Monatsarchiv: Januar 2010

verändert die digitale revolution unser denken?

ja!

nur, was ist so schlimm daran? in letzter zeit kommen diskussionen auf, die aufgeteilt werden können in kulturpessimistische haltungen und technikglorifizierende. dazwischen gibt es wenige äußerungen. die digitale revolution beeinflusst uns. und wie schon im ersten beitrag zu diesem thema aufgezeigt, unterscheiden sich die veränderungen nicht sehr von den veränderungen nach der erfindung des buchdrucks. um noch einmal kurz bezug darauf zu nehmen: auch die verbreitung der bücher und die folge, dass immer mehr menschen lesen konnten, hat sicherlich das denken der menschen verändert.

unser gehirn hat viele kapazitäten und einen großen spielraum. wie wäre es sonst bei einem schlaganfall möglich, dass andere regionen des gehirns aufgaben der geschädigten bereiche übernehme können? das gehirn schein variabler und flexibler als der „mensch“ oder zumindest seine theoretischen gedankengebäude. also ist es für das menschliche gehirn auch möglich, sich den technischen neuerungen, oder besser geschrieben den möglichkeiten, die die technischen neuerungen eröffnen, anzupassen und diese sich nutzbar zu machen.

in diesen momenten werden mit sicherheit neue bereiche des gehirns verschaltet. das fängt schon mit den bewegungen an. das lernen des 10-finger-schreibsystems ist nichts anderes, als sein gehirn auf neue abläufe zu trainieren, die einmal gelernt, schwer wieder verlernt werden können. diskutiert werden die veränderungen durch die digitale revolution meist nur als defizite. so lesen wir nicht mehr in büchern, und das lesen in büchern wird gleichzeitig als die intellektuell hochwertige beschäftigung beschrieben. so können wir nur noch schwer kopfrechnen, da dies vom taschenrechner abgenommen wird. in manchen äußerungen erscheint der mensch durch die digitale revolution hohl und leer zu werden.

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am rande (06)

vielleicht sollte man einen etwas in vergessenheit geratenen begriff wieder ausgraben (es gibt ihn noch nicht einmal als deutschsprachigen eintrag bei wikipedia), der aber das zusammenspiel zwischen digitaler kommunikation und gesellschaftlicher entwicklung ganz gut erfassen könnte: die medienökologie. (immerhin gibt es einen kleinen englischsprachigen eintrag bei wikipedia, zu finden unter „media ecology„: http://en.wikipedia.org/wiki/Media_ecology )

es ist kein ganz neuer gedanke, dass es eine wechselwirkung zwischen den medien und der entwicklung der gesellschaft gibt. nun stellen das internet und der computer kein eigenes medium dar, sondern sie dienen als plattform für viele medien. aber das, was in diesen medien produziert und verbreitet wird hat sicherlich auswirkungen auf die gesellschaft, die wiederum veränderungen der medien (oder plattformen) vorantreibt.

so verändert das handy, die sms oder twittern sicher unsere kommunikation. doch die veränderte kommunikation fordert im gleichen zug technische neuerungen, die den neu entstandenen bedürfnissen noch gerechter werden. nicht ohne grund entwickeln sich die handys inzwischen zu tragbaren mini-pcs und vor allen dingen multimedia-geräten. es wäre spannend zu diskutieren, wieweit man dieses ökologische system an bestimmten punkten beeinflussen kann, damit es weiterhin eine fundierte und auch befriedigende kommunikation ermöglicht. wollen wir wirklich noch kürzere kommunikationsformen als das twittern oder sollte wieder mut zur länge von den technischen neuerungen unterstützt werden?

in den usa gibt es zumindest die „media ecology association“ (mea), die weiterhin versucht die theorie der medienökologie zu entwickeln. zu finden ist sie unter: http://www.media-ecology.org/ .

„das ende der liebe“ von sven hillenkamp – ein buchtipp

der untertitel des buches gibt einen hinweis auf die problematik, die der text von sven hillenkamp aufgreift. „das ende der liebe – gefühle im zeitalter unendlicher freiheit„. unendlich bedeutet, ich habe alle möglichkeiten, die ich mir nur vorstellen kann. die schwierigkeit für den menschen besteht darin, dass dies einen verlust von kontrolle oder halt bedeuten kann. natürlich wünschen wir uns alle die freiheit. die freiheit über jede lebenssituation verfügen und daraufhin entscheiden zu können.

