Monatsarchiv: August 2008

500 posts – ganz schön viel geschreibsel

und schon wieder das nächste jubiläum in diesem blog. mit hilfe von bianca, haben wir es jetzt auf 500 posts gebracht. manches davon mag ganz interessant sein, anderes war sicherlich überflüssig, aber es schrieb sich so dahin. doch inzwischen sind eine ganz menge infos zur schreibpädagogik, zum web 2.0, zum kreativen und biografischen schreiben und allerlei schnickschnack zusammengekommen. wer sich über diese themen informieren möchte, verwende ohne hemmungen die suchfunktionen und das archiv.

ich weiß, dass es unüberschaubar erscheint. aber begriffe in die suchfunktion eingegeben und die treffsicherheit ist normalerweise recht groß. nicht ganz verhindern lässt es sich, dass auch infos dabei sind, die einen nicht interessieren. erst dachte ich, im laufe der zeit infos zu streichen. doch wie sich zeigt, wird alles immer mal wieder gelesen. es wäre dumm von mir, es zu löschen.

nachdem ich jetzt meine erfahrungen mit dem bloggen gesammelt habe, würde mich noch etwas von den leserInnen interessieren. zu welchen themen sind mehr infos gewünscht? freue mich über antworten und werde versuchen antworten zu geben. und wo ich nicht weiter weiß, weiß ich vielleicht einen link. es gibt aber auch eine menge, worüber ich gar nichts weiß. neue links interessieren mich immer und werden gern entgegen genommen. und meistens auch gern weitergegeben. so, jetzt eine kurze pause, bald muss weitergeschrieben werden über verlage, bücher, blogs, schreibpädagogik, wortklaubereien, schnickschnack, schreibideen und -aufgaben, web 2.0, datenschutz und dergleichen. ab in den september mit viel spaß.

christof zirkel

schreibidee (48)

biografisches schreiben dient den menschen, sich ihrer lebensgeschichte anzunehmen, dabei ein wenig die vergangenheit noch einmal zu durchleben und eventuell sich mancher begleiterInnen des eigenen leben wieder bewusst zu werden. dabei handelt es sich nicht immer um personen, sondern auch um dinge.

viele menschen bauen einen besonderen bezug zu einzelnen kleidungsstücken auf. da gibt es den „lieblingspullover“, die „jeans“, die so viel mitgemacht hat, der „mantel“, der bei allen wichtigen empfängen dabei war oder das „hochzeitskleid“, das an den schönsten tag im leben erinnert.

diesen kleidungsstücken widmet sich die schreibidee. bei schreibgruppen kann es die aufgabe geben, zum nächsten treffen, das kleidungsstück mitzubringen, das einem selbst am wichtigsten ist. am anfang schreiben alle teilnehmerInnen die lebensgeschichte ihrer eigenen mitgebrachten kleidungsstücke auf. anschließend werden die kleidungsstücke neu in der gruppe verteilt und jede(r) erfindet eine lebensgeschichte zu dem kleidungsstück, das sie / er erhalten hat. zum schluss werden die kleidungsstücke aufgezeigt und beide lebensgeschichten hintereinander vorgelesen.

es kann das ganze in einer modenschau mit den verschiedenen kleidungsstücken münden oder eine beziehung zwischen einzelnen kleidungsstücken in einer geschichte hergestellt werden. welches verhältnis hat die hose, die in island war zu dem lieblingspullover, der drei beziehungen miterlebt hat? hier sind der fantasie kaum grenzen gesetzt, bis zu dem versuch eine dialog der kleidungsstücke in der waschmaschine oder in der reinigung zu verfassen.

der segeberger kreis – ein verein des kreativen schreibens

nach langer durststrecke hat der „segeberger kreis“ wieder eine eigene homepage. der segeberger kreis ist ein zusammenschluss von menschen, die sich dem kreativen schreiben widmen. fast alle mitglieder leiten in der einen oder anderen weise schreibgruppen an oder sind schreibpädagogisch tätig.

