Monatsarchiv: März 2011

kreatives schreiben und tiere

wie konnte ich bisher nur die zwei-, vier-, sech-, acht- und x-beiner vergessen? eigentlich war meine affinität zu den geschöpfen dieser erde mal recht groß. aber beim schreiben erinnern sie wohl doch zu sehr an fabeln und märchen. und irgendetwas wehrt sich gegen die vermenschlichung. wie erzählte mir vor kurzem jemand, den ein hund angefallen hat? das herrchen (die verniedlichung ist wahrscheinlich in dem moment sehr passend) sprach mit seinem hund: „na du kleiner racker, was machst du denn für sachen?“

doch abseits davon sind tiere eine unerschöpfliche quelle fantasievoller geschichten. wieso nicht die fische vor der küste japans sich über die zunehmende strahlung unterhalten lassen. oder einfach nur wie tiervater brehm eine charakteranalyse eines tieres (oder eines fantasietieres) erstellen. auch hier greift natürlich die vermenschlichung, aber es gibt gar keine andere möglichkeit. ich weiß nicht, was die dicke hummel denkt, wenn sie eine honigreiche blüte findet. ich weiß auch nicht, was der hund denkt, wenn er mir den knochen vor die füße wirft.

und ich kann natürlich diverse tiere miteinander kommunizieren lassen. sie können mich oder andere menschen plötzlich ansprechen. sie können untereinander ein gespräch führen. der zeichentrickfilm macht es vor, wie gut tiere eine rolle abgeben. es ist der mix aus charakterisierung, vermenschlichung und übertragung, der die zuschauer das agieren der tiere auf das leben des menschen übertragen lässt. also doch zurück zur fabel, die die verschiebung auf ein anderes lebewesen nutzt, um eine botschaft direkter zu vermitteln. würde man in tiergeschichten die tiere durch menschen ersetzen, Weiterlesen

Poetry Slam für die Wissenschaft

Das Slam Format macht längst auch in anderen Genres Schule. Längst hat die Wissenschaft den ursprünglichen Gedanken von Marc Kelly Smith aufgegriffen.

In Chicago der 80ér Jahre besuchte er Jazz- und Blues-Sessions genauso gerne und oft, wie Lesungen in Universitäten und Buchhandlungen. Während die Stimmung bei den Konzerten fantastisch war, blieben meist die Lesungen spröde und langweilig. Warum, so fragte er sich, „…konnte jemand etwas, was ihm offensichtlich wichtig erschien, derart schlecht vorbereitet vortragen, und dieses dann noch in einer derart sterilen Atmosphäre eines nüchternen weißen Raums mit Stuhlreihen von der selben Farbe, ohne Bar, ohne eine flairerzeugende Beleuchtung…“ In diesen Gedanken liegen die Wurzeln für die weltweite Entwicklung des Poetry Slam.

Wissenschaftler, die sich aus dem Elfenbeinturm der Universitäten heraus und auf das schnöde Volk außerhalb der „scientific cummunity“ zu bewegen, slammen auch. Das Publikum erfährt beispielsweise mehr über die mehrdimensionale Faltung von Molekülen, die indigene Kultur im Disney Film Pocahontas oder über das Phänomen schmutziger Toiletten unter soziologischen Gesichtspunkten und im internationalen Vergleich.

Wissenschaftler rocken die Bühne mit ihren Forschungsarbeiten. Dahinter steht das kreative wissenschaftliche Schreiben ansteckender, begeisterungsfähiger, schräger Vorträge. In der Bar, mit flairerzeugender Beleuchtung und ohne Stuhlreihen. Der Science Slam Berlin hat die Webpage www.scienceslam-berlin.de , Bewerbungen sind jederzeit möglich. Das Publikum kommt am 4. April 2011 wieder auf seine Kosten.

(von Sabine Samonig)

web 2.53 – poetron-zone

es gibt webseiten, die einfach ein großer spaß sind. es gibt die seiten schon lang, aber erst jetzt stösst man darauf. und dies mit hilfe eines studierenden, der die seite ausfindig gemacht hat.

gedichte schreiben ist nicht jedermanns oder jederfraus sache. da soll ein rhythmus entstehen, womöglich noch ein reim, das ganze auch noch sinn ergeben, abseits der nonsens-lyrik. eine schwierige aufgabe. dem kann abgeholfen werden. es gibt eine „lyrik-maschine“ im internet. man muss nur ein begriffe eingeben. einen namen, ein nomen, ein verb und ein adjektiv. dann klickt man auf den button und schon wird ein gedicht aus den begriffen generiert.

nun gut, manches ergebnis kann sich nicht unbedingt sehen lassen, es klingt zwar ganz edel, aber der sinn ist verloren gegangen. doch man kann den versuch öfter wiederholen. und mit ein wenig glück entsteht ein gedicht, dass sich kaum von ernsthafter lyrik unterscheidet. das glauben sie nicht? es gibt auch ein quiz auf der website, dass sie vor die frage stellt, ob das dargebotene gedicht vom computer generiert wurde oder von einem schreibenden menschen. spätestens beim quiz kann man ins schlingern geraten.

wo man das alles findet? auf der homepage von günter gehlpoetron-zone„. zu finden ist die seite unter http://www.poetron-zone.de . wenn man mal angefangen hat, den rechner dichten zu lassen, kann man schwer wieder aufhören. und so wurden schon über 4,5 millionen gedichte generiert. selbst wenn man die gedichte nicht verwenden möchte (es kann ja nun wirklich nicht sein, dass ein digitales machwerk wie ein menschliches produkt wirke), bietet poetron-zone anregungen für die eigenen lyrischen entwürfe. und für die lyrik-muffel ist die seite ein wunderbares angebot 😉

selbstbefragung (89) – tiere

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „tiere„.