aber gleichzeitig kann es uns immer schwerer fallen, wählen zu können. für was entscheide ich mich denn, wenn ich ein unendliches angebot vor mir habe. abgesehen von der tatsache, dass es wirkliche freiheit in den heutigen gesellschaften nicht gibt, etwas, das auch hillenkamp sieht, gaukeln aber vor allen dingen die digitalen medien, gaukelt die digitale revolution vor, einen ganz neuen freiheitsgrad auch im sozialen kontakt zu erleben. man sehe sich nur die portale der partnersuche und sexuellen kontakte an. die auswahl an potentiellen partnerInnen ist unüberschaubar. es wird versucht durch suchkriterien die möglichkeiten einzuschränken. na ja, und was suchen wir dann? den idealen menschen, das perfekte, das, was wir schon immer wollten.

ab diesem moment entsteht für uns eine vorstellung von einem menschen, der all unsere sehnsüchte und bedürfnisse stillt, mit dem der sex einmalig ist, der zu keinen komplikationen und schwierigkeiten führt, bei dem wir keine angst haben müssen, dass er uns einmal verlassen könnte. doch genau diese gefahr nimmt eigentlich zu. denn das wissen um eine beinahe unendliches angebot an potentiellen partnerInnen, lässt uns ahnen, dass es noch eine passendere person geben könnte. gleichzeitig sind wir bemüht, perfekt für die interessentInnen zu wirken, die auf uns zukommen. wohl wissend, dass es jemand besseren als uns geben könnte. laut hillenkamp kann in diesem moment die vorgegaukelte freiheit und unendlichkeit in einen terror der wahlmöglichkeiten umschlagen.

ein spannendes gedankenspiel auf die soziale interaktion von menschen angewendet. das buch beleuchtet die schwierigkeiten der kommunikation, die ausdifferenzierung der szenen und vorstellungen, eben damit auch das ende der liebe, die ein soziales konstrukt ist und wahrscheinlich von einem anderen ersetzt werden wird. schon der stil des buches bindet einen, da eine klare, „laute“ und provozierende sprache zum nachdenken und inneren diskurs anregt. mancher gedanke erschreckt und zertrümmert die romantisierenden träume. ein buch, das ernüchtern kann, gleichzeitig aber aufschreckt und den widerstand in einem herausfordert. wirklich lesenswert, da selten die digitalisierung des zusammenlebens so schonungslos seziert wird. das buch ist 2009 bei klett-cotta erschienen. ISBN 978-3-608-94608-6

digitale kommunikation – eine zwiespältige angelegenheit

die möglichkeiten miteinander zu kommunizieren haben durch die digitalisierung der umwelt zugenommen. abseits der alten formen der snailmail, des telefonierens und des faxens sind inzwischen noch der chat, die sms, das twittern und letztendlich auch das bloggen, sowie das voipen und die online-konferenz hinzugekommen.

auffällig bei den neueren kommunikationsarten ist die erwartung, sich kurz zu fassen. würden im chat längere ausführungen getippt, säße der andere vor seinem computer und würde däumchen drehen oder sogar den chat verlassen, da er mit keiner antwort mehr rechnet. twitter und sms beschränken die länge der nachricht schon von der verwendeten zeichenzahl her. wenn man dann doch viel mitzuteilen hat, wird eher zur mail oder eben doch wieder zum telefonieren, nur über das internet, also dem voipen gegriffen. oder es wird eine sms nach der anderen versendet. nicht ohne grund bieten inzwischen fernsehsender 5000 sms für ca. 15 euro an. das bedeutet, man versendet pro tag ungefähr 160 sms. letztendlich wachsen einem dann die finger am handy fest.

erst einmal ließe sich die kommunikation auf den nenner „in der kürze liegt die würze“ bringen, doch langfristig betrachtet, werden dabei gedankengänge in häppchen zerhackt und es wird schwer werden eine überlegung am stück zu übermitteln. Weiterlesen

am rande (05)

an die möglichkeiten der kommunikation und vernetzung sei noch einmal anhand einer homepage, die in sehr schlichtem design daherkommt aber perfekt alles aufzeigt, hier erinnert. sie findet sich zwar schon in den links auf dieser seite, aber sie birgt einen blick in die struktur des zukünftigen und teilweise schon realen internet.

in der seite steckt viel arbeit, gleichzeitig nutzt sie aber alle chancen der querverbindungen, der verweise und der kategorisierungen. eigentlich all das, was blogger- oder social software auch bieten. wichtig scheint es, dass diese vorstellungen auch stück für stück von allen genutzt werden. es geht nicht darum, sich im ranking zu hypen, also positionen einzunehmen, die die nutzerInnen zum klicken veranlassen. es bringt nichts, wenn gehäuft menschen auf den eigenen seiten oder in informationspools landen, die ihnen nicht weiterhelfen. ab diesem moment wird sich die inzwischen schon verbreitete frustration verstärken. es geht darum, den vorteil der eigenen einbindung in den pool mit realistischen angaben zu erkennen.