grundvorstellung des kreises ist es, sich einmal im jahr zu treffen und sich die zeit zu nehmen, gemeinsam aspekte des kreativen schreibens in praktischer umsetzung zu erörtern. dies alles soll möglichst in einer atmosphäre stattfinden, die frei von konkurrenz und starallüren ist. es werden schreib- bzw. arbeitsgruppen gebildet, die sich zu einem schwerpunktthema selbstständig aufgaben stellen und schreiben.

die entwicklungsschritte der einzelnen gruppen mit den daraus entstandenen texten werden in einem „segeberger brief“ zusammengefasst und wiedergegeben. so entstand im laufe der jahre ein interessanter pool aus schreibideen und schreibanregungen. außerdem bietet das treffen die möglichkeit sich über die eigenen tätigkeiten auszutauschen und eine form von vernetzung zwischen kreativen schreiberInnen herzustellen.

weitere informationen zum segeberger kreis finden sich unter: http://www.segeberger-kreis.de .

da die links ein wenig blass sind, sollte am bildschirm ein hoher kontrast gewählt oder mit der maus ein wenig über die seiten gefahren werden.

verlag (12) – reclam

wer kennt sie nicht, zumindest in ehemals westdeutschland, die kleinen gelben heftchen, die die wichtigen texte für den schulunterricht enthielten. in ostdeutschland waren es zum beispiel die taschenbücher, die ein schwarzweiß gestaltetes cover besaßen. heute ist es wieder ein verlag, der hauptsächlich die kleinen heftchen verlegt. die in gelb, blau, rot, orange und grün erscheinen.

diese heftchen enthalten klassiker, literaturgeschichte, textmaterialien, interpretationen, zeitgenössische literatur, fremdsprachige literatur und anthologien. vieles davon dient extra dem schulunterricht. so verwundert es nicht, dass es eine download-seite auf der homepage gibt, die es gegen bezahlung ermöglicht, sich textinterpretationen und mehr herunterzuladen.

außerdem bietet der „reclam verlag“ einen extra zugang für lehrerInnen, die nach schulnachweis einen besonderen service in anspruch nehmen können. aber reclam bietet noch ein wenig mehr. nicht nur die bekannten reclam-heftchen werden verlegt, sondern auch taschenbücher, vor allen dingen mit zeitgenössischer literatur und eine reihe von hardcover-büchern, zum beispiel lexika.

insgesamt kommt die seite relativ schlicht und einfach daher. man merkt daran, dass reclam keinen großen schnickschnack betreiben muss, ist er doch immer noch der lieferant vieler schullektüre. und doch bietet der herunterladbare katalog eine ganze menge mehr. da würde man sich ein wenig mehr information wünschen. zu finden ist der verlag unter: http://www.reclam.de

kreatives schreiben und die internationale funkausstellung in berlin

kreative schreiberInnen suchen ja immer nach schreibanlässen. hier ist einer: begib dich auf die ifa, setz dich in den sommergarten und dann gehe davon aus, dass es sich bei den veranstaltungen um keine satire handelt. das ist so gemeint, wie es da aufgeführt wird. ehrlich geschrieben, ich war noch nicht da, aber das was im tv davon übrig bleibt scheint die andere seite berlins widerzuspiegeln. die preussische piefigkeit.

abseits davon bietet eine funkausstellung nicht allzuviele schreibanlässe, die sich sehr von einer anderen messe unterscheiden würden. aber das kreative schreiben wartet nicht nur auf anlässe. es benötigt ein angemessenes ambiente. und hier ist ab diesem jahr auf der ifa das paradies für alle schreiberInnen ausgebrochen. denn es werden zum ersten mal küchenmaschinen ausgestellt. was das mit funk zu tun hat, sei dahin gestellt, wahrscheinlich die tatsache, dass sie inzwischen über wlan oder so gesteuert werden können.