  • haben sie haustiere? warum?
  • was glauben sie, warum tierschutz einen so hohen stellenwert im gegensatz zu sozialer unterstützung von menschen hat?
  • wie stellen sie sich das „denken“ eines hundes vor? beschreiben sie.
  • was halten sie von tierversuchen? warum?
  • welche tiere flößen ihnen angst ein? zählen sie auf.
  • warum vermenschlichen wir tiere und machen den menschen tierisch?
  • welchem tier fühlen sie sich verwandt?
  • essen sie fleisch?
  • mit welchen tieren sind sie aufgewachsen?
  • wie würden sie ihr verhältnis zu tieren bezeichnen?

schreibberatung und saftig

ein skurrile kombination. wie kann schreibberatung saftig werden? oder was ist überhaupt eine saftige schreibberatung? damit meine ich eine schreibberatung, die lust am schreiben fördert, die die eigenmotivation zum laufen bringt. und ich meine eine schreibberatung, die die offenen, direkten und kräftigen worte sowohl im text als auch in der kommunikation bevorzugt.

wir sind oft zu vorsichtig im umgang miteinander, gerade im beratungskontext geht es sehr sanft und zurückhaltend zu. das ist auch oft notwendig, um die verunsicherung der ratsuchenden aufzufangen und die ängste zu nehmen. doch ist dieser schritt vollzogen, dann hat sich eine vertrauensbasis aufgebaut, die es möglich macht, ins detail zu gehen. nun kann es darum gehen, die richtigen worte zu finden.

in diesem moment sollten sich menschen fragen, welche bücher, welche texte sie am liebsten lesen. es sind meist nicht die dezenten, braven und zarten wortgebilde, die einen zum nachdenken anregen und das interesse wecken. es sind die frechen, kecken und direkten formulierungen, die einen fesseln, binden und zustimmen lassen. schaut man sich die romane an, die gern gelesen werden, entbehren sie oft jeglicher realität. sie übersteigern geschehen und ereignisse, sie driften in fantasiewelten ab und sie lassen zufälle aufeinander folgen, die kaum vorstellbar sind.

nun kommt selten jemand in eine schreibberatung, der einen roman schreiben will. doch auch eine wissenschaftliche arbeit oder ein bericht kann wie eine karteileiche erscheinen, in der daten aneinander gereiht sind. oder es kann ein erfrischender text sein, der einen zum nachdenken anregt, der eindeutige thesen enthält, die dann mit daten unterfüttert werden. nachdem dieser text gelesen wurde, weiß ich als leser, wo der autor, die autorin steht. um zu solch einem text zu gelangen, benötigt es ein wenig mut und vor allen dingen Weiterlesen

„so werden sie sachbuchautor“ – ein veranstaltungstipp

schaut man in die buchläden oder ins internet, dann kann man feststellen, dass die sach- und „ratgeber“bücher in dieser unübersichtlichen welt gern gelesen werden, um einen eigenen weg durch das chaos zu finden. und während man sich so umschaut, bekommt man eine buchidee. bekommt eine idee davon, was schon längst geschrieben werden sollte, bis heute aber nie jemand verfasste. da ist nun eine idee da, doch dann weiß man nicht so genau, wie es weitergehen soll.

wie finde ich den richtigen verlag? wer würde denn überhaupt meinen ratgeber oder mein sachbuch verkaufen wollen? und wie komme ich von der idee zum text? zwei, drei seiten habe ich schon aufgeschrieben, aber jetzt fehlen mir die worte. gibt es regeln für eine buchstruktur? wie schaffe ich es, dass die leserInnen meine idee genauso interessant finden, wie ich?

diese und noch viel mehr fragen können in dem workshop „so werden sie sachbuchautor“ von ulrike scheuermann und oliver gorus gestellt und beantwortet werden. der workshop in berlin findet schon nächsten freitag, am 01ten april statt. weitere informationen findet man in einer pdf-datei hier: http://www.ulrike-scheuermann.de/pdfs/Scheuermann_Gorus_Workshops_2011.pdf und bei youtube in einem film hier: http://www.youtube.com/watch?v=YC_lCtXYthc .

vielleicht erscheint dann ein jahr später das eigene sachbuch, zum beispiel zur frage, wie man sich in dieser unübersichtlichen welt zurechtfinden kann, indem man ein innovatives sortiersystem und eine neue strukturierungsmethode für alle möglichkeiten verwendet 😉

schreibidee (245)

höchste beachtung verdient die menschwürde. dadurch, dass wir menschen über uns und unsere situation reflektieren können, entwickeln wir auch eine ethische haltung dazu, ab welchem moment einem menschen die würde genommen wird. das bedeutet, ab wann ein mensch nicht mehr als mensch behandelt wird, sondern eher als sache, als wertloses ding oder als ein lebewesen ohne emotionen und reflexion. dies kommt leider weiterhin öfter vor als man denkt. und die folgende schreibanregung greift den gedanken auf, um „würdelose texte“ zu schreiben.

was gehört für die teilnehmerInnen zur „meschenwürde“? diese frage soll mit einem einseitigen text (also mit einem text von einer seite länge 😉 ) beantwortet werden. die texte der menschenwürde werden anschließend vorgetragen. danach wird es eine emotional sehr bewegende gruppensitzung der schreibgruppe werden. denn würdelosigkeit berührt mit großer garantie. zu weiteren einstieg werden entweder texte von folteropfern oder dokumentationen über folteropfer gezeigt. folter ist eine der drastischsten formen, dem menschen seine würde zu nehmen.