denn alles in allem möchte ich von den menschen wahrgenommen werden, die sich für das gleiche interessieren, wie ich, die ein interesse am austausch oder an den inhalten haben. alles andere endet nur in der aussage „es ist ja alles so schön bunt hier“. darum empfiehlt sich noch einmal ein blick auf die homepage des kommunikationswissenschaftlers beat doebeli, zu finden unter: http://beat.doebe.li/bibliothek/ . neben dem aufbau sind auch die gesammelten texte und verweise sehr interessant für die auseinandersetzung über die zukunft des „netzes“.

damit die digitale revolution auch wirklich eine revolution wird

revolutionen haben das ziel, dass sich gesellschaftliche bedingungen so weit verändern, damit für viele mitglieder der gesellschaft eine verbesserung eintritt. nachdem in den vorherigen beiträgen die problematiken des web beleuchtet wurden, möchte ich hier einmal darauf eingehen, was es bräuchte und was es schon gibt, um eine positive veränderung hervorzurufen.

man kann es negativ sehen und von einer informationsflut schreiben. doch eigentlich handelt es sich dabei um eine sehr positive entwicklung. noch nie war es für den einzelnen menschen bei uns so leicht an verschiedene informationen zu allen aspekten des wissens zu gelangen, wie heute. und selbst wenn die überprüfbarkeit mancher informationen schwer ist, so habe ich doch viele vergleichsmöglichkeiten. wenn man die situationen mit bibliotheken vergleicht, so war die auswahl in den bibliotheken um einiges schwerer, ich konnte nur einen ausschnitt der vorhandenen literatur erhaschen und hatte selten vergleichsmöglichkeiten oder andere positionen dazu.

gut, ich habe oft immer noch nicht die möglichkeit, ganze bücher im internet zu lesen. dies wird auf absehbare zeit auch weiterhin aufgabe der bibliotheken sein. aber ich kann zum beispiel die bücher direkt über das internet ausleihen. ich muss meine wohnung seltener verlassen, um überhaupt an informationen zu kommen. Weiterlesen

am rande (04)

die süddeutsche zeitung berichtete vor anderthalb wochen über die datensammlungen, die die betreiber von facebook anstrengen (siehe „nachrichten aus dem netz“ vom 18.01. unter: http://www.sueddeutsche.de/kultur/157/500423/text/ ). gut man muss vorsichtig sein, vor allen dingen im internet, mit aussagen von insidern oder ehemaligen insidern, die anonym bleiben wollen, wenn sie sich zu den geschäftpraktiken von anbietern äußern.

aber abwegig erscheint das interview, das auf der homepage von „the rumpus“ veröffentlicht wurde, nicht. es berichtet, wie im artikel der sz zu lesen ist, dass facebook keine daten seiner user löscht. das interview kann hier nachgelesen werden: http://therumpus.net/2010/01/conversations-about-the-internet-5-anonymous-facebook-employee/#more-40822 .

selbst wenn die nachricht nicht stimmen sollte und social-software-anbieter in regelmäßigen abständen die daten ihrer user löschen sollten, selbst wenn internetprovider die verbindungsdaten ihrer kunden niemandem preisgeben und sie auch regelmäßig beseitigen, macht einem das interview doch bewusst, dass man keine kontrolle darüber hat. woher soll ich wissen, ob sich die stellen, die daten sammeln auch an ihre eigenen geschäftsbedingungen halten? woher soll ich wissen, ob die vorratsdatenspeicherung nach einem halben jahr restlos vernichtet wird und nicht doch herausgefilterte daten einfach woanders und abgekoppelt verschoben werden?

ich weiß es nicht! es wäre an der zeit, die rechte der user zu stärken und einblick in die eigenen daten zu gewähren. aber, und hier sind andere einrichtungen nicht unbedingt positive vorreiter, misstrauen ist angebracht, ob dies jemals geschehen wird. die auskunftspolitik der „schufa“ und die von ihr weitergegebenen vermerke unterscheiden sich: je nachdem ob ein kreditinstitut anfragt oder die person nach ihren eigenen daten fragt. und abgesehen davon erstellen inzwischen private firmen datensätze, die sie weiterverkaufen. diese firmen unterliegen anscheinend gar keiner kontrolle. also, warum sollten facebook und allen anderen anbieter sich da anders verhalten?

facebook und die soziale rasterfahndung

„facebook“ (und all die anderen anbieter von sozialen netzwerken) ist erst einmal eine hübsche gelegenheit, sich mit der ganzen welt zu vernetzen. also natürlich nicht mit der ganzen welt, aber mit der welt, die einen internetzugang hat. und diese welt wird immer größer. facebook suggeriert auch seinen nutzerInnen, dass sie entscheiden, was sie öffentlich machen und was hinter verschlossenen türen abgeht. da unterscheidet sich facebook nicht von vielen anderen digitalen technologien, die über die halböffentlichen datenkanäle laufen. mails können verschlüsselt werden, homepages und blogs mit passwörtern für einen ausgewählten kreis zu verfügung gestellt werden und dateien geschützt werden.