aber mein augenmerk fällt dabei auf anderes. zuerst einmal die kaffeemaschine. nenne ich doch schon eine mein eigen, die dann startet, wenn die eingestellte uhrzeit erreicht ist. oder der kühlschrank der sich per internet selbst auffüllen soll, zumindest die bestellung aufgibt. und diverse andere produkte, die sozusagen selbstständig für die befriedigung der sinnlich-vitalen bedürfnisse wie essen und trinken sorgen. und es somit den schreibenden ermöglichen, die wohnung kaum mehr verlassen zu müssen und solche lästigen dinge wie kochen erledigen zu müssen. wer einen kleinen pc im kühlschrank integriert hat, der kann während er nachts noch einmal aufsteht und zu den fressalien schleicht, gleich während der unterkühlten völlerei ein traumtagebuch führen. vielleicht gibt es den kühlschrank auch schon mit drucker, und am nächsten morgen liegen die bulimischen texte gedruckt vor. mehr infos zur ifa sind hier zu finden: http://www.ifa-berlin.de

wen das alles nicht interessiert, da profane technik und den intellekt unterfordernd, der kann heute noch zur „langen-nacht-der-museen“ gehen. dazu gibt es hier aber keinen link, denn wer noch lange sucht wo er hinwill, der wird in einer oder zwei stunden das ende einer menschenschlange bilden, die es in der langen nacht gerade einmal schafft ein museum zu besuchen. das wetter ist so, dass die massen mehr zeit draußen verbringen können (und auch müssen) als in den museen selber. und ob dann die ausstellungsstücke gesehen werden können bleibt fraglich.

wortklauberei (4)

„zeitnah“

dieses kurze aber momentan im trend liegende wort habe ich schon im letzten „wortwendungs-ranking“ aufgeführt gehabt. doch es begegnet einem immer wieder. und jedesmal frage ich mich, was möchten mir die autorInnen damit sagen? was ist „zeitnah“.

zeit an sich ist ein gesellschaftliches konstrukt. die zeit gibt es gar nicht, wenn der mensch sie nicht erfunden und als maßstab eingeführt hätte. es gibt rhythmen, wie tag und nacht oder jahreszeiten. und es gibt zeitabstände, die gemessen werden können, eben, nachdem man eine einheit festgelegt hat. doch nach dieser festlegung herrscht immer zeit. so haben wir jetzt zum beispiel samstag, den 30ten august 2008 gegen 15.45 uhr. und wir haben wörter, die uns den zeitabstand klar benennen, wie zum beispiel „morgen“, „in einer stunde“ oder „in einem jahr“. wir haben auch begriffe, die uns eine zeitliche andeutung machen, wie zum beispiel „später“, „sofort“ oder eben „bald“.

aber irgendjemand ist auf die idee gekommen, erst eine zeit zu setzen, die im unklaren bleibt und dann ihre nähe zu suchen. also eigentlich ein ausdruck, der noch unklarer ist, als „bald“, eher so etwas wie „eventuell“. wenn also eine aufgabe „zeitnah“ erledigt wird, ist es angebracht nachzufragen, um welche zeit es sich denn handelt? und was würde der begriff „zeitfern“ bedeuten. wenn ich also als zeit „ein jahr“ ins auge fasse, dann könnte „zeitfern“ bedeuten, dass morgen schon etwas passiert. die begriffe „nah“ und „fern“ sind normalerweise an orte gebunden. doch zeitorte zu benennen bleibt ein schwieriges unterfangen, da sich zeit nicht unbedingt verorten lässt. nur in geschwindigkeiten ist die bewegung von ort zu ort in einer bestimmten zeit gefasst. bekommt die zeit einen eigenen ort, dann sind dies wohl die längen- und breitengrade. dies müsste aber „zeitzonennah“ heißen, ergibt aber eigentlich keinen sinn.

also bleibt zeitnah ein sinnloses füllwörtchen hübsch klingt aber genauso blödsinnig ist, wie wenn das wasser „temperaturnah“ kocht oder das auto „geschwindigkeitsnah“ beschleunigt. so kann man sich auch näher kommen 😀

„abstrakt negiert ist halb kapiert“ – ein buchtipp

manchmal begegnet man in seinem leben menschen, die die eigene auffassung von der welt durcheinanderwirbeln. aus eigener erfahrung kann ich berichten, dass die vertreterInnen der kritischen psychologie dies bei mir schafften. und einer ihrer weiterhin sehr aktiven vertreter an der fu berlin, morus markard, hatte gerade einen runden geburtstag. und wie das gern in solchen momenten gemacht wird, verfassen ehemalige lernende eine festschrift.