anschließend ist eine geschichte zu verfassen, in der jemand davon berichtet, wie ihm die würde genommen wurde. es muss sich dabei nicht um folter handeln. es bleibt der fantasie überlassen, welche würdelose oder entwürdigende situation geschildert wird. einzige vorgabe für den text ist es, möglichst intensiv und bewegend die geschichte zu formulieren. danach werden die entstandenen geschichten vorgetragen und in der feedbackrunde wird auch darauf geachtet, wie bewegend die schilderung auf die schreibgruppenteilnehmerInnen wirkte.

zum abschluss geht es darum, der würdelosigkeit etwas entgegen zu setzen. was ist notwendig, um keine würdelosen situationen mehr zu erleben. alle teilnehmerInnen sind aufgefordert, ein „manifest wider die würdelosigkeit“ zu verfassen. dieser aufruf sollte anschließend im entsprechenden tonfall eines aufrufs vorgetragen werden. falls interesse besteht und die schreibenden nicht zu sehr mitgenommen sind, kann der film „buenos aires 1977“ noch angeschaut werden. in diesem film wird geschildert, wie menschen in argentinien sukzessive durch folter und psychoterror die menschenwürde genommen wurde und wie sie versuchten sich von dieser situation zu befreien.

„ich will so werden wie ich bin“ von kitz & tusch – ein buchtipp

das leben scheint anstrengend zu sein. es erscheint immer mehr menschen als stressiges unterfangen, aus dem sie sich nicht mehr zurückziehen können. man erfährt sich in einem hamsterrad gefangen. ist unsere welt so anders geworden oder ist es nur luxus darüber zu jammern, wie anstrengend alles ist?

volker kitz und manuel tusch zeichnen in der ersten hälfte ihres buches „ich will so werden wie ich bin – für selberleber“ ein genaues bild der anmutungen von „außen“, die inzwischen auf alle menschen in unserer gesellschaft einwirken. dabei widmen sich sich vor allen dingen den indirekten zwängen, die oft in widerspruch zu den eigenen bedürfnissen stehen. ganz oben in der liste steht ein leistungszwang, der nicht mehr nur das berufsleben, sondern auch die freizeit und die „selbstverwirklichung“ betrifft.

oft verliert man durch diese mechanismen (eben indirekte zwänge und formen der fremdbestimmung) den kontakt zu sich selbst und seinen subjektiven bedürfnissen. man handelt also gegen die eigenen interessen. das setzt unter druck. getoppt wird das ganze noch durch die inzwischen unendlich scheinenden möglichkeiten, die uns angeboten werden. wir sind gezwungen ständig entscheidungen zu treffen, was wir denn machen wollen, und diese sollten natürlich auch die „richtigen“ entscheidungen sein.

kitz und tusch laden in ihrem buch dazu ein, sich wieder sich selber und seinen bedürfnissen zu zu wenden. das ist eine logische folge der analyse gesellschaftlicher verhältnisse im ersten teil des buchs. die autoren des buches betonen, dass diese veränderung der eigenen lebenssituation nur funktioniert, wenn man dies auch möchte. und sie bieten im zweiten teil des buches techniken an, wie man eine veränderung herbeiführen kann. dabei schlagen sie vor allen dingen techniken aus der systemischen therapie vor, die erst einmal das vorherrschende system verstören, um ein neues aufbauen zu können.

sie führen in einer verständlichen und motivierenden sprache an übungen heran, die helfen, die eigenen bedürfnisse benennen zu können und bieten möglichkeiten an, sich der erfüllung dieser bedürnisse zu widmen. man kann darüber streiten, wie weit dies eine etwas einseitige herangehensweise ist, die vor allen dingen wieder den einzelnen fordert, aber die nötigen gesellschaftlichen veränderungen ignoriert. aber als erster schritt und vor allen dingen kurzfristiger schritt, seine eigene lebenssituation zu verbessern, lohnt es sich, das buch zu lesen.

persönlich finde ich, sollten aber zwei strategien gleichzeitig verfolgt werden: die kurzfristige, mich gegen die zwänge von außen ein stück weit zu verwehren und eigene wege zu gehen. dann aber auch die langfristige, sich für eine veränderung der gesellschaftlichen verhältnisse einzusetzen, die dazu führen, dass wir immer wieder im hamsterrad landen. auf alle fälle ist das buch eine vortreffliche anregung, über das eigene lebenskonzept nachzudenken. es ist im campus verlag 2011 in frankfurt am main erschienen. ISBN 978-3-593-39218-9

schreibidee (244)

wenn man versucht eine bewegung ständig zu wiederholen und das beinkleid schubbert oder das turngerät an manchen hautstellen widerstand leistet, dann kann es zu irritationen kommen. nicht, da man schubbert, sondern, da die stelle wund wird. geistige bewegung können ebenso dafür sorgen, dass die seele wund liegt. eine wunde stelle braucht ruhe, pflege und aufmerksamkeit. die einfachste form, sich dem eigenen schreiben zu widmen, es zu pflegen und die ruhe dafür zu finden, bieten „wunde geschichten„, die diese schreibanregung veranlassen möchte.

zu beginn ist eine kurze geschichte darüber zu schreiben, wie ein mensch sich die seele wund scheuert. er wiederholt einen gedanken immer und immer wieder. er dreht die schleife ohne unterlass. alle ereignisse werden von diesem einen gedanken bestimmt. die geschichte sollte nicht länger als anderthalb seiten werden. dann werden die geschichten vorgetragen.
die schreibgruppe sammelt anschließend am flipchart möglichkeiten, an denen sich seelen wundscheuern können. alle teilnehmerInnen wählen sich anschließend einen anlass aus.

