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nabelschau (69)

an männern darf man rumschnippeln. gesellschaften ändern sich, kulturen entwickeln sich und neue gedanken kommen auf. dazu gehört bei uns zum beispiel, dass wir stücke für stück einen neuen bezug zum körper hergestellt haben. (manchmal äußert sich dies in einer form des gesundheitsfanatismus, manchmal wird aber auch nur durch juristischen schutz). so sieht unser strafrecht nicht mehr vor, bestrafungen durch die entfernung von körperteilen oder körperliche züchtigungen umzusetzen. wer diese entwicklung nachvollziehen möchte, dem sei foucault ans herz gelegt.

kommt jedoch der glaube ins spiel, verlieren wir teilweise unsere eigenen haltungen aus den augen. die bundesregierung besonders schnell. kaum äußert sich kritik an dem kölner urteil, das die beschneidung von jungen männern als körperverletzung einordnet und untersagt, da erklärt die bundesregierung, dass die religionsfreiheit gewahrt bleiben müsse und nimmt künftige rechtliche entscheidungen schon einmal vorweg. mit welchem recht?

wir sind uns einig, dass das einschnüren von frauenfüssen in der asiatischen welt ebenso eine problematische sache ist, wie die magersucht von modemodels. der bundesrat hat vor ein paar jahren die initiative ergriffen und eine gesetzesänderung auf den weg gebracht, die die beschneidung von frauen als körperverletzung einstuft (http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/012/1701217.pdf). dabei wurden die männer vergessen. nun wird im fernsehen zum beispiel damit argumentiert, dass in afrika sogar die beschneidung von männern aus gesundheitsgründen empfohlen würde, um der übertragung von krankheiten vorzubeugen. doch davon ist man längst abgerückt, nachdem studien abgebrochen werden mussten, in denen man feststellen musste, dass die neuinfektionsrate eher zugenommen denn abgenommen hat.

also geht es um eine auseinandersetzung, die den gesellschaftlichen wandel abbildet: freie religionsausübung vs. körperliche unversehrtheit. wir kommen nicht drumherum, uns damit zu beschäftigen. transidenten menschen, erwachsenen, die ihren körper und ihre genitalien verändern möchten, verpflichten wir zu vorheriger therapie, zu rechtfertigungen und diversen untersuchungen. interidente wurden (und werden zum teil noch) per diagnostik im säuglingsalter einem geschlecht zugeordnet und es werden körperlich eingriffe vorgenommen. doch diese entscheidungen sind, so lang es keine gesundheitlichen gründe gibt, inzwischen sehr umstritten.

es zeigt, wie unbeholfen wir mit der frage umgehen, wie mit unseren körpern umzugehen ist (und es wird zeit, dass endlich den einzelnen menschen die entscheidung überlassen wird – wie es ja auch bei der kosmetischen chirurgie und bei tätowierungen der fall ist). und dann können eben eltern und gläubige nicht mehr für säuglinge und kinder entscheiden. eine gesellschaft darf auch gegenüber religiösen traditionen eine neue haltung einnehmen. nur eines scheint mir zudem wichtig: wir sollten endlich aufhören eine unterscheidung der geschlechter mit in den diskurs zu schleppen! wollen wir beurteilen, ob eine beschneidung beim mann mehr oder weniger schmerzen verursacht als eine beschneidung bei der frau? und wollen wir festlegen, wie der körper eines menschen zu sein hat, bevor dieser mensch selbst entscheiden kann? da müssen wir uns entscheiden.

liste (108) – sonne

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um die „sonne“.

meine liebsten sonnenplätze:

meine besten rezepte gegen hitze:

meine schönsten nackten momente in der sonne:

die schlimmsten momente zu vieler sonne in meinem leben:

die menschen mit dem sonnigsten gemüt, die ich kenne:

biografisches schreiben und sonne

ganz schlicht: welche rolle hat die sonne in ihrem leben bisher gespielt? auf diese frage kann man den aspekt „sonne“ beim biografischen schreiben reduzieren. natürlich schließen sich meist andere fragen an: wie? was soll die sonne mit meinem lebens zu tun haben? warum sollte ich mich das fragen?

es ist eine möglichkeit, einen zugang zur eigenen lebensgeschichte zu finden. wenn man bei adam und eva beginnen möchte, dann basiert unser ganzes leben auf der sonne. die pflanzen benötigen die sonne, um energie mit hilfe des chlorophyls zu speichern und zu verwenden. inzwischen werden wir wie die pflanzen und bauen solaranlagen für unseren energiebedarf.