so haben ehemalige mitstudentInnen den versuch unternommen einen aktuellen überblick über die diskussion in der kritischen psychologie zu geben. um es gleich zu schreiben, auch ich habe mich mit einem kleinen beitrag beteiligt. aber der eigentlich interessante aspekt ist der wunderbare gesamtüberblick darüber, was subjektwissenschaft alles bedeuten kann. in dem band „abstrakt negiert ist halb kapiert – beiträge zur marxistischen subjektwissenschaft – morus markard zum 60. geburtstag“ sind die verschiedenen aspekte und vertreterInnen der kritischen psychologie versammelt. es geht um die „kritik und weiterentwicklung psychologischer konzepte“, um „praxisverhältnisse“, um themen „über die psychologie hinaus“, um „kritische psychologie an der hochschule“, um „methodologie und methoden“ eines der steckenpferde von morus markard und um ihn selber.

je stärker der alltag einer psychologisierung ausgesetzt ist und je mehr das eigene verhalten einer gesellschaftlichen bewertung unterliegt, forderungen an die selbstverantwortung gestellt werden und die mainstream-psychologie sich der „glücksforschung“ und „neurologie“ widmen, um so wichtiger scheint es, dem eine kritische position entgegenzusetzen. das buch ist erschienen im verlag des bundes demokratischer wissenschaftlerinnen und wissenschaftler (bdwi) in marburg. ISBN 978-3-939864-05-9

kurz-kurz-geschichten

sie haben keine zeit, zu schreiben. es muss schnell gehen, und sollte doch literatur werden. die literatur macht da einen vorschlag. und mit ihr cnn, der amerikanische infosender, der diese form des kurzen schreibens, wie die form der kurzen nachrichten, aufgriff. so kann zum beispiel „hund biss mann. mann verlor bein.“ eine der sech-wort-kurzgeschichten sein.

oder auch „flash fiction„,, „short short stories“ oder „microfiction“ genannt. also mir persönlich gefällt der ausdruck „flash fiction“ am besten: „der blitz schlug in sein herz“. diese sechs-wort-geschichten sind eine schöne übung für das schreiben aber auch eine wunderbare möglichkeit einen ideenpool anzulegen. darum will ich das hier abkürzen und nur auf die seite von cnn verweisen, wo manche kurz-kurz-geschichten gezeigt werden und alle sich schriftlich beteiligen können: http://edition.cnn.com/2008/WORLD/europe/08/15/short.stories/index.html

biografisches schreiben und liebe

 

erst wollte ich von liebesverhältnissen schreiben, doch dann habe ich mich eines besseren besonnen, da es mir wichtig erscheint, dass auch die lieben in die betrachtung der eigenen lebensgeschichte eingang finden, die eventuell nicht erwidert wurden oder sich nicht wirklich an eine person oder einzelne dinge richten.

also kommen wir hier zu den eigentlichen essenzen des lebens, die für jeden menschen im vordergrund stehen, die intensiven, emotionalen sozialen kontakte. menschen haben das wort „liebe“ dafür auserkoren, die zuneigung abzubilden. aber natürlich beschreiben auch andere worte das intensive gefühl. wichtig scheint mir, dass bei der eigenen biografie ein recht unverblümter blick auf die eigenen vor“lieben“ geworfen werden kann. dass keine hemmungen bestehen, zumindest für sich selber zu schauen, welche lieben die eigene lebensgeschichte begleitet haben. dabei lohnt auch ein blick auf die lieben, die nie offen ausgesprochen wurden, da sich nie eine gelegenheit ergab oder die situation aussichtslos erschien.

