schritt wird abermals ein gegenstand ausgewählt, doch dieses mal soll eine kurze zwei-seitige geschichte darüber geschrieben, was passiert, wenn der akku, die batterie plötzlich leer ist. abläufe werden unterbrochen, etwas ganz anderes geschieht, unerreichbarkeiten entstehen. auch diese geschichte wird kurz in der schreibgruppe vorgetragen, ohne feedbackrunde.

nun wird eine längere geschichte zu einem akku-gerät geschrieben – ob dabei die energie schlagartig ausgeht, ladezeiten notwendig sind oder alles wie am schnürchen läuft, da der akku voll ist oder ein ersatzakku vorhanden ist, bleibt den schreibgruppenteilnehmerInnen überlassen. daraus können geschichten am rand der katastrophe, krimis, alltagsbegebenheiten oder anderes werden. wichtig ist nur, dass der akku, die batterie eine rolle spielt. die geschichten werden anschließend in der schreibgruppe vorgetragen und es findet eine ausführliche feedbackrunde dazu statt, wie effektiv akkus geschichten verwandeln können.

zum abschluss nehmen wir den menschen als speichergerät. wir kennen den satz „mein akku ist leer“ oder „ich muss meine batterien wieder aufladen“. was tun menschen dafür? wie fühlt es sich an, wenn die batterien leer sind? die teilnehmerInnen werden dazu eingeladen, entweder eine geschichte zu schreiben, die den persönlichen akku wieder auflädt, oder in der so viel energie abführt wird, dass schlagartig die batterien leer sind. was passiert in diesen momenten? die geschichten werden anschließend in der schreibgruppe vorgetragen.

schreibidee (374)

die naturwissenschaften kommen hier immer zu kurz, abgesehen von den tieren und den pflanzen. dabei gibt es noch so viele andere erkenntnisse und vorstellungen, die sich wunderbar in schreibanregungen einflechten lassen. darum dieses mal der blick auf die chemie und eine schreibanregung zu „molakularen texten“.

nein, es sollen hier keine wissenschaftlichen abhandlungen zur struktur von molekülen und atomen verfasst werden. vielmehr kann man die chemischen sortierungen und strukturen wunderbar für kreative assoziationen verwenden. man nehme zum beispiel für den einstieg das periodensystem der elemente (siehe http://commons.wikimedia.org/wiki/Periodic_table?uselang=de ), man entferne oder verkleinere die elemente, behalte aber die numerierung bei und beschränke sich auf die ersten fünfzig elemente. nun wird in jedes kästchen ein beliebiger begriff notiert. (es können auch begriffe aus vorherigen clustern eingetragen werden).

für die erste schreibanregung werden je nach nummerierung (oder elektronenzahl) worte verwendet, um einen kurzen text zu schreiben. also besteht der erste text zum ersten begriff aus einem wort, der zweite aus zwei, der dritte aus drei. die texte sollen sich auf den eingetragenen begriff beziehen. man kann das spiel noch weiterführen. jetzt werden aus den elementen moleküle gebildet. man nehme zum beispiel h2o, unser wasser. nun wird eine geschichte geschrieben, in der der erste begriff zwei mal auftaucht und der achte begriff einmal. oder wenn man salz nimmt, nacl, dann kann man aus dem 11ten und dem 17ten begriff einen text verfassen. ein wenig umständlich wird das ganze bei kohlenwasserstoff-verbindungen, da der wasserstoff so häufig auftaucht. doch es kann ja jedes element eine moleküls nur einmal verwendet werden.

ebenso kann man die elektronen (also die zahl der worte) dem molekül gemäß kombinieren. noch eine variante kann sein, dass man die symbole für die elemente bestehen lässt und aus ihnen worte bildet, indem man sie an den anfang des wortes setzt. so wird aus gold (au) das auto, aus silber (ag) der agent, aus tellur (te) der tennisball usw.. bei manchen elementen mag dies schwierig sein, bei magnesium (mg), doch hier kann man die regel einführen, dass ein vokal zwischen die buchstaben gesetzt werden darf. auch die so entstandenen worte können wieder zu molekülen (und geschichten) kombiniert werden.

