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wie man den spass am schreiben abgewöhnt (15)

leider lang

man kann es vorauseilenden gehorsam nennen: die an vielen orten vermittelte aversion gegen lange texte. da soll sich kurz und knapp gehalten werden. da sollen texte verdichtet, exzerpiert und reduziert werden. und da sollen nur die prägnanten texte und geschichten gelesen werden. schnell steht in der text- und aufsatzkorrektur, dass etwas zu lange und ausufernd beschrieben wurde. schnell wird im vorfeld einer wissenschaftlichen abschlussarbeit vor allen dingen auf die exakte länge (oder kürze) durch eine vorgegebene seitenzahl einfluss genommen.

korrigierende sind oft nicht bereit, in ihren augen zu lang geratene texte oder geschichten überhaupt zu lesen, geschweige denn zu bewerten. doch damit reden sie der steten verkürzung des schriftlichen ausdrucks das wort. es werden keine epen mehr gelesen, es werden keine oden mehr betrachtet, es wird in allen lebens- und lernbereichen der trend zum kurztext beschritten.

das absurde daran ist, dass im nächsten schritt beklagt wird, dass die aufmerksamkeitsspanne von jugendlichen, aber auch von älteren menschen, zurückgehen würde. und dies ausschließlich an der intensiven nutzung des internets und überhaupt der neuen kommunikationsmittel liege. das stimmt aber so nicht. in allen lebensbereichen wird darauf gedrungen, dass geschriebenes keine zeit kosten dürfe. versuchen sie einmal, einen argumentativ stichhaltigen antrag zu stellen, in dem alles erklärt wird. ganz schnell wird man ihnen zu verstehen geben, dass dies sowieso niemand lese (ähnlich sieht es mit berichten und protokollen aus).

darum wird man überall aufgefordert, auf floskeln, standards oder vorgaben zurückzugreifen. jede geschriebene seite zu viel, die zwar manches erklären könnte, wird dem papier negativ angelastet.

der effekt? ein mensch, der gern dem schreiben auch gehalt gibt, sieht sich ins abseits gedrängt, da niemand mehr bereit ist, sein geschriebenes zu lesen. dies meinte ich mit vorauseilendem gehorsam. denn diese entwicklung ging dem digitalen schreiben voraus. neben fantasyromanen darf eigentlich nichts mehr „lang“ sein. obwohl es gerade den gegenteiligen trend gibt: immer dickere bücher werden veröffentlicht.

doch vorher muss jemand den mut aufbringen, sich durch die abwertung seiner schriftlichen arbeiten, da sie zu lang sind, zu kämpfen und dies auszuhalten. das schaffen die wenigsten. die meisten „lang“schreiberInnen geben vorher auf und werden von den „kurz“leserInnen regelmäßig drangsaliert. nur noch in kleinen nischen des internets wird der lange, ausführliche text geschätzt. auf keinen fall aber an den orten, die über die zukunft der menschen bestimmen. reduzierte aufmerksamkeitsspannen sind nur ein nebeneffekt der entwicklung. ein anderer nebeneffekt ist es, dass viele menschen den spass am schreiben verlieren.

schnickschnack (126) – Characters for an Epic Tale

manchmal ist die illustration so schlicht und doch so effektiv. also, ran an die zeichenstifte oder die zeichen-software und die eigenen geschichten bebildern:

Characters for an Epic Tale | Flickr – Fotosharing!.

. es müssen ja nicht immer fotos sein!

die süddeutsche zeitung von morgen – ein medienpädagogischer lesetipp

alle menschen, die sich mit den folgen des internet, der social-software und vor allen dingen mit jugendarbeit, pädagogik und ähnlichem beschäftigen, könnte eventuell die morgige (samstag 11ter august) ausgabe der süddeutschen zeitung interessieren. denn die wochendbeilage ist eine spezial-ausgabe über das erwachsenwerden im netz. laut ankündigung soll es um formen von „sucht“ im internet, um die motivation von jungen bloggerInnen und vieles mehr gehen.

wie interessant die beiträge wirklich werden, kann ich nicht sagen, doch es klingt nach medienpädagogischen betrachtungen und reportagen. zumindest kann die ausgabe wahrscheinlich zur diskussion anregen. in den nächsten tagen vielleicht mehr darüber.

schnickschnack (125) – IKEA Hackers

das schwedische möbelhaus der selbstabholer ist kreativ so anregend wie ein baumarkt: lässt man einmal seine fantasie spielen, dann kann man wunderbar aus dem angebot dinge entwerfen und herstellen, die so von den produzenten nicht gedacht waren. ob man nun aufhübscht, perfektioniert oder ganz neu kombiniert, man schöpft das angebot einfach noch weiter aus.