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web 2.16 – notcot.org

im web 2.0 lässt sich viel sammeln. eine ganz besondere sammlung bietet „notcot.org“. eigentlich dreht sich alles um design und all die dinge, die das leben verschönern können. und es besteht die möglichkeit selber ideen und vorschläge dort zu versammeln. aber, und das ist sicherlich das interessante, es gibt inzwischen diverse ableger von „notcot.org“. so wird die mode bei „notcouture“ präsentiert, eigene fotoshootings und experimente bei „notlab“, getränke und vor allen dingen cocktailrezepte bei „liqurious“ und inzwischen wohl abgespalten, aber vormals dazugehörend „tastespotting.com“.

also es geht wirklich um genuss, aber auch um ideen. und davon gibt es reichlich, vor allen dingen auf der designebene, die aber auch grafikdesign präsentiert und eine anregung für schreibversuche oder das eigene layout bieten kann. ansonsten wird reichlich zu diversen anbietern verlinkt, also, sollte mal neben dem schreiben dem schönen leben gefrönt werden, kann sicherlich auch das eine oder andere produkt online bestellt werden. nur menschen mit kaufzwang sollten die seite meiden, sind die meisten produkte doch nicht wirklich preiswert. zu finden ist die seite unter: http://www.notcot.org und die mahlzeiten unter http://www.tastespotting.com .

schreiben und leere

 

das größte hindernis auf dem weg zu einem tollen text ist die schreibblockade. sie hat verschiedene gründe und es gibt manche techniken, um zu versuchen sie zu überwinden. aber es gibt ein weiteres hindernis, das auch ursache einer schreibblockade sein kann. „die leere“.

das heißt, die schreibenden sitzen vor einem leeren blatt, einem weißen bildschirm und es fällt ihnen nichts ein. so gar nichts. sie haben das gefühl nichts im kopf und keine ideen zu haben. natürlich denken sie in diesem moment doch über vieles nach und haben manches im kopf. aber es versteckt sich vor ihnen. selbst wenn eine schreibaufgabe gestellt wurde, haben sie weiterhin das gefühl, dass ihnen nichts dazu einfalle.

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schreibpädagogik und leitung

schreibgruppen zu leiten ist nicht immer einfach. doch insgesamt kann es den leiterInnen auch viel spaß bereiten, da auch sie bei vielen schreibübungen mitschreiben können. aber sie werden, wie das bei gruppenleitungen so ist, immer die leitungsfunktion behalten und von den gruppenmitgliedern daran erinnert werden.

viele leiterInnen von gruppen unternehmen den versuch sich anheischig zu machen. sie möchten gleiche unter gleichen sein. doch das wird zum scheitern verurteilt sein. denn abseits der organisation wird ihnen von teilnehmerInnen die rolle der leitung immer wieder zugeordnet. sollten fragen oder probleme auftauchen, werden gruppenleiterInnen als erstes gefragt. sollten sie keine lösung anbieten können, wird die unzufriedenheit der teilnehmenden ihnen gegenüber zunehmen.

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schreibidee (47)

diese schreibidee lässt sich erst einmal gut allein umsetzen. ich gehe davon aus, dass sie zuhause ein bücherregal haben. es spielt keine rolle ob es groß oder klein ist, ob viele oder wenige bücher darin stehen. der vorteil bei dieser idee ist es, dass eigentlich kein buchtitel zweimal vorkommt. stellen, setzen oder legen sie sich nun vor ihr bücherregal und schließen sie die augen. tippen sie wahllos auf fünf bücher. entweder sie ziehen sie gleich aus dem regal oder sie notieren sich deren titel.

sie haben nun fünf titel, wie zum beispiel „scheintod“, „legende“, „im spinnenhaus“, „ich bekenne, ich habe gelebt“ und „neid“. aus diesen fünf titeln kann eine geschichte oder ein gedicht verfasst werden. benutzen sie die titel wie zitate aus ihrer geschichte.

natürlich lassen sich die fünf titel auch in einer schreibgruppe verwenden. alle bekommen die hausaufgabe fünf titel zufällig aus ihrem regal zu wählen und jeweils auf einem zettel zu notieren. in der schreibgruppe werden die zettel eingesammelt und gemischt. alle teilnehmerInnen wählen jeweils fünf zettel und verfassen daraus eine geschichte oder ein gedicht. bücher sind nicht nur zum lesen, sondern auch zum schreiben da.