geht man noch einen schritt weiter, dann können aus den eingetragenen worten, neue abkürzungen entstehen, die man zu fantasie-molekülen vereint und daraus geschichten entstehen lässt. oder man erfindet eigene elemente, gibt ihnen namen, schreibt ihnen eigenschaften zu, erschafft eigene moleküle und macht sie zur grundlage von geschichten. wie wäre es zum beispiel mit den „elementen der kreativität“? welche rolle hätten dabei die elektronen? der kreativität sind keine grenzen gesetzt. nach all den kreativen (chemischen) experimenten, werden die texte in der schreibgruppe vorgestellt (einhergehend mit der vorstellung des eigenen periodensystems). in der feedbackrunde wird die halbwertszeit der strahlenden elemente (worte) diskutiert. viel spaß beim experimentieren mit der chemie.

wie man den spass am schreiben abgewöhnt (09)

kein kopieren

bei wissenschaftlichen arbeiten mag man dies noch verstehen, dass pures kopieren nicht zeigt, wie man selbstständig zu wissenschaftlichen erkenntnissen gelangt. obwohl auch da das kopierte ja nur als zitat kenntlich gemacht werden müsste, um es für die eigenen überlegungen nutzen zu können. aber generell gibt es inzwischen eine verteufelung des „copy & paste“, worüber man meiner ansicht nach vortrefflich streiten kann.

vor dem schreiben steht die ideenfindung und recherche. kein schreibender mensch erfindet das rad neu, sondern orientiert sich an schon vorhandenem, an bekanntem und an persönlichen vorlieben. dabei wird nachgemacht, weitergedacht oder nur neu kombiniert. diese prozesse werden gern abgewertet als faulheit und ausweichhandlung.

das scheint absurd, wenn man sich die denkleistung dahinter betrachtet: es wurden erst einmal informationspools gesucht, sie wurden durchforstet, es wurde ausgewählt, es wurde gelesen, es wurden ausschnitte kopiert und neu kombiniert. letztendlich wurden also für die schaffung eines neuen produktes collagetechniken angewendet. wer glaubt denn, dass dies früher nicht der fall war? ganz gleich, ob schule, hochschule oder freizeit, es wurde abgeschrieben. nur handschriftlich war dieser prozess viel aufwendiger. da fiel die entscheidung leichter, gleich etwas eigenes zu schreiben.

aber generell stellt sich die frage, ob die qualität eines textes automatisch dadurch schlechter wird, dass man versatzstücke anderer ansprechender texte verwendet. mein momentanes lieblingsthema: musik und malerei haben dies schon lange vorgemacht, nur beim schreiben wird ein anderer maßstab angelegt. und schnell rutscht man in die denkstruktur, dass es eines geniehaften schöpfens aus sich selbst heraus bedarf, um schreiben zu können. „copy & paste“ können ein wunderbarer einstieg ins schreiben sein.

die sorge, dass dann nur noch kopiert würde, ist eine falsche. ausweichhandlungen treten nur dann auf, wenn eine sache keinen spaß macht, zwang und druck zum ausweichen und zur flucht animieren. kreativ sein ist aber für alle menschen ein angenehmes gefühl, wenn keine abwertungen im nachhinein stattfinden. und kreativität verlangt nur die neukombination von bisher gedachtem aber nicht die vollständige neuschöpfung, die von der logik her auch gar nicht außerhalb gesellschaftlicher parameter machbar ist. wir können nicht denken, was abseits des menschlich vorstellbaren liegt. doch unsere vorstellung, dass butter butter ist, ist gesellschaftlich vermittelt, also schon einmal von jemandem gedacht worden.

also ist das kopieren und neukombinieren eine fähigkeit, die uns menschen kreativ werden lässt und unsere entwicklung fördert. es wird zeit, dass beim schreiben die angst vor dem „copy & paste“ abgelegt wird. wir tun es sowieso schon. und dann kann der fokus auch auf den kreativen aspekt im hintergrund gerichtet werden. was für ein spaß ist es, aus textschnippseln von goethes „faust“ ein neues stück zu kreieren. und wie viel größer wird der spaß im laufe der zeit, wenn man anfängt selber wie goethe zu schreiben. das kopieren ist eine gute technik um sich dem schreiben anzunähern, wir sollten in schulen, hochschulen, in der kunst und literatur nicht darauf verzichten.

unter einem ganz anderen gesichtspunkt verläuft die debatte um das vollständige kopieren ganzer bücher, ohne neues daraus zu schaffen. die ist hier nicht gemeint.

schreibidee (373)

in einer atemlosen welt atemlose texte zu schreiben kann die hektik und die zeitknappheit widerspiegeln. der weg zu atemlosen texten wiederum kann spielerisch betreten werden. es geht nicht darum, immer schneller zu lesen und dadurch außer atem zu kommen, es geht eher um die aneinanderreihung von informationen oder dingen, die die leserInnen oder zuhörerInnen in einen zugzwang des schnellen denkens schleudern. darum eine schreibanregung zu „lindwurm-texten“.