vielleicht sollte man sich zu beginn erst einmal an preiswerten produkten versuchen, um für sich zu probieren, wie gern man bastelt und werkelt. macht es spass, kann man den „hack“ 😉 perfektionieren. und für all diejenigen, die schwierigkeiten haben, sich unter ikea-hacks etwas vorzustellen, gibt es natürlich einen blog, der voller ideen ist. natürlich sind manche veränderten möbelstücke geschmackssache, aber die auswahl ist. und man sollte bedenken, dass manche produkte ihre garantie verlieren, wenn man sie verfremdet, neu kombiniert oder umbaut.

hier finden sich die vielen tipps:

IKEA Hackers.

web 2.0 und arbeit

der diskurs über die leistungen, die im web 2.0 erbracht werden, ist sehr interessant. da verlaufen diverse argumentationsstränge in- und gegeneinander. auf der einen seite soll das urheberrecht geschützt werden. das geht so weit, dass die gema musikvideos über youtube sperren lässt, die die musiker selbst auf ihre homepage gestellt haben (siehe „adele“ und ihre ersten vier videos). dann gibt es aber die verheissungen des großen und schnellen geldes durch zugriffszahlen und werbung – und damit einhergehend der verkauf von sozialen netzwerken oder der börsengang (und die überraschung, dass das nicht so leicht klappt wie man dachte). und dann gibt es da die stetig geleistete denkarbeit, die nicht entlohnt wird, obwohl sie das netz in vielen bereichen erst so attraktiv macht.

hier unterscheidet sich das web 2.0 vom sonstigen medienkonsum – es lebt erst von den beiträgen der user und nicht allein von den beiträgen der programmierer oder den angebotenen speicherkapazitäten. so würde facebook klaglos untergehen, wenn es nicht beständig von allen mitgliedern gefüttert werden würde. gleiches gilt für twitter, pinterest, sogar die suchmaschinen hätten nicht so eine gute trefferquote, wenn die user nicht allen beiträgen und webseiten die entsprechenden stichworte geben würden. dadurch entsteht eigentlich ein symbiotisches zusammenspiel zwischen technischer und inhaltlicher arbeit. wenn da nicht, ja wenn da nicht dem kreislauf einseitig geld abgeschöpft werden sollte.

würde man einmal die aufgewendete arbeitszeit für blogs, twitter, fotoplattformen, info-seiten, open-source-produkte und vieles mehr zusammenrechnen, dann entsteht eine größe unentgeltlich geleisteter arbeit, die nie zu entlohnen wäre. gleichzeitig werden die früchte dieser arbeit als vorteil des internets propagiert. fordern jedoch die unentgeltlich arbeitenden ein, dass manche zugänge nicht einfach versperrt werden, dann entbrennt ein streit um urheberrechte. um es auf eine gerechte ebene zu bekommen: entweder werden alle arbeiten entlohnt (und dann gehört auch so etwas wie wikipedia dazu) oder man etabliert eine form von tauschhandel.

man könnte auch ein prinzip etablieren, das über die nutzung des mediums, also die zugangsgebühren finanziert wird. dies muss nicht unbedingt eine teuerung bedeuten. es könnten auch leistungen im web verrechnet werden mit der Weiterlesen

realitätsflucht als alternative zur steten beschleunigung

und noch eine schöne homepage: die seite zur zeitschrift „new escapologist“ mit dem untertitel „or: googbye to all that!“. es ist also eine zeitung und eine homepage für realitätsflüchter, oder wie es in der selbstbeschreibung steht: so zu leben, wie man möchte, abseits des stress, der depression, der bürokratie, des lärms usw.. auch diese zeit lebt in dem zwiespalt, die modernen medien und ihre geschwindigkeit für die distanzierung von diesen medien zu verwenden.

doch die inhalte sind alles andere als weltfremd, sie sind eher geschmackssache oder eine haltungsfrage. stellt für einen selber die weltflucht eine alternative zu den gesellschaftlichen anforderungen dar? der wunsch dazu ist bei vielen vorhanden. also kann diese seite anregungen geben, einen austausch fördern und vielleicht die eine oder andere alternative aufzeigen.

viele links, viele ideen und auch eine zeitschrift, die sich mit alternativen möglichkeiten zur beschleunigung unseres lebens auseinandersetzt. auffallend ist es, dass der diskurs um die beschleunigung und die entwicklung von alternativkonzepten anscheinend schwerpunktmäßig in großbritannien stattfindet.