so scheint es. doch viel kraft wird darauf verwendet, die daten trotzdem zu bündeln und zu sammeln, ohne das direkte einverständnis der nutzerInnen. die vorratsdatenspeicherung ist das öffentliche politische beispiel dafür, die cookies sind das versteckte und oft erzwungene beispiel. doch facebook spielt sich auf einer anderen ebene ab, auf einer zusätzlichen, nämlich meist der ausschließlich privaten. das macht facebook so interessant für datensammler. hier wird das wohnzimmer, der freundeskreis, werden die freundschaften und liebesbeziehungen digitalisiert. kontaktdaten sagen mir noch nichts darüber, wozu ich die kontakte nutzte. zuordnungen, wer bei mir auf die seite darf, mit wem ich viel kommuniziere, wen ich einlade und wen nicht, sagen viel mehr.

wenn nun noch der musikgeschmack, private bilder, links, chats und gegenseitige nachrichten dazukommen, Weiterlesen

am rande (03)

der computer und das internet sind nicht ein medium, sie sind digitale technologien, die für viele medien die grundlage legen und die voraussetzungen bieten. so können mit ihnen filme, fernsehen, radio, zeitungen, jukeboxen, bibliotheken, fotoalben und vieles mehr produziert werden. dadurch erhält der einzelne (und vereinzelte) den vorteil, sich viele informationen beschaffen zu können.

doch wie bei den anderen medien auch, sind die wichtigen informationswege in den händen weniger, ist der einfluss auf die weitere entwicklung der nutzung relativ gering. aber, und das ist sicherlich der vorteil des internets, die nutzung des internets ist nicht so leicht vorhersehbar, der user, nutzer oder verbraucher noch schwerer berechenbar, da er auch randerscheinungen wahrnehmen und sich für sie interessieren kann.

außerdem kann der einzelne immer leichter selbst produzieren, was ihm wichtig erscheint. abgesehen von der schwierigkeit, dass sich die eigenproduktion noch nicht richtig auszahlt und viel nicht entlohnte arbeit ins netz oder web gesteckt wird, sind doch interessante ergebnisse zu finden. so wurde die homepage und nachrichten-zeitungs-informations-plattformCARTA“ mit dem „grimme online award 2009“ ausgezeichnet. sie dient genau der auseinandersetzung mit den chancen und risiken des internet. sie verlinkt nicht nur, sondern stellt eigene gedanken ins netz. und sie regt damit zum diskurs an, der auf alle fälle geführt werden sollte. zu finden ist sie unter: http://carta.info/ .

das internet konnte sich wegen der lebensbedingungen so weit entwickeln

der diskurs über das ausufernde internet, das den menschen aus der hand gleitet, das sie süchtig macht und das kaum mehr zu beherrschen ist, verkennt die entwicklung des netzes. eigentlich geht das web, vor allen dingen auch das web 2.0 den konsequenten gang einer entwicklung, die viele technologien hinter sich haben.

man sehe sich nur die inzwischen zu „windparks“ vereinten windräder an, die eine technologie aufgreifen, die vor jahrhunderten schon die windmühlen nutzten. damals wurde die gewonnene energie zum mahlen des korns genommen, heute zur eindämmung des klimawandels. oder wer hätte vor etlichen jahrzehnten geglaubt, dass das fahrradfahren wieder boomen würde, wo doch der pkw das maß aller dinge war? technologien boomen immer dann, wenn sie gesellschaftlich gebraucht werden, sich in die herrschenden lebensbedingungen perfekt einpassen und einen (wenn auch teilweise fraglichen) effekt haben. der effekt muss sich für den menschen lohnen.

es ist also nicht das internet, das uns in seinen bann schlägt und in vielen zusammenhängen schon als selbstagierendes wesen beschrieben wird, das unser denken verändert. es sind wir, die wir uns verändert haben, eine technologie aufgreifen und ihr aus einem bedürfnis heraus sehr viel raum in unserem leben geben. man kann dies als gut oder schlecht empfinden, man kann die technologie positiv oder negativ nutzen, aber man kann sie schwerlich verteufeln, denn dann hat man aus den augen verloren, dass es eine technologie ist.