aber man kann an der sonne entlang die eigene lebensgeschichte wie an einer schnur aufreihen: wie waren die ersten familienurlaube? was spielte man als kind draußen? ging man in freibäder und an seen, um freundInnen zu treffen? was passierte da? wie war es mit den ersten flirts draußen? wie romantisch war der eigene naturbezug? garten und schönes wetter? wo fuhr man mit den eigenen kindern zum urlaub hin? hatte man einen job draußen oder drinnen? wie stark beeinflusst das wetter das eigene einkommen? spürt man den klimawandel? ist das eigene gemüt immer sonnig gewesen oder auch bewölkt? und wie war es mit der stimmung wann? wie ist der bezug zum eigenen körper? mag man es nackt in der sonne zu liegen? …

es gibt so viele möglichkeiten die sonne in die betrachtungen und als startpunkt einzubeziehen. dies natürlich nur, wenn es einem schwer fällt, einen ausgangspunkt für das aufschreiben der eigenen biografie zu finden. ansonsten sind die sonne, das wetter, die natur eventuell einzelne aspekte in der eigenen lebensgeschichte. man erinnert sich oft an harte winter oder heisse sommer im zusammenhang mit anderen ereignissen. diese müssen nicht mit dem wetter im zusammenhang stehen, doch die temperaturen können Weiterlesen

schreibberatung und schmerzen

bauchschmerzen. ja, die bauchschmerzen sind mit großer wahrscheinlichkeit das häufigste körperliche phänomen (neben den kopfschmerzen), das einhergeht mit schreibproblemen und schreibkrisen. ob bei der arbeit oder im studium, schwierige situationen erzeugen einen emotionalen druck, der gleichzeitig einen körperlichen ausdruck finden kann. manche menschen ignorieren dies, andere können dies wegen der schmerzen nicht mehr tun.

die schreibberatung kann keine medizinische diagnose erstellen. ebenso wie bei therapien wäre von klientInnen, die von körperlichen schwierigkeiten im zusammenhang mit dem beratungsthema berichten, zu fordern, dass sie sich erst einmal medizinisch untersuchen lassen, bevor die beratung weitergeführt wird. denn es muss ausgeschlossen werden, dass es sich um eine erkrankung handelt, die in der schreibberatung nicht behandelt werden kann.

zeigt sich aber, dass es sich bei den schmerzsymptomen um zeichen der anspannung im zusammenhang mit schreibaufgaben handelt, dann kann weiter darauf eingegangen werden. denn die schmerzen können ein hinweis darauf sein, wann der druck am größten ist. es werden zwar nicht unbedingt entspannungstechniken in der schreibberatung vermittelt, aber es kann durch positive erfahrungen beim einstieg in den schreibprozess und beim erstellen einer textstruktur der druck eventuell reduziert werden.

generell ist es bei schreibaufgaben ähnlich, wie bei anderen nicht exakt termingebundenen tätigkeiten: sie schwirren ständig im kopf herum und erhöhen dadurch den druck. man weiß, man sollte noch das und das schreiben, doch man kann sich meist den zeitpunkt selbst wählen. wenn nun die ersten schritte schwerfallen, dann werden andere tätigkeiten gern vorgezogen. doch der gedanke, noch etwas erledigen zu müssen, verschwindet nicht.

das fiese besteht darin, dass selbst in der freizeit im hinterkopf die anstehende schreibaufgabe ihren platz findet. und irgendwann reagiert bei manchen menschen der körper auf die mischung zwischen schlechtem gewissen, angst oder zeitdruck. hier helfen eventuell nicht nur kleine einstiege Weiterlesen

kreatives schreiben und schmerz

der schmerz ist ein seltsames wesen beim schreiben. es gibt den begriff schmerz und kaum synonyme, im thesaurus zum beispiel nur „leid“, „pein“ und „weh“. wer verwendet in seinen texten heute noch „pein“ und „weh“? auf der anderen seite ist der schmerz für uns menschen etwas sehr bestimmendes. es ist eine der wenigen situationen, denen wir durch ein handlung, wenn er mal da ist, nicht so schnell ausweichen können. bei dauerhaftem schmerz empfindet jeder mensch ohnmacht.