die homepage findet man unter: http://newescapologist.co.uk

versuch einer alternative zur steten beschleunigung des lebens

tom hodgkinson hat schon vor längerer zeit ein buch über die entschleunigung und das downshifting geschrieben. („anleitung zum müssiggang“) und eines über die möglichkeiten, sein leben zu verändern, sich nicht allen anforderungen von außen auszusetzen („die kunst, frei zu sein“ – siehe diesen link).

zeitgleich mit der „anleitung zum müßiggang“ initiierte er die auseinandersetzung mit fragen der entschleunigung. er rief mit anderen menschen zusammen die homepage „the idler“ ins leben. diese zeigt vor allen dingen praktische beispiele der „anderen“ lebensweise. wie konsequent sich dies umsetzen lässt, bleibt zu diskutieren. denn wenn zeit geld ist, dann ist freie zeit luxus. aber auf der homepage lohnt ein blick auf die link-seite mit vielen anregungen und diskussionen.

da inzwischen ein geschäft aus der entschleunigung geworden ist, muss man sich auf der homepage zwischen den ganzen angeboten etwas in die tiefen begeben, um die vielen diskurse und texte, die dort veröffentlicht wurden, zu finden. aber es lohnt sich. hodgkinson selber hat anscheinend seinen pfad der entschleunigung ein wenig verlassen, um aus den ideen viel praktisches zu machen. und doch bleibt das anliegen ein berechtigtes.

der links zur homepage: http://idler.co.uk

ein interview zu den auswirkungen der modernen kommunikationstechnik

die kulturwissenschaftlerin sherry turkle hat schon vor über zehn jahren interessante und umfassende bücher zum thema internet, digitale kommunikation, identitäten im netz und ähnliches geschrieben. nun hat sie ein neues buch verfasst und gab dazu schon der süddeutschen zeitung ein interview. letzten freitag dann ein noch ausführlicheres interview für das magazin der süddeutschen zeitung. dabei revidiert sie teilweise ihre eigene position zu den vorteilen der digitalen kommunikation.

generell ist ihr blickwinkel sehr interessant, da sie aufzeigt, wie bindend und zwingend smartphones unsere face-to-face-kommunikation verändern. man kann es tagtäglich auf der strasse beobachten. und, das scheint mir wichtig, es ist nicht nur die junge generation, die den kleinen sprechcomputern verfallen sind. erst ihre elterngeneration hat ihr die geräte zur verfügung gestellt.

hier argumentiert mir sherry turkle ein wenig zu kurz gedacht. ich finde man kann den einfluss der eltern auf die verwendung von handys und smartphones um einen wichtigen aspekt erweitern: die geräte machen es den eltern möglich, ihre kinder noch besser zu kontrollieren. viele argumentieren mit einem sicherheitsaspekt. da die welt aber nicht bedrohlicher als vor 30 jahren geworden ist (laut kriminalstatistik) stellt sich die frage, woher die sorge kommt. aber das ist ein anderer aspekt. wichtiger scheint mir der effekt: der bewegungsspielraum von jungen menschen hat sich in den letzten jahrzehnten verkleinert, auch dazu gibt es studien.

ansonsten deckt sherry turkle die schwierigkeiten des digtialen lebens umfassend auf und formuliert überlegungen, wie damit in zukunft umgegangen werden kann. wie schon von anderen formuliert: es geht um das lernen eines sinnvollen umgangs mit den computern und co. ein wichtiger aspekt am „tag des modernen lebens“.

hier kann das interview nachgelesen werden: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/37827/Wir-sind-zusammen-allein .

ein vortrag über die beschleunigung des lebens

swr 2 ist ein kultursender des südwestrundfunks, der über eine wunderbare, umfassende mediathek verfügt. viele sendungen können abermals angehört werden, aber auch kurze wissenschaftliche vorträge werden dort bereit gehalten. man kann sie anhören, als hördatei runterladen oder die mitschrift der sendung abspeichern, je nachdem, welcher zugang einem am ehesten zusagt.

gestern wies jemand in facebook auf einen spannenden vortrag von professor hartmut rosa aus jena hin. da mich das thema „beschleunigung unserer kommunikation und unseres lebens“ schon immer interessiert hat, habe ich mir den vortrag natürlich sofort angehört. auch wenn er nicht mehr ganz frisch ist, also ein paar jahre auf dem buckel hat, so ist der doch weiterhin topaktuell. denn rosa gibt in 28 minuten einen hervorragenden überblick über die gründe für eine stete beschleunigung unseres leben. und er zeigt die „beinahe-unausweichlichkeit“ dieses prozesses auf.