so kann ein auto zur fahrt zum treffen des freundeskreises verwendet werden und die eigene soziale einbettung verbessern helfen, einem flexibilität bei der fortbewegung dorthin verschaffen, wie es die bahn zum beispiel (und heutzutage im besonderen) nicht schafft. ein auto kann aber auch zum transport von waffen in kriegsgebiete verwendet werden, Weiterlesen

am rande (02)

powerpoint und mit dessen hilfe erstellte präsentationen haben schon längst den ort der ernsthaften arbeit oder die hallen der wissenschaft verlassen. schon seit ein paar jahren gibt es so genanntes „powerpoint-karaoke“, bei dem zufällig im netz ausgewählte präsentationen in einer performance durch menschen vorgetragen werden. das interessante daran ist das zusammenspiel eines menschen mit einer präsentation, die ihm im vorfeld vollkommen unbekannt ist. hier sind witz und spontanität gefragt, zwei eigenschaften, die bei normalen präsentationen nicht selten vollständig fehlen.

am meisten kommen noch bekannte motivationstrainer in ihrer perfomance dem powerpoint-karaoke nahe. doch auch sie glauben an die knackigen botschaften des von ihnen präsentierten und versuchen durch schauspielerische leistungen dem ganzen noch nachdruck zu verleihen. solche, in der kapitalistischen welt verbreiteten präsentationen mit ihren präsentierern, die auch im netz als filme abzurufen sind, greift armin chodzinski auf, bringt sie abermals auf die bühne und zeigt dem zuschauer die zumutung, die mit den botschaften, den darstellern und der präsentation rübergebracht wird. denn es geht nicht allein um die präsentation. die präsentation passt hervorragend in ein gefüge der kapitalistischen mehrwertschöpfung, die die einzelne arbeitskraft auf linie bringen muss, damit ihre effizienz und ihr potenzial vollen einsatz für die „sache“ bringen.

so widmet sich chodzinski in seinen arbeiten und performances, der aufdeckung gesellschaftlicher bedingungen. einen kleinen ausschnitt gibt seine homepage unter: http://www.chodzinski.com/ . und besonders hübsch ist die performance, die all den werbe- und motivationstrainings raum gibt, die einem so absurd erscheinen aber ernst gemeint sind. sie finden sich in diesem film: http://www.vimeo.com/7270314 .

warum brauchen wir digitale präsentationen?

in der süddeutschen zeitung wurde in den letzten wochen in mehreren artikeln darüber gestritten, inwieweit die software „powerpoint“ unsere freie rede, unsere informationsaufnahme und unsere selbstdarstellung verändert. früher waren präsentationen oft nur in der werbebranche oder in den chefetagen großer konzerne üblich, abgesehen von der modewelt, die schon immer ihre eigene form der präsentation hatte. heute begegnen sie einem an jeder ecke.

vor allen dingen auch der psychosoziale sektor mit seinen fortbildungen, schwört in vielen zusammenhängen auf die digitale präsentation. oft wird man dabei das gefühl nicht los, dass an der wand nur noch einmal das wiederholt wird, was sowieso schon gesagt wurde. das erinnert an die seminare in der hochschule, in denen referate gehalten wurden, die nur das noch einmal wiedergaben, was alle schon gelesen hatten. man wird in solchen momenten das gefühl nicht los, für doof gehalten zu werden.

powerpoint scheint ein lieblingsspielzeug für pädagogische konzepte zu sein, die davon ausgehen, dass der mensch dinge besser behält, wenn er sie nicht nur hört, sondern auch noch sieht und am besten noch mitlesen kann. Weiterlesen

am rande (01)

wenn man von den gesellschaftlichen veränderungen durch die erfindung und verbreitung des buchdrucks redet, dann muss man schon etliche jahrhunderte zurückgehen. es ist schwer sich in die zeit zu versetzen, die gesellschaftlichen entwicklungen erfassen und verstehen zu können. aus unserer heutigen sicht scheint vieles nicht so sensationell und besonders, was damals ganze regionen umgewälzt hat und die mächtige kirche durch die reformation in bedrängnis brachte.

um einen einblick in die technik, die erfindung und die gesellschaftliche einbettung des buchdrucks zu bekommen, lohnt sich ein besuch im „gutenberg-museum mainz„. dort sind eine menge informationen zusammengetragen word, natürlich etliche alte drucke zu bewundern und es gibt die möglichkeit, sich selbst im druck zu probieren. es werden führungen angeboten, aber auch eine homepage, die einen teil der musealen informationen auch den surferInnen zur verfügung stellt. die seite ist zu finden unter: http://www.gutenberg-museum.de/ .

neben dem überlick über die aktuellen ausstellungen, manche links und informationen, nicht nur über das museum, findet man zum beispiel die so genannte „gutenberg-bibel“ als bilddatei, durch die man sich virtuell klicken kann, also sie durchblättern kann. und vielleicht erschließt sich dann schon durch den digitalen besuch im museum die bedeutung des buchdrucks für die weitere entwicklung der menschheit.

