Monatsarchiv: Juni 2010

nabelschau (25)

wenn die welt zu klein wird. die morgendliche zeitungslektüre ist ein muss. doch manchmal fragt sich der leser, inwieweit das gelesene nun noch der realität entspricht oder sich jemand einen scherz erlaubt hat. so gab es vor zwei tagen zum wochenende eine anzeige in einer überregionalen zeitung, die den autor dieser zeilen stark zweifeln ließ:

alle welt schaut die fifa-gesteuerten spiele an. man kann freund oder feind dieses spiels sein, doch die regeln (außer der komischen abseitsfalle) sind den meisten bekannt. männer versuchen einen ball in einen viereckigen rahmen, der mit einem netz bespannt ist, zu schießen. nun fordert ein verein in einer beinahe halbseitigen anzeige die vergrößerung des rahmens um rechts und links jeweils sieben zentimeter und in der höhe um sagenhafte neun zentimeter. gefordert wird dies von „für das grössere fussballtor e.v.„. die begründung lautet, dass dann jeder zweite latten- und pfostenschuss ein tor wäre. in einem artikel im internet wurde eine weitere begründung hinzugefügt: die torwarte werden immer größer, wodurch die chance ein tor zu erzielen immer kleiner werde.

nun, für den sportunkundigen leser ergeben sich aus dieser forderung viele weitere fragen: warum gibt es beim fussball nicht drei bälle? dies könnte doch zu einem abwechslungsreicheren spielfluss führen, auch wenn die fernsehübertragungen nicht mehr so schlicht daher kommen könnten. oder auch, wie ungerecht ist das denn beim eishockey? kann da der torwart nicht mal diese dicken klamotten ablegen? das wäre dann auch mehr was für´s auge. aber die ungerechtesten sportarten scheinen einem dann doch basketball und golf zu sein. der basketball ist beinahe so groß wie ein fussball, muss aber in ein körbchen, das seine größe kaum übersteigt. dieses körbchen hat dann noch jemand verdammt hoch gehängt. na ja, und die golfer die schießen ihren ball erst einmal quer durch die pampa, können ihn kaum mehr sehen und sollten dann ein loch treffen, das einem maulwurfseingang ähnlich scheint. wer kommt denn auf so ungerechte sportarten? da putten die sich einen wolf auf der wiese, in der zeit hätten viele fussballspieler schon längst ein tor geschossen.

aber für unsereinen bestätigt sich beim anblick der anzeige nur ein gedanke: die welt an sich ist ungerecht. warum sollte das beim fussball anders sein?

schreibidee (177)

verkehrte welt. in der gesellschaft der dienstleistungen werden gerade monopolisten und große konzerne, sowie öffentliche verwaltungen kommunikativ unerreichbar. oder haben sie schon einmal bei der post versucht, sich über ein verschwundenes paket beim verteilerzentrum zu informieren. sie werden an eine hotline, die horrendes geld kostet, irgendwo in deutschland verwiesen. oft gibt es weder durchwahlen noch persönliche mailadressen. da bleibt einem nur eine übrig: der traditionelle, getippte oder handgeschriebene „beschwerdebrief„. darum dieses mal eine kleine unterstützung in den schreibideen, eine beschwerde an den adressaten zu bringen.

als einstieg in die beschwerde, sollten sich die gruppenteilnehmerInnen der schreibgruppe bewusst werden, bei wem sie sich überhaupt beschweren wollen. in unserem immer komplizierteren alltag findet sich garantiert ein beschwerdegrund. so ist als erstes ein cluster zu erstellen, das mittig die aussage enthält „was mich schon immer aufregt“. aus dem cluster wird dann die aufregung ausgewählt, bei der eine beschwerde aussicht auf erfolg hat. es kann sich dabei um die geringe anzahl der roten gummibärchen, die am besten schmecken, in der tüte handel, aber auch um die zeitverzögerung beim amt oder eben das verschwundene paket.