auf alle fälle hörens- oder lesenswert, wenn man sich mit den konsequenzen der digitalen medien und kommunikationsformen auseinandersetzt oder wenn man versucht der zeitknappheit zu entkommen. und da es noch andere hübsche hinweise im netz zu diesem thema gibt, ernenne ich den heutigen tag einfach zum „tag des modernen lebens“.

hier der link zum swr 2 und zum vortrag: SWR2 Wissen: Aula: Immer schneller und immer oberflächlicher – SWR2 :: Programm :: Sendungen A-Z :: Wissen :: Archiv | SWR.de.

web 2.0 und verwandlung

das web 2.0 verwandelt sich sowohl stetig selbst als auch die nutzerInnen, die wiederum einfluss auf veränderungen des web 2.0 haben. es ist wie wellenreiten, stetig tauchen neue angebote des web 2.0 auf: zur zeit ist es pinterest und vor einer weile war es google+, um nur etwas größere und von den usern angenommene angebote zu nennen. die einen user geben dafür andere angebote des web 2.0 auf, um der neuesten welle zu folgen. andere nehmen die neue welle zusätzlich in ihre sammlung an internet-angeboten, an denen sie teilnehmen, auf.

der effekt der verwandlung: die vielfalt der angebote kann zu einem tag-und-nacht-job werden. zum einen muss man ständig mitbekommen, was gerade angesagt ist und angeboten wird. zum anderen muss man diese angebote auch mit eigenem füllen, wenn man wahrgenommen werden will. und hier verwandelt das web 2.0 uns menschen. bei der teilhabe am interaktiven web sollten wir auch inhalte produzieren. und so produzieren wir stetig neue inhalte, die in immer mehr foren und an immer mehr orten ihren platz finden.

da wir aber weder über unerschöpfliche zeitkapazitäten noch über unendliche ideenressourcen verfügen, nimmt der emotionale druck auf den einzelnen menschen stetig zu. auch die zahl der internetuser und deren zeitkontingente wächst nicht mehr im gleichen ausmaß, wie noch vor ein paar jahren. es ist also in zeiten des follower-zählens und der content-vervielfältigung nicht mehr mit weiterem stetem wachstum zu rechnen. sondern es ist nur mit wanderbewegungen und einer enormen ausdifferenzierung zu rechnen. die entropie des netzes nimmt zu.

wie es sich schon in anderen lebensbereichen abzeichnet, werden viele menschen irgendwann des emotionalen und sozialen drucks eines web 2.0 überdrüssig werden und die distanz oder abstinenz propagieren. so wie es teilweise mit dem medium fernsehen geschah, das menschen aus ihrem haushalt verbannten, so werden einige dem web 2.0 abschwören. doch dieser prozess ist viel schwerer umzusetzen, da uns gleichzeitig das öffentlliche leben und Weiterlesen

web 2.96 – One portrait a day

der fotograf jørn tomter, eigentlich norweger, inzwischen in london lebend, porträtiert menschen in seinem umfeld. dazu hat er sich drei regeln gegeben: menschen zu fotografieren, die er bis dahin nicht kennt, am gleichen tag noch die bilder mit einem kleinen schriftlichen porträt ins netz netz zu stellen und die menschen vorher zu fragen, bevor er sie ablichtet.

daraus ist eine wunderbare homepage entstanden, die das nähere lebensumfeld abbildet. es hat etwas biografisches, regionales und ließe sich außerdem in eine schriftliche anregung umsetzen: biografische porträts von menschen zu schreiben, immer mit einem foto.

viel spaß beim abtauchen in das leben anderer, übrigens gibt es auch etliche porträts aus berlin. hier der blog mit bildern und kurzen geschichten:

One portrait a day – Its only photography but I like it!.

25 schriftliche gedankenpakete zum umgang mit dem computer

mein computer und ich“ – wie sich in diskussionen und befragungen zeigt, baut der mensch eine außergewöhnliche bindung zu seinem digitalen schreibwerkzeug auf. ja, man könnte sie persönlich nennen. viel seltener wird dies bei bleistiften oder füllern gemacht, niemand sagt, „mein kugelschreiber und ich“. darum schien es mir sinnvoll, ein wenig genauer hinter die mechanismen der digitalen und virtuellen welt zu blicken.

was macht der computer mit uns und was machen wir mit dem computer? wer steckt eigentlich hinter den digitalen weiten des internet und welche ziele werden verfolgt? warum ist das netz so wie es ist und warum kostet der computer so viel zeit wie wir zu seiner bedienung benötigen? und vor allen dingen, was machen wir jetzt mit dem ganzen angebot?