der lindwurm ist ein sagenhafter drache, der sich langgestreckt durch die gegend schlängelt und mit seiner länge beeindruckt. darum ist ein lindwurm-wort nichts anderes als ein langes wort, das seinen sinn nicht verliert, sondern vorstellbares beschreibt oder umschreibt. ein klassiker: donaudampfschifffahrtskapitän. in der schreibgruppe wird zum einstieg der wettbewerb ausgetragen, wer das längste sinnvolle wort findet. dazu müssen nach der entwurfsphase, die längsten wörter vorgestellt und die buchstaben der worte gezählt werden. gesiegt hat das längste wort. so schlicht die übung daherkommt, so viel spaß kann sie machen. man kann den schwierigkeitsgrad dadurch erhöhen, dass das wort einen sachverhalt und nicht nur einen gegenstand beschreiben soll. zum beispiel: die sachverständigenratvorsitzendenübergangsregelungsprotokollverlesung.

im zweiten schritt des schreibgruppentreffens werden listen erstellt. am einfachsten ist es die beschreibung eines ortes dafür heranzuziehen. die teilnehmerInnen werden aufgefordert alle gegenstände, die ihnen in einem raum auffallen, zu notieren (wenn man gleich in die Vollen gehen möchte, dann kann man in einen supermarkt gehen). daraus wird dann ein satz erstellt, der mit den worten „ich befinde mich in einem raum mit …“ beginnt. am besten reiht man nun nomen mit dem passenden adjektiv hintereinander auf, z.b.: ich befinde mich in einem raum mit grünen vorhängen, braunen stühlen, einem gelben teppichboden, metallenen lampen… . ist die aufzählung beendet wird mit einem satz als zusatz „… und überlege mir…“ geschlossen. die aufzählungen werden vorgetragen.

wenn nun alle teilnehmerInnen der schreibgruppe langsam hektisch werden, kann eine geschichte im stakkato-format verfasst werden. dazu wird abermals eine liste erstellt. dieses mal soll die liste einen atemlosen tagesablauf erfassen. möchte man den schwierigkeitsgrad erhöhen, kann man auch dazu auffordern ein theaterstück, eine geschichte, eine begebenheit in listenform zu bringen. dabei sollte eine eintragung nicht mehr als ein adjektiv, ein nomen und ein verb enthalten. zum beispiel: wecker klingelt. aufgestanden. hausschuhe angezogen. kaffeemaschine angestellt. geduscht. angezogen. haus verlassen. auto gestartet. losgefahren. volle strassen… .

die texte werden ruhig aber ohne pause vorgelesen und es findet ein feedback zu dem stilistischen mittel statt. sollte noch zeit für das gruppentreffen zur verfügung stehen, können nun geschichten in dieser schreibform erzählt werden. diese stichwortartigen aufzählungen von handlungen geben dem text einen ganz eigenen drive und fordern die zuhörerInnen zur gedanklichen ergänzung auf. wie wäre es mit einem krimi als lindwurm-text?

schreibidee (372)

für manche menschen sind geschichten und bücher wie lebensmittel: sie können sich ihr leben ohne nicht vorstellen. heute werden für verbraucherInnen die lebensmittel ausführlicher gekennzeichnet als vor ein paar jahren. da werden nährwerte und zutaten aufgelistet. auch wenn die produkte nicht immer so zusammengesetzt sind wie es in der werbung über sie lautet, so geben die daten doch einen anhaltspunkt für die käuferInnen. warum ähnliches nicht für geschichten erstellen. hier eine schreibanregung zu „nährwert und zutaten von geschichten“.

alle schreibgruppenteilnehmerInnen werden dazu eingeladen, für diese schreibidee einen eigenen text mitzubringen. dieses mal startet das treffen mit der bearbeitung eines schon geschriebenen textes. im vorfeld einigen sich die teilnehmerInnen auf die kategorien zu den nährwerten und zutaten, die für die jeweiligen texte erhoben werden sollen. dies kann zum beispiel ein „kuschelfaktor“, eine „literarische herausforderung“ oder ein „genusspotential“ für die nährwerte sein. und es kann freigestellt werden, wie die zutaten beschrieben werden, z.b.: ein hauptprotagonist, zwei weitere personen, liebe (10%), spannung, ein mord, … .