p.s.: wissenschaftlich ist es nicht ganz aufrecht zu erhalten, dass herr gutenberg der große erfinder war. in asien wurde ebenso gedruckt und eine eigene form der papierherstellung entwickelt.

hat sich der pc überlebt?

das ist wieder so eine frage, die vor allen dingen von den technikfolgern gestellt wird. dabei verändert sich die technik, die im hintergrund alle neuentwicklungen steuert, nicht groß. es basiert alles weiterhin auf einem binären system, das aufgesetzt viele neue betriebsysteme und programmiersprachen erhält, eingeschlossen in immer kleinere geräte, vernetzter und verknüpfter mit vielen menschen und servern, schneller durch leistungsstärkere chips und geräte. aber die grundstuktur basiert weiterhin auf der codierung von daten mit hilfe der „1“ und der „0“.

hier lassen sich parallelen zum buchdruck erkennen. das grundprinzip des druckes ist über jahrhunderte das gleiche geblieben, die aufgesetzten techniken sind nur ausgefeilter, schneller und irgendwann digitalisiert worden. es kamen die taschenbücher auf, die zeitungen und inzwischen die flyer und der laserdruck. aber weiterhin wird das meiste in form von buchstaben auf papier gedruckt und die produkte sind vielen menschen zugänglich. das war die große veränderung des buchdruckes. der zugang vieler zu informationen, zu einem preis, der beinahe jedem erschwinglich ist. damit einher ging die verbreitung des lesens. immer mehr menschen können lesen. und damit einher ging die auseinandersetzung um gesellschaftliche teilhabe an den entwicklungen, da immer mehr menschen die meinungen anderer lesen und wahrnehmen können.

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woche der „digitalen revolution“

es ist nicht zu übersehen und nicht zu überlesen, dass der diskurs über das internet, das web 2.0, die neuen kommunikationstechniken, den computer, die suchmaschinen, macht und ohnmacht im digitalen zeitalter und der streit über die konsequenzen der entwicklung gerade so richtig beginnt. welche auswirkungen haben die technischen entwicklungen, die digitalen anwendungen auf unser leben.

vieles an den diskussionen erinnert an frühere debatten, als die computerspiele aufkamen, als das private fernsehen startete oder als überhaupt fernseher und telefon dem bürger zugänglich wurden. doch sowohl die dimensionen der veränderungen als auch die lautstärke der debatten erscheinen existentieller. es erinnert an die gesellschaftlichen umwälzungen als der buchdruck erfunden wurde und die effekte auf die welt weitreichende auswirkungen hatten.

einziger unterschied scheint die geschwindigkeit zu sein. die umsetzung der digitalen veränderungen geschehen in einer schnelligkeit, die bisher keine kulturtechnik geschafft hat. darum gehört in einen blog, der sich mit schreibpädagogik und dem web 2.0 auseinandersetzt, ein blick auf die entwicklungen und vielleicht anregendes zu den gesellschaftlichen diskursen.

ja, es ist schwer einzuschätzen, wie die weiteren konsequenzen der digitalen entwicklung aussehen werden. und ist die „digitale revolution“ wirklich eine revolution oder nur ein zusätzliches instrument der kommunikation? dies alles werde ich in dieser woche aus dem blickwinkel eines kleinen computernutzers versuchen darzustellen und zu hinterfragen. aufgehübscht durch ein paar links am rande.

schreibidee (164)

nun widmet sich diese schreibidee dem gegenteil der vorhergehenden schreibidee. einen körperteil zu verlieren kommt auch in der realität häufiger vor. meist wird dies durch krankheiten oder unfälle verursacht und ist mit einer gewissen tragik verbunden. doch nun sollen in der schreibidee körperteile hinzugewonnen werden. natürlich gibt es so etwas nicht, außer beim einsatz von prothesen. doch darum dreht die idee sich nicht, nein man gewinnt plötzlich einfach etwas hinzu. was hat das für folgen? daraus sollen „körperteil-plus-texte“ entstehen.

der einstieg widmet sich nicht den bekannten körperteilen. die teilnehmerInnen der schreibgruppe werden aufgerufen zu überlegen, welche körperteile sie noch gebrauchen könnten, die es gar nicht gibt. es könnten zum beispiel fühler sein, wie schnecken und insekten sie haben, oder widerhäkchen, wie spiderman sie trägt. jedenfalls sollten alle teilnehmerInnen zwei körperteile kreieren, die sie dann beschreiben. in der beschreibung sollte das aussehen geschildert aber auch die funktion erfasst werden. die neuen körperteile werden in der schreibgruppe vorgestellt und am schluss darüber abgestimmt, welches teil die meisten sinnvoll und notwendig finden.