so entstand die rubrik „mein computer und ich – eine umgangslehre“, die hiermit erst einmal beendet werden soll. sicherlich werden sich beständig neue aspekte des digitalen lebens offenbaren. dann wird es auch eine fortsetzung der gedankenpäckchen geben. doch nun seien sie hier erst einmal gebündelt präsentiert – zum begriffe anklicken und nachlesen:

bedeutung

werkzeug

gesellschaft

technische neuerungen

software

open source

takt

schreiben

emotionen

kaufzwang

copy & paste

automatismen

internet

politik

ökologie

lernen und lehren

fehler

soziale gerechtigkeit

lust

geschwindigkeit

denken

aufmerksamkeit

anleitung

netzwerk

entwicklungen und schluss

mein computer und ich – eine umgangslehre (25)

entwicklungen und schluss

seit oktober 2011 habe ich hier eine nabelschau der digitalen art betrieben. ich habe versucht, unterschiedliche aspekte der nutzung von computer und internet zu thematisieren. denn die digitale welt hat unser arbeiten und unser leben in den letzten jahren stark verändert, selbst wenn wir uns standhaft weigern, einen computer zu nutzen. wie findet man den eigenen angemessen umgang mit den anforderungen der virtuellen und elektronischen welt? diese gedanken sind erst einmal ausgeschöpft und heute endet diese serie.

zum abschluss möchte ich noch einmal einen blick in die zukunft werfen. am auffälligsten ist dabei die entwicklung des handys zum smartphone, also inzwischen zum kleinen taschencomputer, der mit sich herumgetragen wird. und so ist die abhängigkeit von den funktionen dieses kleinen digitalen gerätes bei vielen menschen enorm. man betrachte nur die immer öfter auftauchende gebeugte haltung im alltagsbild, die den fussgänger, die autofahrerin oder die nutzerInnen des nahverkehrs als besitzerInnen eines smartphones ausweist.

diese entwicklung wird sicherlich noch eine zeitlang eine weitere steigerung erfahren. aber man stellt inzwischen fest, dass manche menschen wieder die abkehr vom zwang der geräte erproben. nachdem sie irgendwann selber feststellten, dass sie alle fünf sekunden auf das display blicken, da es sein könnte, dass sich jemand gemeldet hat oder neueste nachrichten eingetroffen sind.

doch menschen merken, dass ihre persönliche und authentische kommunikation unter den aufmerksamkeitsunterbrechungen leiden. und manch einer fängt selber an zu leiden: es gibt keine ruhe, keine pausen mehr. es ist kaum auszuhalten, wenn das smartphone nicht mehr zur verfügung steht. dies wird kein dauerzustand bis in die zukunft bleiben. die suche nach dem stressabbau wird sich in den nächsten jahren verstärken und die digitalen geräte werden bestimmt selbstbewusster eingesetzt werden.

schwer aufzuholen bleibt der vorsprung jüngerer generationen bei der nutzung neuester technik im gegensatz zur älteren generationen. immer noch sind viel zu viele menschen nicht darauf vorbereitet, die technik effektiv für sich nutzen. immer noch sitzen zu viele menschen zu frustriert vor dem computer. aber auch hierbei wird das internet seine kraft entfalten. denn die user werden kritischer. sie formulieren es immer öfter und klarer, dass manche technische neuerung unter einer schlechten usability leidet.

die kritische haltung ist vor allen dingen im zusammenhang mit dem datenschutz schon jetzt zu verpüren. die menschen werden sensibler, wenn es um ihre privatspäre im netz geht und sie setzen sich zur wehr. darum werden mit großer wahrscheinlichkeit viele horrorszenarien doch nicht eintreten, da sie von mündigen usern verhindert werden. auch die teilweise erpresserische haltung Weiterlesen

web 2.0 und coolness

das web 2.0 für sich ist ja schon cool. zumindest bietet es viele online-möglichkeiten, die vor ein paar jahren noch unvorstellbar gewesen wären. der kontakt, der austausch, das soziale netz – alles ist einfacher und schneller geworden. und zum digitalen austausch online gehört es eben auch, dass emotionen schwer zu vermitteln sind. schon vor etlichen jahren entwickelten user die emoticons, die zumindest ansatzweise emotionen abbilden sollten. doch schaut man sich zum beispiel 😉 , 😯 , 😦 oder 😳 an, so sind dies nicht unbedingt sehr aussagekräftige zeichen.