zu diesem anlass wird eine geschichte geschrieben, die sich dieses mal nicht mit dem akt des wund scheuerns beschäftigt, sondern mit den folgen des wund seins. es wird eine wunde geschichte. wie bewegt sich ein mensch durch die welt, dessen seele wund gescheuert ist? was macht er mit seiner seele, um sich zu heilen? es sollte die vorherige kurze geschichte aufgegriffen und weitergeführt werden. nun wird eine längere geschichte darüber geschrieben. die geschichten werden anschließen vorgestellt und eine feedbackrunde durchgeführt.

zum abschluss kommt nicht die heilung, sondern der wundbrand ins spiel. auch dieses mal werden weder assoziationstechniken noch andere schreibvorbereitungen angewendet, es darf sich wund geschrieben werden 😉 was bedeutet es für die seele, wenn der wundbrand einsetzt? da wurde versucht, die verletzungen zu heilen, aber kein rezept hilft. die gefahr, keine lösung zu finden, nimmt zu. die schreibgruppenteilnehmerInnen schreiben einen kurzen abschlusstext darüber. der text wird vorgelesen.

schreibidee (243)

wenn ich dann gerade schon beim wetter bin: die bewölkung. sie ist so verschieden, sagt viel und verdunkelt den alltag oft enorm. es geht nicht um einzelne wolken, nein, es geht um dieses grau um grau, das gern, sollte es lang andauern, in depressive verstimmungen stürzt. und wie könnte man dies besser beschreiben als in „bewölkten texten„. einziger trost, irgendwann wird wieder die sonne scheinen.

als einstieg wählen die schreibgruppenteilnehmerInnen drei schöne begebenheiten aus ihrem leben in der letzten zeit aus. sie beschreiben sie in kurzen sätzen jeweils auf einer viertel seite. nun wird es leicht bewölkt und alle drei begebenheiten werden ein wenig eingetrübt. sie werden jeweils auf einer halben seite in kurzen sätzen beschrieben. anschließend wird es stark bewölkt, die schönen begebenheiten verblassen und verschwinden in der dunkelheit. sie werden jeweils auf einer dreiviertel seite beschrieben. diese texte werden nicht vorgetragen.

im anschluss werden die teilnehmerInnen aufgefordert sich in die stimmung eines menschen zu versetzen, bei dem immer starke bewölkung herrscht. um dies zu erreichen, schreiben sie für den menschen einen tagebucheintrag. anschließend schildern sie auf einer seite den tagesablauf unter starker ständiger bewölkung, um dann im nächsten schritt eine geschichte, ein ereignis im leben eines menschen, der unter starker bewölkung lebt, zu schreiben. diese längere geschichte wird vorgetragen und in der feedbackrunde rückgemeldet, wie gut die bewölkte stimmung eingefangen wurde.

wolken können formen annehmen, die der fantasie auftrieb geben. wolken können regen bringen, der die stimmung verändert. wolken können nebel, schnee, graupel und raureif verursachen. wolken können viel transportieren, schnell vorbeiziehen und dergleichen mehr. darum ist es zum abschluss aufgabe für die teilnehmerInnen, ihre persönliche wolke zu erfinden. was soll sie transportieren, was soll herabregnen, wie erscheint sie am himmel? es soll also ein wolkenkuckucksheim mit viel fantasie geschaffen werden. auf ungefähr einer seite wird die persönliche wolke form annehmen. dann lesen alle schreibgruppenteilnehmerInnen ihre wolkenfantasien vor.

schreibidee (242)

puuuh, der frühling kommt. und ganz gleich, wie schön oder schlecht das wetter ist, es wird wieder heller, die sonne steht höher und es bleibt länger hell. etwas, wonach viele menschen nach dem winter jedes jahr lechzen. darum will ich mich auch hier vor dieser entwicklung nicht verschließen, gerade da morgen die sommerzeit eingeführt wird, und die abende noch länger hell bleiben werden. es sei zu „sonnigen geschichten“ angeregt.

als einstieg in die schreibübung werden gemeinsam metaphern für die sonne, denn sonnenschein und sonniges wetter gesucht. diese metaphern werden am flipchart gesammelt. anschließend ist von allen schreibgruppenteilnehmerInnen ein schwärmerischer text von maximal zwei seiten über die sonne zu verfassen. in diesen text sollen möglichst viele der gefundenen metaphern eingebaut werden. die schwärmereien werden anschließend vorgetragen (an einem sonnigen tag am besten draußen in der sonne).

nun wird sich in der schreibgruppe kurz darüber ausgetauscht, was unter einer „sonnigen geschichte“ zu verstehen ist. damit kann ein heiterer text gemeint sein, ebenso wie eine geschichte, die von der sonne handelt, und dergleichen mehr. die gruppe einigt sich per abstimmung auf eine variante. diese wird anschließend geschrieben (es darf sich um einen längeren text handeln). anschließend wird der text in der schreibgruppe vorgetragen und in der feedbackrunde werden die umsetzungen des vorher beschlossenen sonnigen charakters diskutiert.

um sich im anschluss der sonne von einer ganz anderen seite zu zu wenden. denn nun werden die effekte der sonne aufgegriffen. die sonne ist hell, es wird eventuell heiß, wenn sie scheint. die sonne trocknet nasses, lässt verdursten, verbrennt die haut und lässt die pigmente reagieren. sie sendet uv-strahlen, eruptiert und all dies. ein aspekt der sonne ist aufzugreifen und grundlage einer 30-wort-assoziation. aus dieser assoziation soll im anschluss eine kurze geschichte verfasst werden. wie weit das dann noch mit der sonne zu tun, spielt keine rolle mehr. die geschichten und die dazugehörigen assoziationen werden im anschluss und zum abschluss vorgestellt.