nun verfassen alle eine geschichte dazu, wie sich mit diesem neuen körperteil das leben verändern kann. ein mensch kann es plötzlich erhalten, es kann aber auch langsam wachsen, zumindest kommt etwas neues hinzu. die geschichten werden ohne feedback kurz vorgetragen. denn danach ist eine längere geschichte darüber zu schreiben, wie jemand ein neues körperteil seiner freien wahl erhält und dadurch sein leben sich verändert. das kann ein dritter arm, ein zweites herz oder auch ein rüssel oder ein bürzel sein. es kann sich ebenso um ein nagelneues organ handeln, zum beispiel ein digitales lesegerät mit usb-zugang im gehirn oder dergleichen mehr. die texte werden in der schreibgruppe vorgelesen und es findet eine feedbackrunde statt.

schreibidee (163)

der mensch ist sehr auf seine körperteile angewiesen. fällt ein körperteil aus, verschwindet oder wird beschädigt, kann schnell anderes schwer beeinträchtigt werden. darum sind wir alle bemüht, möglichst sorgsam mit unserem körper umzugehen, damit er keine größeren schäden davonträgt. doch es soll hier in der schreibidee nicht um verletzungen gehen, sondern ausschließlich um den spontanen verlust eines körperteils. daraus sollen dann „körperteil-verlust-texte“ entstehen.

als einstieg wählen sich die teilnehmerInnen der schreibgruppe drei körperteile aus, die sie beschreiben möchte. es bleibt allen überlassen, welche dies sein könnten. es kann sich dabei um die nase handeln, das herz, die lunge, ein auge, ein finger oder eben andere teile. diese eigenen bestandteile sollen nun auf einer halben seite so poetisch umschrieben werden, dass dabei der eigentliche name nicht auftaucht. anschließend werden die beschreibungen vorgelesen und die schreibgruppe versucht zu erraten, um welchen körperteil es sich handelt.

durch die beschreibung des körperteils hat man sich schon gedanken über seine funktion, seinen ort oder auch seine bedeutung gemacht. nun wählen alle einen teil ihrer drei beschreibungen aus und lassen ihn verschwinden. dazu wird ein cluster erstellt, in das mittig die aussage „körperteil xy fehlt“ notiert wird. nachdem das cluster erstellt wurde wählt man aus den assoziationen und ideen etwas für eine geschichte aus.

zum abschluss werden die geschichten geschrieben. dabei kann es sich zum beispiel um eine story handeln, in der plötzlich die lippen eines menschen verschwanden und er im laufe der zeit feststellt, was dies bedeutet. oder aber man versetzt sich in die lage eines menschen, der sein herz verlor. die geschichten müssen nicht einer medizinischen realität genügen. alle teilnehmerInnen stellen ihre geschichten in der schreibgruppe vor und erhalten ein feedback.

schreibidee (162)

im alltag erlebt man im öffentlichen raum oft kurze ausschnitte aus einer längeren handlung. man schnappt einen gesprächsfetzen auf, man sieht eine handlung oder man erlebt eine reaktion. die hintergründe sind einem unbekannt, doch oft genug fängt man gleichzeitig an, darüber zu spekulieren, was diesem ereignis vorangegangen sein könnte. ähnliches soll in dieser schreibidee geschehen, nur nicht aufgrund von alltagserlebnissen, sondern mit hilfe von bildern. es werden „was-geschah-vorher-geschichten“ geschrieben.

den teilnehmerInnen der schreibgruppe wird eine auswahl sehr verschiedener bilder zur verfügung gestellt. alle wählen sich jeweils zwei bilder aus. davon sollte eines ein stilleben sein und das andere das abbild einer handlung. zu beiden bildern schreibt man nun die vorgeschichte auf ungefähr eine seite.

die bilder werden nun an die jeweiligen nachbarInnen in der schreibgruppe weitergegeben. diese schreiben ihre eigene vorgeschichte zu den bildern. im anschluss werden die bilder mit ihren zwei vorgeschichten vorgestellt. dies bietet einen schönen vergleich der fantasien der teilnehmerInnen.

nun wählen sich alle abermals ein neues bild aus. dabei gibt es keine vorgaben. es ist eine längere „was-geschah-vorher-geschichte“ zu schreiben. im anschluss wird das bild mit der vorgeschichte wieder an nachbarInnen weitergegeben. doch dieses mal schreiben alle die vorgeschichte zur vorgeschichte. das bedeutet, sie lesen sich den text ihrer kollegInnen durch und überlegen sich, was denn eine gewisse zeit vorher noch geschehen sein könne. dabei muss kein bezug mehr auf das bild genommen werden. dieser schritt kann noch einmal in der schreibgruppe vorgenommen werden, um im anschluss die langen geschichten bis zu dem bild vorzutragen. und plötzlich hat man kleine erzählungen, deren schluss eine fotografie darstellt.