emotionen können im internet entweder bildlich angedeutet oder schriftlich ausformuliert werden. aber es gibt ein problem: mimik und tonfall fehlen erst einmal. es mag sein, dass liebesbriefe auch heute noch funktionieren und sehr emotional sind. aber sie sind erst einmal einseitig und meist schließen sich andere formen der kommunikation an. aber eine diskussion oder ein gespräch (chat) werden immer daran kranken, dass einem für das verständnis der anderen person bezugspunkte fehlen. schon das telefonieren ist eine einschränkung, die sich noch durch das hören des tonfalls reduzieren lässt, aber schriftlich ist die gefahr von missverständnissen eine größere.

gleichzeitig kann man aber die frage stellen, inwieweit das web 2.0 die coolness in unserer gesellschaft verstärkt. nicht ohne grund definiert sich inzwischen eine gruppe selbst als „emos“, etwas, das vor zwei jahrzehnten seltsam erschienen wäre, da sich die menschen ungern emotionale kompetenzen absprechen lassen würden. heute ist man wahrscheinlich stolz darauf, im netz auf eine strategische art und weise zu kommunizieren. emotionalität kommt am ehesten bei protest und abwertung ins spiel, positive emotionen werden ins private gerettet.

einher mit der coolen kommunikation geht das nesting im engsten vertrautenkreis, abseits des webs. hier wird all das an emotionaler kommunikation gelebt, das virtuell nicht gelebt werden kann. da gleichzeitig das arbeitsleben entgrenzt ins privatleben funkt und die kommunikationsbereitschaft rund um die uhr praktiziert wird ist auch rund um die uhr strategisches verhalten angesagt. kulturpessimistisch könnte man formulieren: je cooler und strategischer kommuniziert werden muss Weiterlesen

schnickschnack (124) – youtube – one hour per second

nur um es einmal zu veranschaulichen, was im web 2.0 und generell im internet an mehr oder weniger kreativem potential veröffentlicht wird. youtube hat einmal zusammengestellt und wunderbar illustriert, wie viele minuten material bei ihnen hochgeladen wird. ein sehenswertes filmchen.

zu finden ist er hier:

YouTube – One Hour Per Second.

mein computer und ich – eine umgangslehre (24)

netzwerk

„netzwerken“ ist der große trend. die funktionen des internets und die geschwindigkeiten der computer haben diesen trend erst möglich gemacht. unter „netzwerken“ versteht man die zugehörigkeit zu diversen sozialen zusammenschlüssen. früher war dies eher durch eine vereinsmitgliedschaft möglich, heute gehört man einem digitalen netzwerk an. dabei kann es sich um ein privates oder berufliches netzwerk handeln (teilweise finden sich die netzwerke zusätzlich in einer vereinsstruktur wieder).

das grösste und ausdifferenzierteste soziale netzwerk ist facebook. man kann die mit einem vernetzten menschen differenzieren, und ihnen ein ranking-label geben. dementsprechend erhalten sie persönliche informationen oder auch nicht. man kann sich nicht mehr unter pseudonymen verstecken, die realen namen sind gewünscht. das netzwerken ist schon lang keine spiel mehr, sondern eine ernsthaft und zeitraubende angelegenheit. und das vernetzen wird als lösung von vielen problemen oder konflikten angesehen.

erst einmal mag dies vernünftig klingen: viele augen lösen ein problem schneller als nur zwei oder vier augen. viele menschen einzubinden in eine entscheidung verhindert spätere konflikte. viele menschen zu einem thema zu verbinden kann grundlage vieler neuer ideen und kreativer erkenntnisse sein. das klingt ideal. wird die virtuelle vernetzung auch noch in das reale leben überführt, dann sei man auf dem richtigen weg.

jain. das internet bietet sicherlich die tolle möglichkeit, weltweit menschen finden zu können, die die gleichen interessen haben, wie man selbst. es ist viel leichter in fachlichen austausch zu gehen. aber auf der anderen seite hat gerade das netzwerken einen nebeneffekt: berufliches wird immer stärker mit privatem verquickt und die trennschärfe verliert sich. das netzwerken ist auch ein zeichen dafür, dass sich die klaren strukturen verlieren. doch dies sorgt im laufe der zeit für zusätzlichen zündstoff. arbeitskonflikte lassen sich viel schwerer klären, wenn privates mit ins spiel kommt. die auflösung der hierarchien wird vorgegaukelt. man kann dies feststellen, wenn letztendlich entscheidungen getroffen werden müssen. schlagartig stellen menschen fest, dass hierarchien durch das netzwerken nur virtuell eingeebnet wurden und damit nicht automatisch teilhabe entsteht.