„krankheit als metapher – aids und seine metaphern“ – ein buchtipp

die beiden in dem buch versammelten texte sind schon älter. doch sie haben nicht an bedeutung verloren. hauptaussage beider texte ist es, dass bestimmte krankheiten gesellschaftlich gern dafür verwendet werden, charakterzuschreibungen vorzunehmen. so wie freud schon vor langer zeit die hysterie als charakteristische störung der bürgelichen gesellschaft damaliger zeit ausmachte, so werden auch heute noch, bestimmte körperliche störungen, schnell mit psychologischen deutungen überfrachtet.

susan sontag, schriftstellerin und journalistin, die häufig einen außergewöhnlichen blick auf gesellschaftliche phänomene warf, zeigt in den texten vor allen dingen am krebs und an aids auf, wie die gesellschaft, die erkrankten zusätzlich für ihre erkrankung verantwortlich macht. so wird krebs von vielen als ein ausdruck eines zu introvertierten lebens ausgemacht. wer krebs bekommt, hat zu viel in sich hineingefressen, hat sich immer zusammengerissen. in erster linie wurde aber der, der krebs bekommt, umweltgiften ausgesetzt oder das wachstum seiner zellen veränderte sich, so dass es zu wucherungen kommen kann. krebsgeschwüre werden aber auch auf gesellschaftliche prozesse übertragen, die härteste konsequenzen fordern. gerade in faschistoiden gesellschaften ist das krebsgeschwür metapher für entwicklungen, die beseitigt werden müssen. aids wiederum hat viel mit sexuellem verhalten zu tun, weshalb es auch dem moralischen tadel an die seite gestellt wird.

das buch „krankheit als metapher- aids und seine metaphern“ zeigt sehr aufschlussreich, wie sprache zur psychologisierung der gesellschaft und krankheit zur reglementierung unbeliebten verhaltens genutzt wird. und es zeigt, dass nur bestimmte krankheiten mit bedeutungen überfrachtet werden. das buch ist im fischer taschenbuch-verlag in frankfurt am main 2003 erschienen. ISBN 3-596-16243-2

kreatives schreiben und nahverkehr

wer nicht zum eigenen auto greift, um sich fortzubewegen, zur arbeit zu fahren oder besorgungen zu erledigen, der hat den vorteil, viele menschen ganz aus der nähe zu beobachten. diese beobachtungen bieten geschichten und charaktere ohne ende. es geht dabei nicht darum, andere zu be- oder verurteilen. es geht darum den alltag zu erfassen, um ihn schriftlich bei geschichten wiedergeben zu können.

und es geht natürlich um schreibanregungen. wie sieht das leben hinter den kulissen aus. wenn mensch sich in die öffentlichkeit begibt, möchte er oft, dass andere menschen einen bestimmten eindruck von ihm erhalten. doch diese form der selbstdarstellung verrutscht gern und es offenbart sich eventuell der ganze schmerz, der sich momentan durch das eigene leben zieht. so etwas trägt man eigentlich nicht nach außen (obwohl bisher unklar ist, weshalb eigentlich nicht), und versucht ein zuversichtliches bild aufrechtzuerhalten.

und dann passiert eine kleinigkeit, meist an orten, an denen menschen eng aufeinander sitzen und nicht ausweichen können, und das fass läuft über. deshalb ist der nahverkehr ein ganz gutes spiegelbild unserer gesellschaft. er zeigt zwar auch nur ausschnitte, aber andere, als sie sonst sichtbar sind. zug-, u-bahn- oder busfahrten bieten viele einblicke. ob es der coole typ ist, der einen schlechtgelaunten eindruck macht und sich dann die ganze fahrt lang in stellenanzeigen vertieft oder die gepflegte frau, die sich als erstes ins zug-bistro stürzt und beinahe ihren ausstieg verpasst, da sie schon nach halber strecke betrunken ist.

ob es die mutter ist, die eigentlich nicht zeigen darf, wie sehr sie ihre kinder zwischendurch nerven, und der irgendwann der kragen platzt oder der einsame herr, der einzig seine sozialen kontakte über seinen hund aufbauen kann, den er mit sich führt. bilder über bilder lassen sich einfangen und später in geschichten aufnehmen. man muss sie nur notieren.

web 2.0 und denunziation

 

eigentlich ist es keine eigenheit des web 2.0, dass menschen gern andere menschen denunzieren. doch das aktuelle internet bietet eine ideale plattform, da man sich so wunderbar hinter pseudonymen und mailadressen verstecken kann. denn selten wagen es menschen in eine offene konfrontation zu gehen. sie bevorzugen es aus einer deckung heraus zu agieren, wenn sie an den anderen etwas stört.