also wäre zu erwarten, dass beim kreativen schreiben viel über schmerz geschrieben würde, dass der schmerz einer der häufigsten inhaltsstoffe einer guten geschichte ist. doch wir weichen anscheinend dem schmerz auch in unseren texten aus. er kommt selten alleinstehend als tatsache vor. es ist der liebesschmerz, der herzschmerz, der trennungsschmerz, der zahnschmerz und dergleichen mehr. die literarische darstellung des schmerzes ist kompliziert. entweder man schildert die ohnmacht oder man gerät ins medizinische fahrwasser und beschreibt den schmerzverlauf, umschreibt, teils metaphorisch den „stechenden“ schmerz, der sich den rücken hinaufzieht …

es könnte eine schreibidee für das kreative schreiben sein, starke metaphern für den schmerz zu finden, vielleicht auch neue worte. was macht der schmerz mit uns, wo führt er uns hin, wie lässt er uns verrückt werden, da wir keinen ausweg aus der tortur finden? das kreative schreiben kann helfen, dem schmerz auf die schliche zu kommen. doch dazu müssten wir wahrscheinlich ein etwas anderes verhältnis zu unserem körper bekommen. denn wir leben in einer gesellschaft, die sich immer noch nicht von der vorstellung verabschieden kann, dass unser körper eine maschine sei. auch wenn es schon seit ein paar jahrzehnten den blick auf die psychosomatik gibt, wird sie immer als letztes herangezogen.

womit man beim schreiben wahrscheinlich vor der nächsten hürde steht. wir haben viele worte für den psychischen schmerz, der uns zugefügt wird, aber bei der behandlung machen wir gern einen rückzieher. die psyche wird noch viel stärker Weiterlesen

liste (105) – schmerz

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um den „schmerz“.

die schlimmsten körperlichen schmerzen, die ich erlebt habe:

die schlimmsten seelischen schmerzen, die ich erlebt habe:

meine liebsten schmerzmittel:

damit habe ich anderen schmerzen zugefügt (körperlich oder seelisch):

schmerzen, die ich nie erleben möchte:

biografisches schreiben und schmerzen

körperliche schmerzen sind das fieseste, was ein mensch erleben kann. sie sind erst einmal ohne medizinische hilfe und ohne die konzentration auf andere dinge unausweichlich. sie lassen den menschen ohnmächtig seinen körper spüren. die folge von schmerzen sind handlungen, entweder, den schmerz zu unterdrücken oder die ursache für den schmerz zu suchen. jeder mensch erlebt im laufe seines lebens körperlichen schmerz (es müsste schon mit einem wunder zugehen, wenn jemand ein absolut schmerzfreies leben führen könnte – nur den muskelkater ordnen wir anders ein als die zahnschmerzen.)

erstellen sie doch einmal eine schmerzkurve ihres lebens. wenn sie das machen, haben sie gleich zwei effekte: sie bekommen einen stärkeren bezug zu ihrem körper und sie bekommen einen überblick über all die kleinen und großen gesundheitlichen schwierigkeiten, die sie im laufe ihres lebens erlebt haben. dann können sie neben die körperschmerz-kurve auch gleich noch eine kurve des psychischen schmerzes einzeichnen. wann ging es ihnen seelisch alles andere als gut. was schmerzte sie emotional am stärksten? wenn sie diese kurve in ihre lebensbetrachtungen mit einbeziehen, lassen sich vielleicht zusammenhänge herstellen.

wir leben mit dem phänomen, dass die psychischen schmerzen manchmal zu körperlichen schmerzen führen können und die körperlichen zu psychischen. wenn man das einmal im überblick sieht, dann kann man sich die frage stellen, wie groß dies eine rolle bei einem selber spielt? diese form der selbstbefragung kann einem hinweise im eigenen umgang mit schmerzen liefern. schreiben sie ihre ganz persönliche schmerzgeschichte. und begeben sie sich auf die gedankliche reise der schmerzbekämpfung.

in deutschland wird die behandlung von körperlichen schmerzen immer noch stiefkindlich betrachtet. es hat sich in den letzten jahren zwar etwas gebessert, aber meist herrscht die auffassung vor, krankheit habe mit schmerzen einher zu gehen. dabei haben wir menschen medikamente entwickelt, die die meisten von uns in schmerzfreiheit leben lassen würden. doch die werden sehr zögerlich gegeben. es wird meist mit formen der abhängigkeit Weiterlesen

selbstbefragung (161) – schmerz

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um den „schmerz“.