netzwerken erhöht auch den druck auf einzelne, ihre freizeit mit dem beruflichen sozialen umfeld zu verbringen. das fängt bei gemeinsamen staffelläufen, mittagessen oder ausflügen im arbeitsumfeld an, geht weiter über klausurfahrten, einladungen und gemeinsame bonusreisen. die schwierigkeit besteht darin, dass auch in der freizeit das berufsleben nicht mehr verlassen wird. man kann sich aber in halbprivaten momenten nicht so verhalten, wie man es im privatleben tun würde. man bleibt trotz der freizeitgestaltung auf einer strategischen ebene (wohl wissend, dass es hierarchien Weiterlesen

web 2.95 – Litrix – German Literature Online

warum die englischsprachige ankündigung? bei „litrix“ handelt es sich um eine webseite des goethe-instituts, die eines möchte: deutsche literatur zur übersetzung bringen.

also einmal eine seite, die nicht uns die literatur aus den regionen der welt nahebringen möchte, sondern eine seite, die der welt die deutschsprachige literatur nahebringen möchte. neben einzelnen büchern, die vorgestellt werden, sich so zu sagen zur übersetzung anbieten, gibt es vor allen dingen informationen zu finanziellen förderprogrammen für übersetzungen. und es wird alle zwei jahre eine „schwerpunktsprache“ festgelegt, in die übersetzungen gefördert werden. zur zeit ist dies russisch.

also eine homepage für sprachexpertInnen, aber auch für literaturinteressierte und fremdsprachenkünstlerInnen:

Litrix-German Literature Online.

wund-starr-krampf (07)

fussball – nachgetreten

ja, man könnte es ruhen lassen, denn es sollte nicht sein. war ja nur ein spiel und somit ist das kapitel männer-fussball-em erledigt. mir scheint aber, dass man einmal nachschauen sollte, was da eigentlich für mechanismen sowohl im vorfeld, als auch im nachhinein im spiel sind. denn die ganze kiste kommt nicht so harmlos daher, wie dann gern getan wird.

so hysterisch war es noch nie. mit ein paar jahresringen im holz erinnert man sich an die diversen meisterschaften. klar, teilweise waren die strassen leer, aber diese em hat so manchen rekord gebrochen. schon das erste spiel entmenschlichte den öffentlichen raum. das war aber kein zufall, sondern eine folge des medialen wahnsinns. tage vorher war auf allen medialen kanälen nichts anderes mehr zu vernehmen als die vorbereitung auf das spiel. da sah man es auch nicht so eng, dass konsequent für die fanmeile in berlin (eine privatwirtschaftliche angelegenheit) werbung gemacht wurde. seriöse nachrichten verkamen zu einer fussball-hofberichterstattung. der effekt: nicht verlieren können (dazu gleich mehr).

so politisch war es noch nie. nein, ich meine nicht das fernbleiben der kanzlerin und den hauch kritik an den undemokratischen verhältnissen in der ukraine. ich meine die tatsache, dass medien im schulterschluss mit den regierenden die em zu einer nicht-politischen veranstaltung erklärten und ja alles so hübsch in der ukraine war. man hätte das auch ganz anders thematisieren können, doch das war nicht erwünscht. hier ist keine trennschärfe mehr erkennbar. das ist das politische und bedenkliche (ähnliche berichterstattungen finden sich zum beispiel beim thema steigende strompreise, wenn wir die energiewende wollen).

so viele steuergelder wurden noch nie verschwendet. die preise für übertragungsrechte steigen beständig. da man sich anscheinend dem marktdenken des fussballs (der sowieso schon von der sporthilfe gefördert wird) anpasst und auch hier kein kritisches wort mehr verliert (aus der tour de france hat man sich einmal wegen kritischer momente zurückgezogen), wird inzwischen zu jeder tages- und nachtzeit zusätzlich werbung eingeblendet. doch nicht genug damit. die sendezeiten der öffentlich-rechtlichen sender werden kurzfristig geändert und spiele, die gerade gesendet wurden, gleich noch einmal ausgestrahlt. es gibt keine alternativen mehr (die privaten passten sich so weit an, dass sie eigentlich nur noch dauerwiederholungen sendeten). medial herrschte bald einen monat ein ausnahmezustand.