und viele menschen haben spaß am schauspiel. was ist die empörung groß , von öffentlichem „pranger“ ist die rede bei seiten wie „rotten neighbour“. seltsamerweise kommt die moral des freundlichen zusammenlebens nur dann zum tragen, wenn der gemeine bürger sich auf eine ebene begibt, die der staat schon länger beschreitet. so bieten finanzämter den service, anonym andere menschen zu melden, bei denen man vermutet, dass sie steuern hinterziehen könnten. oder es gibt ein führungszeugnis über einen, das man selber nicht zu gesicht bekommen wird, das aber von staatlichen stellen abgerufen werden kann. ja, es wird sogar dazu aufgerufen, verdächtiges anonym zu melden.

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10 000 besuche auf dem blog

manche blogs haben die zahl von besuchern natürlich an einem tag. mir gefällt das für einen blog zur schreibpädagogik und all dem drumherum, der seit fünf monaten mit infos gefüllt wird, ganz gut. was will ich mehr.

nachdem wordpress.com seine statistiken im hintergrund noch ausführlicher und vergleichender zur verfügung stellt, kann ich zum beispiel sehe, dass im durchschnitt zwei personen pro tag in das impressum schauen. also zwei menschen, die den blog noch nicht kennen. auch hier gibt es sicherlich noch weitere interessentInnen, die von „schreibschrift“ nichts wissen. aber in diesem zusammenhang kann man feststellen, dass sich das angebot im laufe der zeit im netz „rumspricht“.

was ich nicht sehen kann, aber auch wegen des datenschutzes gar nicht sehen will, sind die regelmäßigen leserInnen, die vorbeischauen. ich bedanke mich aber hier mal für das interesse und freue mich über jede schriftliche beteiligung. so findet sie auch langsam bei den schreibaufgaben statt, wie die von jemandem bei der aufgabe 11. und wenn wir alle unsere masterarbeit abgeschlossen haben, dann werden die schreibaufgaben sowieso boomen ;-o

aber ich hätte nie gedacht, dass es überhaupt ein größeres interesse für schreibpädagogik im internet gibt und bin inzwischen restlos von den positiven seiten der neuen technologien überzeugt. man muss sie nur für sich so sinnvoll und sicher wie möglich nutzen. dann kann man sich eine unglaubliche bandbreite an informationen und interessanten diskursen erschließen, an die kein anderes medium heranreicht. was nicht heißt, dass ich jemals auf meine morgendliche tageszeitung verzichten möchte.

der blog kann also weiter reichlich besucht werden und hoffentlich zu einem lebhaften (schreib)ort der schreibpädagogik werden.

schnickschnack (34)

viele zeitungen haben inzwischen ihre eigenen homepages, die sie nutzen, um auf ihre gedruckten ausgaben aufmerksam zu machen, in denen sie aber auch eigenständige redaktionen etablieren. dabei verweisen sie wenig auf andere redaktionen oder journalistische quellen und bemühen sich, möglichst viel selbst zu formulieren und zu schreiben.

auf der anderen seite gibt es wenige ausschließliche online-magazine und -redaktionen. im englischsprachigen raum erscheint aber schon seit jahren mit sitz in san francisco, die seite von „salon.com„. ein sehr ausführliches online-magazin, das in fast allen bereichen für jeden offen zugänglich ist. es gibt zwar einen „premium-service“, doch erst einmal vermisst man ihn nicht.

interessant sind zum beispiel die „5 things“, meldungen, die auf informationen anderer anbieter zu aktuellen ereignissen hinweisen. es gibt eine eigene cartoon-ecke, in der täglich aktuelle cartoons veröffentlicht werden. es existiert eine recht große redaktion mit niederlassungen in washington und new york. und es wird ein ausführlicher blick, sowohl auf politik, aber vor allen dingen auch kultur geworfen. es handelt sich also nicht nur um einen politischen salon, sondern um einen salon in der guten alten tradition des treffpunktes für kulturinteressierte. da die seite schon seit jahren existiert, merkt man ihr an, dass der umgang mit den möglichkeiten des internet locker und vielfältig ist. es wird versucht, alles an möglichkeiten einzubinden und doch noch den charakter einer zeitschrift oder eines magazins zu haben. zu finden ist die seite unter: http://www.salon.com/

wortklauberei (3)