schreibidee (241)

lange an dieser stelle vernachlässigt, aber eigentlich den blätterwald zum rauschen bringend, soll sich endlich der eigentlichen kraft in demokratien zugewendet werden: dem journalismus. es wird zeit, auch im rahmen der schreibideen und des kreativen schreibens, „journalistische texte“ zu verfassen.

begonnen wird mit einem sehr bekannten märchen, das wahrscheinlich alle teilnehmerInnen kennen. man kann als schreibgruppenleitung verschiedene märchen mitbringen und fragen, wer welches märchen kennt. ist eines gefunden, das möglichst alle kennen, wird es noch einmal kurz vorgelesen. dann sind drei zeitungsmeldungen zu verfassen, die den inhalt des märchens aufgreifen. erst der text einer boulevardzeitung, dann der text einer überregionalen tageszeitung und zum abschluss einen journalistischen text des käseblättchens aus kleinpöseldorf. die texte werden nicht vorgetragen.

vor dem schreibgruppentreffen wurden die teilnehmerInnen aufgefordert, ihr momentanes lieblingsbuch mitzubringen. nun sind sie aufgefordert, drei längere zeitungsartikel zu verfassen, die einen teil des inhalts ihres lieblingsbuches aufgreifen. also zum beispiel ereignisse aus „harry potter“ als reportage, als glosse oder als kommentar. auf alle fälle sollten journalistische texte den teilweisen inhalt des buchs wiedergeben. (es muss nicht der gesamte inhalt bearbeitet werden. es sollte nicht der identische inhalt dreimal aufgegriffen werden.) anschließend werden die journalistischen texte vorgetragen und in der feedbackrunde besprochen.

zum schluss werden von der gruppenleitung zehn zeitungsartikelüberschriften ausgeteilt. die schreibgruppenteilnehmerInnen wählen sich jeweils einen titel aus und verfassen dazu eine kurze reportage. die überschriften sollten so gewählt sein, dass sie nicht gleich rückschlüsse auf den inhalt zulassen. später werden die kurzen reportagen vorgetragen und es wird vorgestellt, wovon die eigentlichen meldungen handelten.

schreibidee (240)

haben sie schon einmal gepredigt? nein? aber sie haben schon einmal eine predigt gehört. da gibt es diesen schwingenden tonfall zwischen mahnung und versöhnung, der jeder predigt anteilig ist. er ist ehrwürdig, irgendwie heilig. nun haben sie die chance, eigene „sakrale texte“ zu verfassen, wie es diese schreibanregung vorschlägt.

fangen wir mit der gewöhnlichen variante der predigt an: der gardinenpredigt. die schreibgruppenteilnehmerInnen werden aufgeforder, fünf personen zu notieren, denen sie gern eine gardinenpredigt halten würden. sie wählen eine person aus und schreiben fünf minuten ein fokussiertes freewriting zu zwei begriffen: den namen der ausgewählten person und der gardinenpredigt. nach dem freewriting wird sofort zur eigentlichen predigt übergegangen. diese gardinenpredigt wird formuliert (maximal eine seite) und anschließend in der gruppe vorgetragen (namen und personen können natürlich anonymisiert werden).

anschließend wird der tonfall geändert. was wollte man der menschheit schon immer mitteilen, traute sich aber bisher nicht. das kann nun ausformuliert werden. einstieg sollte ein zitat oder ein motto sein. natürlich können stellen aus der bibel gewählt werden, es dürfen aber auch gern andere zitate verwendet werden. das zitat ist nur der aufhänger für die eigenen ausführungen. wichtig ist, dass der tonfall einer predigt dabei gewählt wird, ein sakraler, gewichtiger ton. die schreibgruppenteilnehmerInnen dürfen während des schreiben des textes auch gern das geschriebene laut vor sich her sprechen, damit sie ein gefühl für die sprache bekommen. sie können sich ja eine gemeinde vorstellen, vor der sie stehen. um die anderen schreiben nicht zu stören, sollten mehrere räume zur verfügung stehen. anschließend werden die predigten von einer improvisierten kanzel gehalten. in der feedbackrunde wird auch der sakrale gehalt analysiert.

und zum abschluss wendet man sich in der schreibgruppe den sakralen gesängen zu. dazu werden zwei oder drei kirchenlieder ausgeteilt. am besten wird auch noch eine hörprobe dieser lieder vorgespielt. die teilnehmerInnen werden nun aufgefordert, zur melodie passend, nur die texte der lieder zu verändern. dabei dürfen auch absurde kombinationen entstehen, der text also dem sakralen hintergrund widersprechen. aber die sprachmelodie und der rhythmus müssen stimmen. anschließend muss nicht vorgesungen werden, vorlesen genügt auch 😉

schreibidee (239)

viele heutige begebenheiten erscheinen nicht mehr so drastisch und brutal, da wir gelernt haben, bis zum erbrechen flexibel zu sein. dadurch federn wir manches erschütternde reflexhaft ab, damit es uns nicht erschüttere. wir sind vorbereitet, wir sind voller lösungsmöglichkeiten, wir finden einen umgang mit ausnahmesituationen, dass es beim zuschauen schon schmerz. es wird zeit, dass wir auch „flexible texte“ schreiben 😮

um schön flexibel und geschmeidig zu sein, benötigt es vorher ein paar dehnübungen. das ist der schriftliche einstieg in die schreibanregung. von der gruppenleitung wird ein kurzer satz vorgegeben, z.b. „der affe hangelt sich von baum zu baum.“. aus diesem kurzen satz soll eine einseitige beschreibung entstehen, die nichts anderes schildert als der vorgegebene satz benennt. also wäre hier das hangelnd des affens auf eine seite zu dehnen. die ergebnisse werden kurz vorgetragen.