schreibidee (161)

wenn man seine aussage, die man in einem gespräch oder in einer diskussion getroffen hat, noch ein wenig untermalen und unterstreichen möchte, dann kommt ein „zitat“ aus dem allgemein bekannten „zitatenschatz“ ganz gut. gern eingeleitet wird solch eine sinnspruch oder aphorismus mit sätzen wie, „meine großmutter pflegte immer zu sagen: …“. so erinnern sich sicherlich viele an kleine lebensweisheiten, die ihnen mit auf den weg gegeben wurden. da diese weisheiten nicht selten eine metaphorische sprache sprechen, sollen sie in der schreibidee mal beim wort genommen werden und dadurch „zitatenschatz-texte“ entstehen.

der schreibgruppe wurde im vorfeld eine hausaufgabe gegeben. alle sollten sich entweder sprüche und weisheiten, die ihnen im laufe der zeit bis zum nächsten gruppentreffen begegnen, notieren oder aussagen notieren, die sie von anverwandten und bekannten immer hören mussten. so zum beispiel die klassiker von „die zeit heilt alle wunden“, wenn man verletzt wurde, oder einen spruch, den jeder langschläfer kennt „morgenstund hat gold im mund“ und dergleichen mehr. diese sprüche werden zusammengetragen. als anleiterInnen der gruppe können sie noch einige beispiele zitatenschätzen hinzufügen.

die nächste aufgabe besteht darin, selber zwei drei sprüche mit ähnlichen aussagen zu erfinden. so können dabei zum beispiel sprüche entstehen, wie „wer einen fisch an land bringt, sollte sich nicht über dessen schnappatmung wundern“ oder „wenn einem der kragen platzt könnte auch das hemd zu eng gewesen sein“. die sprüche werden in schreibgruppe kurz vorgestellt.

doch nun wendet man sich wieder den klassikern zu und alle teilnehmerInnen wählen sich jeweils einen aus. dieser soll nun wörtlich genommen und eine geschichte daraus formuliert werden. wenn man also „die zeit heilt alle wunden“ wählt, dann sollte die geschichte von der „zeit“ als wesen handeln, das vielleicht als arzt auf dem land lebt und sich vor allen dingen verletzten seelen widmet, um diese mit einem ganz speziellen pflaster zu heilen. diese geschichten werden anschließen vorgelesen.

schreibidee (160)

der mensch beschreibt sich gern als sensibel. nun lässt sich vortrefflich darüber streiten, ob er wirklich so sensibel ist oder ob es sich bei der aussage nur um ein warnschild handelt, das die anderen darauf hinweisen soll, „richtig“ mit ihm umzugehen. denn fühlen sich menschen falsch behandelt, können sie schnell beleidigt sein. „beleidigt sein“ ist aber keine direkte kommunikation über zugefügte verletzungen, sondern ein eigenartiges machtspiel. in der schreibidee wird dieses nachtragende verhalten in „beleidigungs- und beleidigt-texte“ gepackt.

als erstes notieren die teilnehmerInnen zwei situationen, in denen sie beleidigt wurden und zwei situationen, in denen sie beleidigt waren. dies soll jeweils nur in ein paar sätzen geschehen. der nächste schritt besteht darin, aufzulisten, wen man selber gern einmal beleidigen würde. sicherlich ist dies kein korrektes soziales verhalten, doch sich solche situationen auszumalen bedeutet nicht, es umzusetzen. aus der liste der personen, wählen sich die teilnehmerInnen schreibgruppe eine aus und schreiben einen beleidigenden brief. dabei ist zu bedenken, dass die briefe anschließend vorgelesen werden sollen, um im feedback zu klären, ob der brief wirklich beleidigend wäre.

im nächsten block der veranstaltung werden erst einmal reaktionsmuster auf beleidigungen notiert. was gibt es für verhaltensweisen, sein „beleidigt oder „muksch“ sein“ zu zeigen? alle teilnehmerInnen stellen eine liste auf. aus der liste wird wieder eine reaktion ausgewählt, die auf einer seite genauer beschrieben wird. die verhaltensweisen werden in der schreibgruppe vorgestellt.

nach den vorarbeiten soll nun ein text geschrieben werden, in dem eine person unbeabsichtigt beleidigt wird und dann auch beleidigt ist. wie finden die zwei menschen (meist findet diese form der interaktion zwischen zwei menschen statt) wieder aus dem nicht offen ausgesprochenen konflikt heraus. die geschichte sollte eine lösung enthalten, die auch unkonventionell sein kann. nachdem alle texte vorgelesen wurden, kann sich die schreibgruppe gegenseitig bestätigen, dass sie sich nie so verhalten würde 😀