nun wird eine tabelle angelegt. in die linke spalte werden die knallharten fakten eingetragen, die zu der beschwerde führen. in die rechte spalte sind dann sätze einzutragen, die knallharte fakten in treffsichere beschwerden verwandeln. denn die schreibgruppe geht ja davon aus, dass ihre beschwerde berechtigt ist und hat somit keinen grund, sich erst mit vielen belegen zu rechtfertigen. hier darf schon die lage der fakten ausgereizt werden. die fakten (maximal fünf) und die entsprechenden sätze werden sich in kleingruppen gegenseitig vorgestellt. die anderen gruppenteilnehmerInnen bewerten wie treffend die sätze sind und bieten eventuell alternative formulierungen an.

nach der kleingruppenarbeit werden nun die fünf wichtigsten sätze des beschwerdebriefs aufgefüllt. dazu dürfen ruhig blumig oder sarkastisch die folgen der versäumnisse des adressaten beschrieben werden. Weiterlesen

leben neben der berliner feuerwehr (06)

bezahlte rücksichtslosigkeit können sich nur städtische beamte leisten. sonntag mittag 13.30 uhr. ein schöner sommertag, ruhe im hinterhof, auf den straßen, die menschen nehmen auf den balkonen ihr essen zu sich, ruhen sich von einer stressigen woche aus, bereiten sich auf das fussballspiel seelisch und moralisch vor.

doch da, auf einem kleinen fleckchen befinden sich städtische beamte, die nichts zu tun haben, aber einen ganzen batzen geld für ihre arbeit bekommen. da es wahre männer sind, die beinahe ihr fleisch noch selber jagen und zeigen müssen wo der hammer hängt, werfen sie mal wieder den grill an. nicht, dass sie dies erst am donnerstag gemacht hätten, der sonntag ist abermals willkommen. ein proteinshake macht nicht so schön auf sich aufmerksam und zieht nicht die gesamte umwelt mit in das eigene privatvergnügen.

um das ritual noch ein wenig zu steigern, wird die kohle nicht profan entzündet. man hat druckluft-gasflaschen, die man nach der spiritusgabe und dem ersten entflammen einsetzen kann, um dem glühprozess nachdruck zu verleihen. ja, unsere luft soll noch ein wenig verpesteter werden, dafür haben wir die städtische berufsfeuerwehr in berlin. eine leitung haben diese wachen anscheinend nicht, niemanden der sich verantwortlich fühlt. wer auf der einen seite angeblich um gut nachbarschaftliche verhältnisse bemüht ist, nervt den rest nicht, während der gesammelt auf seinem balkon sitzt, die fenster offen hat und versucht sich zu erholen. nein, hier möchte jemand einfach nur sein ding machen, scheiss drauf wie die reaktionen sind. ihm kann ja nichts geschehen, er ist ja beamter. beamter in einer behörde, die nicht einmal mehr ihre beschwerdestelle besetzt. das nenne ich preussische gutsherrenart.

die selbstliebe beim schreibprozess

unsere kultur fördert die haltung, sich selbst zu mögen, nicht. wir lernen sehr früh, dass die urteile anderer (über)lebensnotwendig sind. es gibt garantiert den aspekt, dass ich mich nur durch rückmeldungen von anderen weiterentwickeln kann. doch ich setze die urteile anderer nur dann in ein angemessenes verhältnis zu meinen bedürfnissen und fähigkeiten, wenn ich mir selbst vertraue, mich annehmen kann. der schwerpunkt unserer kultur liegt auf der kritik, lob wird meist sehr spärlich gegeben. darum tun sich alle kulturellen professionen recht schwer. „fördern und fordern“ erschöpft sich meist im fordern.

der schreibprozess des kreativen oder biografischen schreibens bietet eine gute alternative zu dieser entwicklung. denn eines bewirkt schreiben ganz von allein (so lang ich mir nicht zu viele gedanken um die leserInnen mache), man schöpft aus sich. man wendet sich also sich selber zu. egal was geschrieben wird, wie hier schon öfter erwähnt, es wird immer persönliches, subjektives einfließen.