  • welcher körperliche schmerz war ihr letzter? beschreiben sie.
  • welcher seelischer schmerz war ihr letzter? beschreiben sie.
  • was tun sie gegen schmerzen als erstes?
  • wer hat ihnen zuletzt schmerzen zugefügt?
  • wem haben sie zuletzt schmerzen zugefügt?
  • welches war der größte schmerz ihres lebens? beschreiben sie.
  • wann fühlen sie sich schmerzen gegenüber am ohnmächtigsten?
  • warum fügen sich ihrer meinung nach, menschen gegenseitig schmerzen zu?
  • welche schmerzhafte erfahrung (körperlich oder psychisch) hat ihr leben verändert? warum?
  • können sie weinen, wenn etwas schmerzt? warum?

die letzten 150 selbstbefragungen sind als links hier gebündelt: https://schreibschrift.wordpress.com/2012/01/05/1500-fragen-zur-selbstbefragung-aus-diesem-blog/

liste (99) – nackt

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um das „nackte“.

in diesen situationen habe ich mich immer besonders „nackt“ gefühlt:

das gefällt mir an meinem nackten körper am meisten:

das gefällt mir an anderen körpern am meisten:

meine besten strategien um mich nicht nackt zu fühlen:

diese menschen möchte ich gern nackt sehen:

schreibidee (340)

ich könnte geschichten erzählen über den gefrierpunkt des wassers in wasserleitungen, die schlecht isoliert und und beinahe unauffindbar verlaufend, irgendwann nicht mehr das flüssige nass transportieren und jegliche zufuhr verweigern. die konsequenzen zeigen einem, wie wichtig wasser in unserem alltag ist und wie unerbittlich die momentanen niedrigen temperaturen sind. darum eine schreibanregung für „wasser-geschichten“.

zu beginn erhalten alle teilnehmerInnen ein glas wasser und verfassen eine kurze geschichte zu der einstellung, ob man ein glas wasser für halb voll oder halb leer halte. dies kann eine biografische betrachtung oder ein kreativer text sein. die texte werden ohne anschließende feedbackrunde vorgetragen.

anschließend werden die bedeutungen des wassers für den menschen am flipchart gesammelt. das beginnt beim wassergehalt des menschlichen körpers über das grundbedürfnis des trinkens bis zum waschen und vielem mehr. die schreibgruppenteilnehmerInnen wählen sich einen aspekt aus der erstellten liste aus, erstellen ein cluster und schreiben eine geschichte. die geschichten werden anschließen in der gruppe vorgetragen und es findet eine kurze feedbackrunde statt.

da wasser, wie sich mit großer wahrscheinlichkeit bei der vorhergehenden schreibübung herausgestellt hat, existentiell ist, soll in der nächsten schreibanregung ein blick auf die probleme mit wasser geworfen werden. die einen haben zu viel wasser, die anderen zu wenig, wiederum anderen nur verschmutztes wasser und irgendwie ist aus der flüssigkeit ein handelsgut und ein kriegsgrund geworden. diese situationen werden sich mit großer wahrscheinlichkeit noch verschärfen. darum soll zum „problem“ wasser eine längere geschichte geschrieben werden. die texte werden in der gruppe vorgetragen und anschließend findet eine feedbackrunde statt, bei der betrachtet wird, wie überzeugend die wasser-probleme einfließen.

zum abschluss des treffen werden zu der aussage „stille wasser sind tief“ von allen teilnehmerInnen haikus verfasst, die anschließend vorgetragen werden. gemeinsam kann dann noch mit einem schluck wasser angestossen werden.

web 2.0 und lust

es ist lust, ob es einem gefällt oder nicht, wenn im internet die seiten mit pornografie boomen und vielfach gesucht und angeklickt werden. das auge lüstelt mit (anscheinend eher bei männer, denn bei frauen (obwohl mir auch frauen bekannt sind, die sagen, das wäre eine mär)). jedenfalls macht das netz in bezug auf die lust ein reichhaltiges angebot.

erheiternd daran ist, dass keiner da gewesen sein will, also anscheinend niemand diese seiten angesurft haben will, viele nur aus versehen durch den falschen klick mit der maus dort gelandet sind und wiederum andere dachten, bei dem homepage-titel würde züchtiges gezeigt werden. ende der 70er und in den 80er Jahren des letzten jahrhunderts gab es solche selbsterweckungs-artikel wie „ja, ich habe …“.

manchmal wünschte ich mir, dies würde es zu der aussage: „ja, ich habe pornoseiten im netz angesurft!“ geben. das würde die ganze doppelzüngige debatte über den kinder- und jugendschutz im netz, über die gelebten sexualitäten entspannen und auf ein realistisches niveau bringen. doch dem ist leider nicht so. ich finde es immer wieder erstaunlich, dass es gesellschaftliche diskurse schaffen, auf der einen seite die vermarktung der sexualität zu verteufeln und gleichzeitig werbung, internet und köpfe pornografisch zu besetzen.