danach gehen die schreibgruppenteilnehmerInnen gleich zur ausführlichen schreibübung über. wieder wird ein satz vorgegeben der den anfang des flexiblen textes darstellt. danach kann frei weitergeschrieben werden, bis nach fünf minuten wieder ein satz vorgegeben wird, der sofort in die geschichte eingefügt werden muss. die schreibenden greifen den satz auf und stricken ihre geschichte weiter, bis nach fünf minuten abermals ein satz einzufügen ist, und so weiter. dies kann beliebig oft wiederholt werden. die eingefügten sätzte fordern zu einem flexibel auf die veränderungen reagierenden schreiben auf. anschließend werden die texte vorgelesen und in der feedbackrunde auch die flexibilität beurteilt.

zum abschluss eine kleine, sehr ähnliche übung. es ist ein gedicht zu schreiben. und auch hier wird während des schreibens von der schreibgruppenleitung immer wieder ein wort eingeworfen, dass sofort in das gedicht aufzunehmen ist. danach kann weitergeschrieben werden. die flexiblen gedichte werden dann noch vorgetragen.

schreibidee (238)

da war es schon in der letzten schreibidee, das grobschlächtige, das ungeschmirgelte, alles andere als glatt. es kommt ungeschminkt daher, direkt und unverblümt. und der alltag ist oft so. egal ob bei der arbeit oder in freizeit, gegenseitig hat der mensch (vor allen dingen in metropolen) keine hemmungen sich zu zeigen, was er denkt. nur wenn hierarchien eine rolle spielen, dann landet man schnell beim „untertan“. ansonsten ist der ton die grundlage für diese schreibanregung zu „rauen geschichten„.

da der raue ton in den besten familien vorkommt, nur mit anderen worten, sollen sich die teilnehmerInnen die zwei „un“wörter „bildungsfern“ und „bildungsnah“ zu nutze machen. es werden zwei kurze raue dialoge (ungefähr eine seite jeweils) im „bildungsfernen“ und „bildungsnahen“ milieu geschrieben. hier darf es zur sache gehen, es wird klartext geredet und nicht immer fair. die dialoge werden kurz vorgetragen.

anschließend gehen alle in die raue welt. drei plots für geschichten (in maximal fünf sätzen) über grobe lebenssituationen werden notiert und in der schreibgruppe kurz vorgestellt. anschließend wählen alle jeweils einen plot (es muss nicht ein eigener sein) aus, um eine längere geschichte zu schreiben. auch wenn es in der kurzen zeit nicht „berlin alexanderplatz“ oder „wir kinder vom bahnhof zoo“ werden kann, die grundbilder dürfen ähnlich „krass“ und verzweifelt sein. das leben ist ja kein kindergeburtstag, warum also nicht die raue wirklichkeit schildern.

übrigens fesseln bücher und texte meist erst in der übertreibung so richtig. obwohl die leserInnen sehr wohl wissen, dass so viel gehäuftes elend kaum sein kann und schwer zu ertragen scheint, zweifelt niemand an der story. darum einmal alle schutzvorrichtungen fahren lassen und in die vollen gehen. da landet das geprügelte kind wegen des geringen selbstwertgefühls in der straßengang, raubt und mordet irgendwann. da gerät ein psychotischer mensch an den therapeuten, der klienten braucht, um sein ego zu polieren, egal ob seine kunden dabei auf der strecke bleiben. da kommt ein jugendlicher in ein heim, um seinem alkoholiker-elternhaus zu entfliehen und lernt in der schutzeinrichtung erst so richtig kennen, was es heisst geprügelt zu werden … die rauen geschichten werden in der schreibgruppe vorgelesen und es gibt eine feedbackrunde.

zum abschluss dann noch die raue wirklichkeit im berufsleben. auf zwei seiten wird abseits jeglicher sozialromantik die ausbeutung und selbstausbeutung im berufsleben mit aller dramatik geschildert. wenn erkrankungen in kauf genommen werden, nur um nicht entlassen zu werden, wenn die jüngeren konkurrentInnen die älteren kollegInnen demontieren, wenn die kontrolle der arbeitenden allumfassend ist. das raue arbeitsleben wird anschließend vorgelesen und vielleicht gleich darauf eine gewerkschaft gegründet 😉

schreibidee (237)

auch wenn ich ein freund der direkten und klaren sprache bin, darf ruhig mal anders kommuniziert werden. am schönsten wirken zarte worte oft als gedicht. es können aus bildern und metaphern filigrane gebäude der verletzlichkeit und der zuwendung geklöppelt werden. darum lädt diese schreibanregung zum verfassen von „zarten gedichten“ ein.

um noch einmal auf die diversen geschmacksrichtungen zurück zu kommen, werden zu beginn der schreibgruppe zartbittere schokoladetäfelchen ausgeteilt. die teilnehmerInnen werden aufgefordert kurze zartbittere geschichten auf maximal einer seite zu verfassen. was bedeutet zartbitter? eine form von verletzlichkeit offen zu legen, die durch das manchmal leicht bittere leben getroffen wurde. da bekommt die dünne haut leichte verletzungen zugefügt. diese geschichte wird nun noch zu einem gedicht verdichtet. anschließend werden beide schreibergebnisse ohne feedbackrunde vorgetragen.

anschließend sammelt die schreibgruppe worte am flipchart, die einen text filigran erscheinen lassen können. also worte, die schüchtern und feingliedrig daher kommen. alle teilnehmerInnen wählen sich aus der liste zehn worte aus und verfassen anschließend ein gedicht, in dem diese worte auftauchen. dieses gedicht wird vorgetragen und weitergegeben. nun überarbeitet jemand anderes das gedicht und versucht, es noch filigraner zu gestalten.