natürlich bietet das biografische schreiben im schreibprozess einen größeren anteil an persönlicher zuwendung als das verfassen eines zeitungsartikels.
jedoch allein der rückzug in die eigene gedankenwelt, der prozess des sammelns von ideen, von neuen gedankenkombinationen, das kreative denken, fördert die selbstannahme. voraus geht dieser handlung der gedanke, man hätte etwas mitzuteilen.

dieser gedanke spiegelt schon eine gewisse selbstwertigkeit wieder. ich käme gar nicht auf die idee eigenes zu schreiben, womöglich noch zu veröffentlichen, wenn ich mir nichts zutraue. zu dieser selbstannahme gesellt sich während des schreibprozesses ein weiteres empfinden: während man sich im fluss des schreibens befindet, bildet sich meist langsam ein angenehmes körpergefühl heraus, gepaart mit dem empfinden, etwas zu schaffen. ist der schreibprozess dann erst einmal beendet, blickt man auch sofort auf konkretes ergebnis. natürlich kann man dies noch verwerfen oder verändern. aber im gegensatz zu vielen anderen langfristigen handlungen und prozessen, bietet das schreiben sofort ein konkretes ergebnis.
dieser vorgang ist der „selbstliebe“ förderlich (ich setze den begriff in klammern, da er für viele leserInnen weiterhin befremdlich sein wird). doch, man kann sich mögen, wenn man geschrieben hat. und es spricht nichts dagegen, eben nur der gesellschaftliche hintergrund tut sich schwer damit.

selbstbefragung (56) – intuition

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „intuition„.

  • wann haben sie das letzte mal intuitiv gehandelt? war das ergebnis ihrer handlung positiv oder negativ?
  • wie leicht fällt es ihnen, aus dem bauch heraus zu handeln? beschreiben sie.
  • in welchen momenten denken sie zu viel nach?
  • was ist für sie entlastend, wenn ihr bauchgefühl sich meldet?
  • können sie sich während kreativer phasen in eine art trance versetzen?
  • welche handlungen laufen bei ihnen vollautomatisch ab? nennen sie ein paar beispiele.
  • trauen sie sich in beziehungen intuitiv zu handeln? beschreiben sie.
  • trauen sie sich im beruf intuitiv zu handeln? beschreiben sie.
  • wie äußert sich ihr bauchgefühl am häufigsten?
  • was schlägt ihnen immer wieder auf den magen?

linke buchtage am nächsten wochenende in berlin

mich hat eine mail erreicht, die ich gern weiterleite. ich wünsche allen interessierten geruhsames lesen, interessante diskussionen und genussvolles lauschen.

Von Freitag, 25. Juni, bis Sonntag, 27. Juni 2010 finden die 8. Linken Buchtage Berlin im Mehringhof statt. An diesem Wochenende bieten AutorInnen und PublizistInnen etwa 40 Lesungen, Vorträge und Podiumsdiskussionen zu aktuellen Themen, politischer Theorie und Kultur an. Ausstellungen sind ebenfalls Bestandteil des reichhaltigen und bewußt vielfältigen Programms, das auch Debatten und Kontroversen zuläßt.

Begleitend zu den Veranstaltungen werden auch dieses Jahr wieder zahlreiche linke und unabhängige Verlage mit Ihrem aktuellen Programm vor Ort sein. Hier bietet sich reichlich Gelegenheit, die Publikationen einer breiten Palette kleiner und unabhängiger Verlage kennen zu lernen und sich vor allem über deren Neuerscheinungen zu informieren.