dagegen spräche nichts, würde es nicht so verschämt gehandhabt. es geht anscheinend um lust. könnte der diskurs darüber offen geführt werden, wäre sie nicht gar so schambesetzt und vor allen dingen dann wäre sie auch nicht so erniedrigend. warum nicht im größten kommunikationsmedium lust kommunizieren? die muss nicht sauber und brav sein, lust hat immer auch einen „versauten“ und gierigen moment. aber die lust sollte menschlich sein.

bestes beispiel: die idealisierung der potenz, der körperlichen verfasstheit. die abgebildeten ideale im lust- und pornografie-zusammenhang sollten erkannt werden, dann würden sich menschen Weiterlesen

kreatives schreiben und lust (2)

oft genug habe ich betont, wie lustvoll kreatives schreiben sein kann, darum kein wort darüber. nein, es soll um die darstellung von lust beim kreativen schreiben gehen. die gratwanderung zwischen literatur, erotischer literatur und pornografie wird gerade wieder diskutiert, nachdem das buch „haus der löcher“ von nicholson baker erschienen ist. wie also lust darstellen?

am besten lustvoll. es ist erstaunlich, dass es uns menschen leichter fällt, mord, massaker und folter schriftlich darzustellen als eine lustvolle und intime begegnung. man mag es scham nennen, was uns davon abhält, zu sehr ins detail zu gehen. aber eigentlich müssten wir diese form der scham auch gegenüber erniedrigungen und gewalttätigen situationen empfinden. tun wir aber nicht.

darum könnte eine rolle des kreativen schreibens sein, die waagschale wieder in die andere richtung zu verschieben. entweder in allen bereichen mehr scham walten zu lassen, doch dies würde nicht unseren gesellschaftlichen entwicklungen entsprechen. oder dann doch auch beim beschreiben und schreiben von lust, mehr zu wagen. wir haben die worte dafür und sie wurden zu manchen zeiten auch reichlich verwendet.

doch momentan überkommt einen das gefühl, die gesellschaft wolle, neben der verschämten nutzung von pornografie im internet, im öffentlichen leben nur noch gewalt und dramatik raum geben. in diesen momenten verschwinden die körper der einzelnen im hintergrund und spielen keine rolle mehr. sie spielen nur noch eine rolle, wenn sie für ein körperliches ideal zugerichtet werden.

vielleicht sollte man damit anfangen den eigenen körper oder den der partnerInnen detailiert zu beschreiben. nicht nach mankos suchen, sondern der natur ein wenig raum geben. dies kann man erweitern um die beschreibung Weiterlesen

kreatives schreiben und schreiben

erstaunlich, dass ich gedanken über das eigentliche schreiben beim kreativen schreiben noch nicht im blog festgehalten habe. wahrscheinlich ist es so selbstverständlich, dass man beim kreativen schreiben schreibt, dass es mir gar nicht in den sinn kam. doch es viele aspekte, die mir beachtenswert erscheinen.

das fängt mit dem schreibwerkzeug an: da es beim kreativen schreiben vor allen dingen darum geht, die schreibkonventionen in den hintergrund treten zu lassen und der eigenen kreativität mehr raum zu geben, sollte man ein werkzeug wählen, dass einem gut gefällt. das schreibwerkzeug sollte nicht den schreibfluss behindern. es gibt keine allgemeingültige regel, mit welchem schreibwerkzeug man kreativer ist. manche behaupten, handgeschrieben wäre für sie das nonplusultra und sie könnten sich kaum vorstellen am computer kreativ zu sein.

erfahrungswerte diverser schreibender menschen sehen anders aus. sie schreiben nur noch am computer. und sie widersprechen mit ihren texten der vorstellung, nur das schreiben von hand animiere bestimmte gehirnregionen, die der kreativität und intuition vorschub leisten. also spüre man einfach für sich nach, was sich beim schreiben am besten anfühlt. der schlichte bleistift, ein kugelschreiber, der edle füller, das laptop oder inzwischen die ganzen pads und phones. hauptsache man fühlt sich durch das gerät nicht gestört.

dann sollte man auch keinen großen gedanken daran verschwenden, wo man schreibt. auch hier gilt wieder: man suche zum schreiben den ort auf, der einem angenehm erscheint. kurze notizen lassen sich überall notieren, hauptsache ein schreibgerät steht zur verfügung. dies erscheint darum so wichtig, da schreibideen innerhalb kürzester zeit wieder verfliegen können. für längere texte suche man einen ort auf, an dem es möglichst wenige Weiterlesen

selbstbefragung (128) – kuschelig

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „kuschelig„.