das gedicht wird abermals weitergegeben und die nächste person nimmt weitere fünf worte von der liste und erweitert das gedicht zu einem kleinen schnitzwerk der zarten worte. die beiden varianten des gedichts werden nacheinander vorgetragen und im feedback wird thematisiert, wie dieses gedicht noch zarter werden könnte. um sich nicht ganz in der ziselierten sprache zu verlieren wird die letzte version des zarten gedichts abermals weitergegeben und die schreibenden werden aufgefordert, nun das ganze gedicht in ein grobschlächtiges muster umzuwandeln. das ergebnis wird auch vorgetragen.

diese schreibanregung kann ein gefühl für die feinen und die deftigen möglichkeiten der sprache geben.

schreibidee (236)

besonders soft kommen flauschige produkte daher. dazu gehören zum beispiel die frottee-handtücher oder hochflorige teppiche. auch ein küken ist flauschig, ebenso wie die weichgespülte bettwäsche. der unterschied von flauschig zu weich besteht darin, dass das flauschige einen umhüllt, dass es dämpft und schützt, dass es sich nicht nur weich den vorgegebenen formen anpasst, sondern noch streicheleinheiten zurückgibt. nach „harten“ und „weichen“ texten ist es also in dieser schreibidee aufgabe, „flauschige texte“ zu verfassen.

zum einstieg bekommen alle teilnehmerInnen ein frotteeläppchen (z.b. einen waschlappen) und sollen dazu einen kleinen text verfassen, eine ode an das frottee. diese oden werden im anschluss vorgetragen. die lappen dürfen behalten werden, eine feedbackrunde gibt es nicht. da sich flauschiges nicht nur durch seine weichheit auszeichnet, sondern auch dadurch, dass aus wenig viel gemacht wird, ist als vorarbeit eine kurz-kurz-geschichte in drei sätzen zu verfassen.

diese kurz-kurz-geschichte wird nicht vorgetragen, sondern an andere schreibgruppenteilnehmerInnen weitergegeben. nun sind alle aufgefordert aus der ihnen vorliegenden 3-sätzigen geschichte eine drei-seitige story zu machen. und ganz wichtig: eine „schöne“ story. das soll heißen, damit es richtig flauschig wird, sollten die kleinen dramen in der kurz-kurz-geschichte und die handlungen in ein die leserInnen umschmeichelndes licht gerückt werden.

auch hier wieder der hinweis, dass es nicht um kitsch geht. es geht darum, eine sprache zu finden, die die positiven, angenehmen ereignisse in den vordergrund rückt. kennen sie das, wenn es zwar ein happyend im film gibt, dieses aber nicht ausgekostet wird, sondern gleich der abspann kommt. die entspannung wird gekürzt. in den flauschigen texten sollte sich dies anders sein. anschließend werden die kurz-kurz-geschichten und die flauschigen texte vorgetragen. in der feedbackrunde wird betrachtet, wie weit man sich von der story umschmeichelt fühlt.

zum abschluss sollen sich gegenseitig noch streicheleinheiten durch texte gegeben werden. per los finden jeweils zwei teilnehmerInnen der schreibgruppe zueinander. diese schreiben sich gegenseitig einen text voller komplimente. diese komplimente sollten nicht überzogen, auch nicht gelogen, sondern auf den in der gruppe gezeigten verhaltensweisen basieren. die texte werden sich danach vor der gruppe gegenseitig vorgelesen. das ist wahrscheinlich gar nicht so leicht. es fällt oft viel leichter sich vor anderen gegenseitig zu kritisieren, aber nicht, sich komplimente zu geben und diese dann auch noch auszuhalten, ohne sie zu relativieren. doch verbales kuscheln sollte nicht unterschätzt werden.

schreibidee (235)

was lässt menschen in ihren begegnungen zu anderen menschen hart werden? ein panzer, den sie sich zugelegt haben, um niemanden zu nah an sich rankommen zu lassen, zum beispiel. dabei zeigt sich, dass oft erfahrene verletzungen diese härte haben entstehen lassen. und somit gibt es sie, die gestrengen, unerbittlichen und knallharten protagonisten in büchern und filmen, die meist sich selbst noch mehr verletzen als ihr gegenüber. daran orientiert sich diese schreibanregung, denn es sollen „harte geschichten“ erzählt werden.

am anfang ist der erfindungsreichtum gefragt. die schreibgruppenteilnehmerInnen werden aufgefordert drei protagonistInnen zu erfinden, die „harte“ verhaltensweisen an den tag legen oder eine harte ausstrahlung haben. sie sollen ein kurze (viertelseitiges und stichwortartiges) psychogramm erstellen. darin sollen vor allen dingen auch die gründe benannt werden, die die person so hart werden ließen. diese personen werden in der schreibgruppe kurz vorgestellt.

alle teilnehmerInnen wählen sich eine person aus (dies kann auch eine person der anderen teilnehmerInnen sein). sie schreiben eine geschichte, in der die härte und vor allen dingen die selbstverletzung durch die harte haltung sichtbar werden. mehr vorgaben gibt es nicht. es sollte genug zeitraum zum schreiben der geschichte gewährt werden. anschließend werden die geschichten vorgetragen und es wird in der feedbackrunde rückgemeldet, wie stark die härte der person wirkt.

dieses mal soll diese härte zum abschluss weder reduziert noch aufgeweicht werden. denn nun werden zwei charaktere ausgewählt. man kann auf die eben schon dargestellte person zurückgreifen aber auch zwei vollständig neue protagonistInnen aus dem vorher erstellten pool verwenden. diese zwei personen begegnen sich und führen einen erbarmungslosen dialog. die schreibgruppenteilnehmerInnen schreiben den dialog nieder. anschließend werden die dialoge zu zweit vorgetragen und es wird abermals feedback gegeben. dabei sollte betrachtet werden, durch welche wortwahl die härte erreicht wurde.