Der Eintritt an den Linken Buchtagen Berlin ist frei. Das genaue Programm findet man unter http://linkebuchtage.de/cms/_images/buchtage2010_programm.pdf .

leben neben der berliner feuerwehr (05)

sommer sonne stinkerei. es ist wie immer in solchen momenten ein wunderbarer sommertag. er wurde schon tage vorher angesagt. man wartete lang genug dieses jahr darauf. gegen mittag öffnet man die balkontür, denn kindergeschrei ist schon von weitem vernehmbar. und es kommt, was kommen musste und was immer wieder besonders bei schönem wetter kommt: eine kita ist zu besuch. und diese kita wird im freizeitpark feuerwache in der abenteuerecke einzeln und zu zweit mit dem leiterwagen hoch und runter gefahren. begründet wird das schauspiel damit, dass den kindern die angst vor der feuerwehr genommen werden soll. ein löbliches unterfangen, kann wegen mir stunde um stunde auf einem übungsgelände stattfinden. aber im hinterhof, nahe an der nachbarschaft (ach ja, in der eile des halbstündigen unterfangens haben wir wieder einmal vergessen den teuren abgasabsaugschlauch anzuschließen), die kleinfeuerungsanlage mal so zur schönwetteruntermalung anzuwerfen, zeigt kindern wie scheissegal der berliner feuerwehr umweltschutz ist. ach so, scheissegal sind der berliner feuerwehr auch die bürger. wenn sie versuchen das beschwerdetelefon zu erreichen, dann gibt es keine mitarbeiter, die mit ihnen sprechen. dann gibt es mail, fax, adresse als durchsage, um dann nach dem piep sprechen zu dürfen. sie sprechen und ihre beschwerde versinkt in den tiefen der landesbehörde, denn seit jahren ändert sich nichts. doch schriftlich wird sie noch einmal bestätigt, um dann wieder einen ausredenbrief zu erhalten. aber aus dem schriftwechsel wird demnächst einmal ein buch 😆

na dann, das ordnungsamt des bezirks angerufen. auch die müssten einen inzwischen kennen. das ordnungsamt verweist auf das umweltamt, das auch schon diverse gespräche mit der feuerwache führte. aber sonst könne man noch die wache anrufen. der versuch zu verbinden scheiterte am besetztzeichen. aber freundlicherweise wollte man einem die nummer nennen, da könne man dann ja selber anrufen. also noch das umweltamt angerufen. den mitarbeiter aufgefordert etwas in dieser sache zu unternehmen. und der erste mitarbeiter, der dies zusagte. doch inzwischen war so viel zeit vergangen, dass sowieso schon alles zum himmel stank und das letzte kind einen blick über die dächer werfen durfte. Weiterlesen

schreiben als weg – heute lesung im dharma buchladen

das kreative schreiben macht zum einen spaß, zum anderen bietet es die grundlage, sich selber ein stück näher zu kommen. viele kennen aus eigener erfahrung, dass durch regelmäßiges schreiben (zum beispiel tagebuch), nicht nur aufgestautes einen ort findet, sondern weiterentwicklungen der eigenen persönlichkeit angestossen und vorangetrieben werden können. man vergewissert sich seiner selber, ordnet sich ein und entwickelt handlungsideen.

so ist das buch „schreiben als weg“ von anna platsch anscheinend zu verstehen. ich habe es bis jetzt nicht gelesen. doch wer schon einmal einen einblick und vorgeschichten zu den vorstellungen von ihr und den grundlagen ihrer schreibseminare hören möchte, der hat heute die gelegenheit. im dharma buchladen (berlin) in der akazienstraße 7 um 20.00 Uhr liest anna platsch und gibt sicherlich auch raum für weitere gespräche über das schreiben als weg. und wie wir alle wissen, ist ja der weg das ziel. viel spaß.

schluss mit pause

es gibt viele gute gründe, beim bloggen eine pause einzulegen. doch manchmal gibt es auch viele gründe wieder einzusteigen. werden sie doch gehäuft von außen an einen herangetragen. und irgendwie steht weiteres aus zum schreibprozess geschrieben zu werden. (seltsam, dass gerade bei diesem thema der schreibprozess im blog abbrach 😉 ) also dann, auf ein neues, und nur mal als botschaft an die welt, das jahr dürfte dann langsam ein wenig ruhiger werden. in meinem horoskop stand etwas anderes 😛