  • kuscheln sie gern? warum?
  • wie oft kuscheln sie? warum nicht öfter?
  • mit wem kuscheln sie am liebsten?
  • wann wird kuscheln für sie unangenehm?
  • wem würden sie gern zum kuscheln näher kommen?
  • wem möchten sie auf keinen fall zum kuscheln näher kommen?
  • wann erscheint oder erschien ihnen ihr leben kuschelig?
  • welche utensilien (decken, kerzen …) brauchen sie zum kuscheln? warum?
  • wann in ihrem leben hätten sie gern mehr nähe erlebt, doch es kam nicht dazu?
  • wann wurde aus kuscheln sex?

kreatives schreiben und sport

das so genannte „sommermärchen“ oder „das wunder von bern“ sind im cineastischen bereich versuche, den sport für die unterhaltung zu gewinnen. im film lassen sich spannende wettkämpfe und konkurrenzen gut umsetzen. in der literatur gelingt dies sehr viel schwerer. es wird irgendwann trist, einen spielzug um den anderen erklärt zu bekommen. zudem haben schriftstellerInnen anscheinend eine geringere affinität zum sport als journalistInnen und filmemacherInnen.

und doch bietet der sport für geschichten genug stoff. dies lässt sich auch beim kreativen schreiben berücksichtigen, wenn man möchte. so kann man mit einer schreibgruppe zum beispiel ein sportliches ereignis besuchen und anschließend darüber schreiben, so wie man es sonst mit theateraufführungen und museumsbesuchen macht. man kann sportlerInnen in gruppen einladen und lässt sie über ihre lebensgeschichte berichten, über das leben mit dem leistungssport zum beispiel.

im krimi taucht der sport häufiger auf, wenn es um neid, missgunst oder chemische zusatzstoffe zur leistungssteigerung geht. doch der sport bietet mehr. er bietet einen der orte, an denen soziale kontakte geknüpft werden, eine der freizeitvergnügungen, denen viele menschen folgen. warum nicht ein dreiecksverhältnis in den badminton-club oder in den handballverein verlegen? warum nicht die ver“körperung“ im sportstudio in eine geschichte des alterns integrieren?

je stärker unsere gesellschaft den perfekten körper von uns erwartet, je größer der wert eines solchen körpers eingeschätzt wird und karrierechancen erhöht, desto häufiger wird sport in Weiterlesen

biografisches schreiben und trinken

nein, hier geht es nicht in erster linie um suchtverhalten oder dergleichen mehr. viel mehr gibt es verschiedene trinkkulturen in gesellschaften, die einfluss auf das leben haben. was nimmt man zum beispiel zum frühstück zu sich, was trinkt man morgens? gibt es zeremonien (z.b. teatime)? was trinkt man am liebsten bei geselligen anlässen? kennt man das gefühl von durst? …

beim biografischen schreiben kann man eine lebenskurve zum trinkverhalten erstellen. man kann schauen, was man als kind, als jugendlicher, als junger erwachsener und später gern getrunken hat. dann stelle man diese kurve in einen zusammenhang mit erlebnissen und begebenheiten. welchen rhythmus beim trinken hat man für sich gefunden? trinkt man immer genug?

und sicherlich sollte man schauen, wie man an die volksdroge nummer eins herangeführt wurde. durfte man irgendwann bei den erwachsenen mittrinken, hat man sich mit kumpels und kumpelinen die kante gegeben oder hat man nie alkohol getrunken? wie fand man bei allen alkoholischen und nichtalkoholischen getränken für sich das maß der dinge?

formulieren sie doch einmal ihre biografie entlang ihres trinkverhaltens. es gibt da verschiedene interessante zusammenhänge. manch einer schafft sich für den morgenkaffee oder -tee verstärkt ruhe, findet eine möglichkeit, den tag relativ entspannt zu beginnen. andere kaufen sich seit ein paar jahren immer wieder einen „coffee-to-go“, um keine zeit auf das kaffeetrinken zu verschwenden. das trinkverhalten spiegelt zum beispiel den zeitdruck wieder, unter dem Weiterlesen

schreibidee (282)

der körper ist inzwischen ein eigenständiger wert, der auf dem feld der freien marktwirtschaft mit veräußert wird. die persönliche fitness, das aussehen und die kleidung erhalten einen immer höheren stellenwert, wenn man auf dem arbeitsmarkt fuss fassen möchte. wenn es vor allen dingen zu regelmäßigen kundenkontakten kommt, ist es dienstleistern wichtig, das perfekte bild abzugeben. diese entwicklung ist problematisch, da sie von den einzelnen fordert, beständig bemüht zu sein, die richtige körperpflege anzuwenden. darum eine schreibanregung zu „körperpflege-stories„.