erst danach dürfen die schreibgruppenteilnehmerInnen sich wieder versöhnlich geben 😉

schreibidee (234)

federleicht und weich umfängt einen manchmal das leben. da gibt es keine eckigen und kantigen reaktionen, keine schwierigkeiten und probleme. die dinge nehmen ihren lauf, wie von allein, man fühlt sich gut gebettet und umhüllt. auf dauer mag dann zwar das gefühl aufkommen, weichspüler geschluckt zu haben und man wünscht sich wieder das knallharte leben mit seinen aufregungen, aber zwischendurch lässt weichheit durchatmen. darum eine schreibidee für „weiche geschichten„.

zum beginn soll ein kleines, kurzes märchen geschrieben werden: „die geschichte vom weichei“. in dieser geschichte ist weichei kein negativer begriff. es geht darum, das märchen konträr zum schimpfwort zu gestalten, denn es ist ja ein märchen. zur einstimmung werden die kurzen märchen vorgetragen. es gibt kein feedback.

im anschluss werden „weichspüler“geschichten verfasst. dazu gibt es einen vorschreib-gang. die schreibgruppenteilnehmerInnen bemühen sich, eine weiche geschichte zu schreiben. diese soll sich klar von kitsch oder den hier vor einer weile vorgeschlagenen „süssen stories“ unterscheiden. es geht darum wenig dramatik, wenig spannung oder konflikte in die geschichte zu packen und trotzdem eine handlung zu produzieren. die teilnehmerInnen verfassen möglichst geschichten oder texte, die trotzdem berühren. diese geschichten werden nicht vorgelesen, sondern auch hier werden die texte weitergegeben.

denn heutzutage kommt weichspüler nicht mehr allein daher, er enthält viele zusätze, meist duftstoffe. am flipchart wird gesammelt, welche zusätze der weichspüler haben kann (hier darf man von den üblichen verkaufsangeboten ab“weichen“ und eigene zusätze erfinden). anschließend wählen die schreibenden einen zusatz für sich aus der liste aus. mit diesem zusatz versehen sie die weiche geschichte. sie können sie umstellen, umschreiben oder etwas hinzusetzen. anschließend lesen sie die weichspülergeschichte mit ihrem zusatz vor. es gibt eine feedback-runde.

zum abschluss wird ein von der schreibgruppenleitung im vorfeld ausgewähltes „hartes“ gedicht neu verfasst. es wird aufgeweicht oder soll herzerweichend werden. dabei soll das gedicht nicht umgestellt oder erweitert werden, es soll vollständig neu geschrieben werden, nur mit einer weicheren grundmelodie. die so entstandenen gedichte werden vorgetragen und in kurzer feedback-runde wird über den weichheits-faktor des jeweiligen gedichts abgestimmt.

schreibidee (233)

sauer macht lustig oder so. sicher bin ich mir da nicht. also wenn ich sauer bin, dann ist nichts mehr lustig. geschmacklich ist sauer irgendwie bei süss und salzig anzusiedeln. und dann natürlich bei der säure, die doch eher das gegenteil von der base ist. also seife, lauge und dergleichen mehr, sind das chemische pendant zu sauer. und messbar ist dann sauer auch, als ph-wert. wer kennt ihn nicht aus der schule, den lackmustest? färbt sich der teststreifen rot oder blau. diese schreibanregung bedient nur eine richtung, denn es sollen „saure texte“ geschrieben werden.

doch zum einstieg noch einmal zurück zum lackmustest. die gruppenleitung bereitet auf einem papier eine skala vor, die sich am ph-wert orientiert. von ganz extrem sauer bis extrem basisch. nun tragen die schreibgruppenteilnehmerInnen in der skala ein, was sie ganz sauer macht, was weniger, was sie eher basisch, seifig stimmt und womit sie sich vollständig einseifen oder auslaugen lassen. zu jedem ph-wert einfach ein paar stichworte. danach wählen sie ein stichwort aus dem sauren und eines aus dem basischen bereich aus und schreiben jeweils einen ein-seitigen text dazu. die beiden texte werden anschließend vorgetragen.

da säure ätzt, wäre es im nächsten schritt an der zeit, einen „ätzenden“ text zu schreiben. wenn die teilnehmerInnen zu diesem zeitpunkt noch nicht richtig sauer sind, können während des schreibens saure gurken, zitronen und sauermilch gereicht werden. der ätzende text sollte der versuch sein, zu einem beliebigen thema die ganze wut oder unerbittlichkeit in die worte zu legen. der text darf ungerecht sein. es geht in dieser übung auch darum, den inneren zensor ein wenig zu besiegen. die texte werden anschließend nicht vorgelesen, sondern weitergereicht.

denn nun wird die säure verklappt, wird in gewisser weise verdünnt und neutralisiert. nun ist es an allen schreibenden, den text, der ihnen vorliegt, zu entschärfen. es darf nichts gestrichen, sondern nur hinzugefügt werden. wie schaffe ich es, einen wortgewaltigen text in eine umgängliche sprache zu verschieben, ihn zu verklappen. anschließend werden die beiden texte nacheinander vorgelesen. in der feedbackrunde wird auch eine rückmeldung gegeben, wie gelungen der text neutralisiert wurde.

und damit es am schluss nicht zur magenübersäuerung kommt, sollten vielleicht noch ein paar salzstangen (laugengebäck) nachgelegt werden 😉