so schlecht wurde noch nie verloren. man muss es ja auch einmal auf den sportlichen punkt bringen. seit über 10 jahren verliert die deutsche mannschaft. doch vorher wird jedesmal propagiert, man könne jede mannschaft schlagen. und wie erbärmlich dann die folgen: niemand geht beim endspiel mehr zur fanmeile (also geht es doch um nationalismus und nicht um den schönen sport). man kann sich auch nicht für die andere mannschaft freuen. es kommt zu einer skurrilen emotionale verquickung eines sportereignisses mit offenem ausgang und nationaler gefolgschaft. ja, man stilisiert das nicht-gewinnen zu einem sommermärchen hoch, um irgendwie das gesicht zu wahren. was für altbackene rituale – wenn man schon meint, sich in wettbewerb mit anderen begeben zu müssen.

man ahnt, was in zwei jahren auf einen zukommt. nun ist man erst einmal spielverderber 😉

web 2.94 – autismus und bloggen

autismus tritt sehr unterschiedlich in erscheinung, der grad der beeinträchtigungen bei der gestaltung des alltags ist ebenso verschieden. das asperger-syndrom ist die etwas abgeschwächtere form des autismus. bis heute sind sich die psychologen und mediziner bei ihrer diagnostik nicht einig. doch dies spielt eigentlich keinen rolle, wenn ein mensch sich in seinen handlungsmöglichkeiten beeinträchtigt fühlt.

den gedanken und dem empfinden von menschen mit autistischen störungen wurde lang keine aufmerksamkeit geschenkt. erst in den letzten jahrzehnten (teilweise einhergehend mit der entwicklung des internets) wurde dem erleben des autismus mehr aufmerksamkeit geschenkt. und es entwickelte sich ein digitales medium, das von menschen, die schwierigkeiten mit sozialen interaktionen und der kommunikation haben, teilweise gut gehandhabt werden kann. das medium internet bietet eine plattform, auch mit autistischen störungen am gesellschaftlichen austausch teilzuhaben.

selbst wenn die störung autismus nicht hinreichend diagnostiziert und erklärt werden kann, so kann doch inzwischen von den betroffenen auskunft über ihr erleben gegeben werden. und das bloggen ist dafür eine gute möglichkeit. darum möchte ich hier ein paar blogs von menschen über ihr leben (mit der störung) verlinken. ich will sie gar nicht einzeln vorstellen, sondern alle dazu einladen, sich lesend ein eigenes bild zu machen und vielleicht in austausch zu treten:

http://nach21.wordpress.com/

http://autzeit.wordpress.com/

http://realitaetsfilter.wordpress.com/

http://herzlichchaotisch.wordpress.com/

web 2.0 und wohnen

es ist nicht leicht im internet etwas über angenehmes wohnen zu finden. gibt man in den suchmaschinen „wohnen“ oder „wohnung“ ein, landet man entweder in der immobilienwelt oder im zeitschriftenmarkt. man muss die suche schon spezieller gestalten. hier merkt man also, dass das thema wohnen kein diskussionswürdiges gebiet, sondern eine finanzielle fragestellung ist. der markt lohnt sich.

auch beim versuch, blogs zu durchsuchen, ergibt sich erst einmal nichts interessantes. man muss also zum beispiel nach „wohndesign“ suchen und findet in diesem zusammenhang zumindest blogs, die sich den verschiedenen möglichkeiten einer wohnungseinrichtung widmen. doch auch diese blogs beschränken sich meist auf das vorsortieren des marktes von einrichtungsgegenständen. auch bei diesen seiten wird nicht die bedeutung des wohnens thematisiert, noch eine form der kreativität dargestellt. der großteil der seiten orientiert sich erst einmal an firmen und produzenten von wohndesign.

ich finde das faszinierend. da gibt es für viele von uns nichts wichtigeres, als ein dach über dem kopf zu haben, nicht obdachlos zu sein. da gibt es unzählige modetrends und entwicklungen in bezug auf das wohnen. da gibt es konzepte zum sozialen miteinander beim wohnen, doch es gibt nur versteckt die passenden seiten dazu. gut, man kann etliche do-it-yourself-seiten für das gestalten der einrichtung finden (also zum beispiel ganz nett: die seite der ikea-hackers http://www.ikeahackers.net/ ), aber man findet sehr schwer eine seite, die den diskurs ums wohnen führt.

dabei muss dies noch nicht einmal sofort ein politischer sein, obwohl auch dies nicht bedeutungslos ist, aber wir machen uns anscheinend kaum gedanken um eine inzwischen für alle sehr wichtige lebensweise. oder anders formuliert: wir interessieren uns nicht sehr für gedanken über das wohnen. der trend zum nesting, die frage der gentrification, wohnkonzepte oder die Weiterlesen