als einstieg für dieses schreibgruppentreffen, werden alle teilnehmerInnen im vorfeld aufgefordert, ihr lieblingskörperpflegeprodukt mitzubringen. nur schreibt man für das mitgebrachte produkt einen kleinen werbetext, der anschließend mit dem produkt allen teilnehmerInnen vorgestellt wird. dabei darf man ohne hemmungen die ganz subjektiven bewertungen des produkts ausbreiten. da es sich um keine verkaufsveranstaltung handelt, muss im anschluss auch nicht über die bewertungen diskutiert werden.

nun werden zwei kurze stories zur täglichen körperpflege verfasst. zum einen die schnelle, zeitsparende variante der körperpflege und zum anderen die langwierige, ausführlich variante. es sollen beschreibungen der abläufe geschrieben werden. diese beschreibungen müssen sich nicht auf das eigene körperpflegeverhalten beziehen, sondern können der fantasie entspringen.

im anschluss wird am flippchart in der schreibgruppe gesammelt, welche formen der körperpflege zu einer ausführlichen vorgehensweise gehören. diese liste übernehmen alle schreibgruppenteilnehmerInnen und geben für sich eine kurz begründete bewertung ab, was sie von dieser form der körperpflege jeweils halten.

nun wird eine längere geschichte geschrieben, in der die persönliche körperpflege die hauptrolle spielt. sie kann vernachlässigt oder übertrieben, beiläufig oder konzentriert, selbstverständlich oder widerwillig stattfinden. sie kann in einen dialog eingebunden, einen nebenschauplatz eröffnend oder auch den höhepunkt der story darstellend sein. anschließend werden die geschichten in der schreibgruppe vorgetragen und es findet eine feedbackrunde statt.

zum abschluss wird von allen schreibgruppenteilnehmerInnen ein pamphlet gegen die vereinnahmung des eigenen körpers durch die gesellschaftliche ver- und bewertung verfasst. unter dem titel „mein körper gehört mir!“ darf widerstand geleistet werden. was nervt am schönheits- und pflegewahn? wobei möchte man nicht mitspielen? wie kann eine gesellschaft ohne körperliche vereinnahmung aussehen? die pamphlete werden am ende des schreibgruppentreffens vorgetragen.

schreibidee (212)

die vielen aspekte des eigenen körpers habe ich in den letzten posts hier thematisiert. nun ist es an der zeit, den körper einmal selber sprechen zu lassen. wie fühlt sich mein rechtes knie? was hat es in den letzten tagen erlebt und wie sieht es seine zukunft? warum fühlt sich mein bauchnabel vernachlässigt? all dies und noch viel mehr kann in der schreibanregung zu „geschichten des körpergefühls“ seinen platz finden.

als einstieg kann, angelehnt an einen film, eine „reise durch den körper“ zur aufgabe gestellt werden. die schreibgruppenteilnehmerInnen formulieren auf maximal zwei seiten den besuch in ihrem eigenen körper. wie sie in ihn gelangen, bleibt ihnen überlassen. sie können durch die blutbahnen schippern, aber auch am skelett entlang klettern, mit der nahrung losziehen oder als sauerstoffmolekül mit dem atem aufgenommen werden. es soll bei diesen reisen nicht um biologische feinheiten gehen, sondern um den besuch im eigenen körper. die trips werden anschließend ohne feedback in der schreibgruppe vorgetragen.

anschließend suchen sich die teilnehmerInnen eines ihrer körperteile aus. es kann ein organ, ein knochen, die hand, ein zeh oder auch eine zelle sein. sie schildern den alltag aus der sicht des körperteils. wichtig bei dieser schreibanregung: es soll sich wirklich um eines ihrer körperteile handeln. somit kann auch ein biografischer aspekt in diese übung einfließen, wenn die schreibenden dies möchten. was macht den nun die leber den lieben langen tag? oder wo setzt sich das steissbein alles hin? diese schreibidee kann ausgebaut werden und es werden weitere körperteile zu protagonisten, kranke körperteile kommen zu wort, körperteile, die interagieren, kommen ins gespräch und dergleichen mehr. diese texte werden vorgetragen und es wird auch kein feedback geschrieben.