nun werden die texte an andere gruppenteilnehmerInnen verteilt und von ihnen bearbeitet. sie listen die jeweiligen stoffe und zusatzstoffe auf, geben den nährwert an und stellen das ergebnis dann in der runde vor. hat man einmal kategorien und tabellen für die auswertung der texte erstellt, kann man dies in der zukunft auch für feedbackrunden verwenden.

doch im nächsten schritt soll der prozess umgekehrt werden. zwei varianten bieten sich an: zum einen können die schreibenden aufgefordert werden, die zutaten und den nährwert für eine ideale geschichte zu notieren. diese schreib-lebensmittel-packungsaufschrift wird innerhalb der schreibgruppe weitergereicht und soll nun passend zur aufschrift geschrieben werden.
zum anderen können spontan nährwert und zutaten notiert werden. doch die schreib-lebensmittel-packungsaufschrift wird nicht an andere teilnehmerInnen weitergereicht, sondern die verfasserInnen der listen schreiben eine geschichte zu den eigenen vorgaben. hierbei sollte nicht die ideale geschichte verfolgt werden, sondern eine spontan notierte kombination.

die geschichten werden anschließend in der schreibgruppe vorgetragen und in einer feedbackrunde mit der packungsaufschrift verglichen. das gleiche kann man nun noch mit gedichten, mit wissenschaftlichen texten oder mit biografischen geschichten durchführen. im laufe der zeit kann eine schreibgruppe dadurch ganz eigene kategorien des schreibens für sich selbst entwickeln (und vielleicht veröffentlichen).

schreibidee (371)

der fluss ist wichtig, der verkehrsfluss. menschen schaffen sich unzählige autos an und haben dann das problem, dass sie sich damit nicht ungehemmt fortbewegen können. stop + go ist das grundprinzip in vielen regionen der welt. in vielen regionen wurde in den letzten jahrzehnten zur beruhigung der autorfahrerInnen die ampelkreuzung zugunsten des kreisverkehrs abgeschafft. auch der schreibfluss ist wichtig. darum eine schreibanregung zu „kreisverkehr-geschichten“.

man könnte es auch als schreibspiel bezeichnen, was dieses mal in der schreibanregung umzusetzen ist. die klassiker sind die knick-und-falt-texte, die in einer runde weitergegeben werden. als einstieg in diese schreibanregung kann man gern das „alte“ schreibspiel aufgreifen, da es immer wieder spaß macht.

in der folge werden aber die eigenschaften des kreisverkehrs aufgegriffen. im gegensatz zu vielen anderen schreibideen gibt es dieses mal keine weiteren vorbereitenden schreibanregungen, sondern nur eine schreibidee, die sehr zeitaufwändig sein kann. am besten setzen sich die teilnehmerInnen der schreibgruppe in einen großen kreis. nun können, um einen einstieg ins schreiben zu finden, kurze assoziationstechniken vorgeschlagen werden. dann beginnen alle teilnehmerInnen gleichzeitig an einer geschichte zu schreiben. nach ungefähr einer halben stunde werden die entstandenen texte im kreis weitergegeben. das geschriebene bleibt für die nachbarInnen sichtbar.

dann wird wiederum eine halbe stunde an der jeweils vorliegenden geschichte weitergeschrieben. beim nächsten textwechsel kommt das prinzip des kreisverkehrs zum tragen. wer möchte kann „abbiegen“. das bedeutet, man kann den kreis verlassen, den vorliegenden text mitnehmen und an ihm weiterschreiben für die nächste halbe stunde. es werden nur die texte der teilnehmerInnen im kreis weitergegeben. nun wird wieder eine halbe stunde geschrieben. vor dem dem abermaligen wechsel können nun diejenigen, die wollen, sich wieder in den kreisverkehr an beliebiger stelle einordnen und andere den kreis verlassen.

so entstehen ständig neue sitz-, wechsel- und textkombinationen während des schreibens. und es darf eben auch eine längere zeit an einem einzigen text weitergeschrieben, ganz nach belieben der teilnehmerInnen. plant man zum beispiel sechs wechsel während der schreibgruppe ein, benötigt allein das schreiben an den kreisverkehr-geschichten drei stunden. dies sollte man beachten, denn anschließend werden die geschichten auch noch in der schreibgruppe vorgetragen und es gibt eine ausführliche feedbackrunde. darum lässt sich diese schreibidee am besten in schreibwerkstätten umsetzen, die über einen zeitraum von einem tag oder länger stattfinden.

vorteil dieser übung ist es sicherlich, dass sich kaum jemand dem schreibfluss entziehen kann. es wird schwierig, durch die weitergegebenen geschichten und den ablauf nicht zum schreiben angeregt zu werden.