„ausbildung“

bildung basiert auf lernen, auf veränderung. „ausbildung“ basiert also auf der vorstellung „ausgelernt“ zu haben und etwas herausgebildet zu haben. eine neue rolle, einen beruf, die dann auf ihre anwendung warten. das mag einmal so gewesen sein, doch selbst damals entsprach der ausdruck nicht der realität. denn die ständig gemachten erfahrungen während der berufsausübung waren eine form von fortbildung. egal wie eintönig eine arbeit erscheinen mag, im laufe der zeit verändert sich die tätigkeit, lernen die arbeitenden dazu.

heute begeben sich alle in „fort-“ und „weiter“bildungung oder „um“schulungen. diese wortschöpfungen wären überhaupt nicht notwendig, wenn bildung bei uns nicht mit seltsamen vorstellungen verknüpft wären. so ist es immer noch üblich davon auszugehen, dass ein lernprozess etwas unangenehmes und anstrengendes, wenn nicht sogar schmerzvolles ist. ein prozess, durch den man durch muss, wenn man anschließend es zu etwas bringen möchte. in dem wort „ausbildung“ versammeln sich diese grundhaltungen und machen es zusätzlich so schwer die gesellschaftlichen trampelpfade zu verlassen. es kann eine bildung nicht gleichwertig wertvoll sein, wenn sie spaß macht. dann sind die anforderungen nicht hoch genug, die lernenden scheinen in den augen vieler unterfordert. das birgt die gefahr in sich, dass sich viele menschen abseits ihrer eigenen interessen und bedürfnisse „ausbilden“ lassen. im eklatanten widerspruch dazu steht dann der „beruf“, der sich auf die „berufung“ beruft. wundert es da noch jemand, dass die reformierung unserer bildungssysteme seit über 30 jahren nie wirklich gelingt. vielleicht sollte man die „ausbildung“ generell abschaffen und durch „lebenserweiterung“ ersetzen. dies erscheint mir allemal sinnvoller, als von einer „erlebnis“pädagogik zu sprechen, die eher dem eventcharakter folgt, also schon eine motivationstheorie im schlepptau hat, als endlich davon auszugehen, dass lernen, wenn es weitestgehend selbstbestimmt ist, einfach spaß machen kann. auch hier bleibt die verdächtigung den menschen gegenüber haften, dass sie von sich aus keine anstrengung unternehmen werden, zu lernen. lässt man den menschen entscheiden bleibt er „aus-“ und „ungebildet“ wird vermutet. so macht das alles keinen spaß 😛

schreibaufgabe (11)

dieses mal wird gewürfelt. nein, nicht um die inhalte der schreibaufgabe. es wird ein würfel gefüllt, mit leben und mit geschichten.

also, stellen sie sich einen kahlen raum vor. zehn mal zehn mal zehn meter. das heisst, ein recht großer raum mit hoher decke. der kann in einem haus, unter der erde, im weltall oder sonstwo sein. wichtig ist, er ist erst einmal leer. ob er nun betonwände, holzwände oder gemauert ist, bleibt ihnen überlassen.

doch das wichtigste ist, sie können ihn füllen. entweder nur mit menschen oder mit ambiente. sie können sich beim „beschreiben“, also in ihrer geschichte einzig um die einrichtung gedanken machen und eine ausführliche bildbeschreibung abgeben. sie können aber auch türen in die wände schlagen und menschen auftreten lassen, die sich in diesem raum wiederfinden. nur eines sollte dabei beachtet werden, das außen des raumes, des würfels soll in dem text keine rolle spielen, also möglichst nur kurz erwähnt werden. textsorte und aufmachung der geschichte bleiben ihnen überlassen. doch die geschichte sollte nicht länger als 800 wörter sein. und dann kann gewürfelt werden, welcher text am raumgreifendsten daherkommt.