zum abschluss werden dann geschichten zum gesamten körpergefühl geschrieben. unser körper beginnt zu reden. er beschwert sich über die dinge, die schief gehen, er fühlt sich von uns schlecht behandelt oder er versucht, eine infektion zu behandeln. die geschichte sollte das aktuelle körpergefühl der schreibgruppenteilnehmerInnen widerspiegeln. die geschichten werden anschließend vorgetragen und es wird ein feedback gegeben.

schreibberatung und körperhaltung

wo schreiben sie am liebsten? beschreiben sie für sich doch einmal ausführlich den ort des schreibens, wie er für sie sein sollte und wie er für sie ist. auch dieser aspekt ist bei einer schreibberatung nicht zu unterschätzen. denn der arbeitsplatz kann bei schwierigkeiten mit dem schreiben eine ebenso große rolle spielen, wie alle anderen aspekte. und die bedürfnisse der schreibenden sind so verschieden wie die gründe, weshalb man gerade nicht in einen schreibfluss kommt.

das fängt bei der frage an, ob mich eine abwechslungsreiche umgebung zu leicht vom schreiben ablenkt oder ob ich sie als kreatives chaos benötige. wenn man sich die schreiborte von schriftstellerInnen anschaut, dann gibt es orte, die klösterliche askese ausstrahlen, die perfekte ordnung widerspiegeln, und orte, die von notizen, zeitschriften und büchern überquellen.

gern aus den augen verloren wird bei der betrachtung der schreiborte der platz für den eigenen körper. selbst im kreativen chaos sollte genug raum sein, um die arme ausbreiten zu können, um die füße ausstrecken zu können und um etwas ablegen zu können. oder manch einer macht gern erste notizen im liegen, am frühstückstisch oder im auto. das scheint so lang unproblematisch, so lang es nicht zu sehr ermüdet. es ergibt sich also die frage, welche körperhaltung benötigen sie, damit sie möglichst lange frisch bleiben?

konzentriertes arbeiten ermüdet so oder so. es erfüllt zwar auch vom gefühl her, aber es benötigt ein umfeld, dass kurze pausen und entspannung ermöglicht. dazu gehört für viele eine angenehme körperhaltung, die weder zu viel entspannung noch zu viel anspannung verursacht. Weiterlesen

kreatives schreiben und körper

der körper ist eine galaxie des kreativen schreibens. seine wunderbare koppelung von fleischlichkeit, emotionen und sinnen bietet viele anknüpfungspunkte für geschichten. das fängt beim thema nummer eins an: dem sex. sex kann von der körperlichkeit nicht abgekoppelt werden, auch wenn in vielen literarischen werken die sexualität in den hintergrund verbannt wird oder der asexualität gehuldigt wird. ob allein, zu zweit oder zu vielen, die begegnung mit körpern kann lust verursachen.

kreative worte für die lust zu finden ist schon eine lust an sich. womit der übergang zu den sinnen geschaffen wäre. lust setzt sich aus reaktionen auf berührungen, wahrnehmungen und gedanken zusammen. der körper bietet alle instrumente dafür. man kann aber auch einen schritt zurückgehen und schriftlich einen blick auf die wahrnehmung werfen. was melden mir meine sinne? geschichten, die beschreiben, wie einem die haare zu berge stehen, wie ein anblick übelkeit oder freude hervorruft oder wie eine berührung zarte gefühle weckt, all dies ist unser körper in worte gefasst.

doch nicht nur sinne und wahrnehmungen können einen spannenden hintergrund von kreativ geschriebenem abgeben. allein die einzelnen körperteile bieten stoff zum schreiben. schreiben sie einfach mal eine geschichte über eine hand. was macht sie so den lieben langen tag? wie funktioniert sie? was möchte ich momentan „begreifen“? die haut als kosmos diverser lebewesen, als schutzschild oder wässrige hülle einer welt. die linke große fusszehe als widerstandsnest gegen unversehrte socken. die kopfhaut als beet für ungerichteten haarwuchs oder aber ausgetrocknete wüste bei der glatze.

und dann noch der blick auf das ganze ensemble. junge körper, alte körper, zeichen der veränderung, orte der verletzung. der körper ist der ort unseres daseins und wir sind nicht vorstellbar ohne unseren körper. wie wirkt alles in allem? als strich in der landschaft oder als knutschkugel, ebenmäßig oder ungelenk? Weiterlesen