Tagesarchiv: 16. März 2011

kreatives schreiben und saftig

das leben ist bunt. darüber lässt sich vortrefflich schreiben. gern werden die worte gepflegt und geordnet gewählt, wird mit metaphern ein bild gezeichnet und eine story erzählt. doch das leben ist mehr. es ist kraftvoll, manchmal direkt und deftig. aber in diesem zusammenhang ist ein großteil der schreibenden sehr zurückhaltend. die worte werden weiterhin umgänglich verwendet. selten gehen schreibende „in die vollen“. warum eigentlich?

unsere sprache bietet gute möglichkeiten auch das zu formulieren, was vor kraft aus allen nähten platzt. menschen begeben sich gern zwischendurch in rauschhafte zustände, sie werden laut und direkt. aber beim schreiben gilt großteils ein konsens, der dies nicht mit entsprechenden worten abbildet. nur beim sex wird direkter formuliert. aber was schreibt man, wenn sich jemand einfach nur im wohlfühlen baden soll, sich seine wünsche und träume erfüllen und er der meinung, die welt gehöre ihm oder ihr?

klar, viele geschichen leben von der tragik und dramatik, schönes funktioniert teilweise nicht so gut und positives denken ist opium fürs volk, angesichts all der schlechtigkeiten. „schön“ wird es meist nur in den schmonzetten, in denen der sonnenuntergang am meeresstrand auf das glückliche paar scheint oder über die blühende wiese im frühling auf der alm gewandelt wird und die vöglein von den waldrändern zwitschern. dabei wäre es lohnenswert sich literarisch oder schriftlich einmal in ein kneipe zu begeben, wo sich die leute alkoholgeschwängert den mund fusselig reden, kein ende finden, sich die welt erklären und im gemeinsamen schwelgen.

auch in diesen situationen ereignen sich geschichten. oder jemand erfüllt sich nach jahrzehnten den traum seines / ihres lebens. und es klappt. hier braucht es eine umschreibung, die die dimension des erfüllens auch erfasst. da darf nicht nur von glück gesprochen werden, da ist das überschwemmt werden mit positiven gefühlen zu beschreiben. aber das fällt schwerer als die umschreibung, wenn der traum scheitert, wenn alles wieder vernichtet wird.

also, wie sieht das leben, die geschichte aus, wenn sie saftig sind? es wird geschwelgt, geschwärmt, es pulsiert, es tropft aus jeder pore, es blüht, es knallt einem entgegen, es trägt einen, es baut auf, es ergänzt, schmatzt, prall gefüllt öffnet sich der kelch, es ist fettig, süß und macht satt. es blickt einen aus großen augen mit offenem mund an, schreit, tobt und tanzt ekstatisch, es perlt, flüstert und schwimmt oben wie fettaugen, es pulsiert, stampft und atmet rhythmisch, es brüllt vor freude und verliert sich in wollüstigen. das kreative schreiben darf zwischendurch den höhepunkt des saftigen lebens beschreiben, zum beispiel um den kontrast zu den abgründen zu erhöhen oder auch nur eine seite der medaille zu beschreiben.

selbstbefragung (88) – saftig

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „saftiges„.

  • welchen saft mögen sie am liebsten? warum?
  • wann erscheint ihnen ihr leben besonders saftig? beschreiben sie.
  • welche deftige tat möchten sie in ihrem leben noch vollbringen? wann?
  • was tun sie, wenn sie voller energie sind und vor kraft strotzen?
  • ab wann werden für sie texte und bücher vulgär? erklären sie.
  • in welchen lebenssituationen reissen sie sich zu sehr zusammen, würden sie gern direkter sein?
  • wenn sie alle möglichkeiten der welt hätten, womit würden sie sich als erstes berauschen (hier sind keine drogen gemeint)?
  • was bringt sie in ekstase? beschreiben sie.
  • was frisst ihre energie und wie wehren sie sich dagegen?
  • welche menschen im umfeld führen ein saftiges leben?

web 2.0 und vertrauen

vertrauen in der virtuellen welt ist eine äußerst komplizierte angelegenheit. der grund ist einfach: die welt ist virtuell, sie ist nicht real, sie ist halbanonym, sie ist distanziert, sie ist verführerisch. so schwanken menschen häufig zwischen den zwei extremen, alles von sich preiszugeben (also einen enormen vertrauensvorschuss zu geben) oder gar nicht preiszugeben (also pures misstrauen zu empfinden).

gerade den vertrauensvorschuss, den man dem web und den sozialen netzwerken geben möchte, sollte man nicht ungeprüft zur verfügung stellen. es macht sinn, bevor man im netz etwas veröffentlicht, sich zu überlegen, was das schlimmste sein kann, das einem aufgrund des geschriebenen passieren kann. denn es gibt sie, die menschen, die nichts anderes suchen, als einen ausrutscher, als private und intime daten, um all dies gegen einen zu wenden. das muss nicht sein, viele kommunikationen und veröffentlichungen gehen gut. es kann aber sein.

doch man tut sich keinen gefallen, die angebote des netzes überhaupt nicht zu nutzen. abgesehen davon, dass sich viele berufliche tätigkeiten und angebote nur noch über das internet und web 2.0 erledigen lassen, ist auch die reichhaltigkeit des internets eine chance. gut, fragwürdig bleibt es, welchen vorteil es haben sollte, dass einen menschen in sozialen netzwerken zu freunden erklären, obwohl man sie nicht kennt. hier entsteht ein skurriler wettbewerb. aber die kommunikation mit menschen, die ähnliche interessen haben, wie man selber, das kann sehr bereichernd für das eigene leben sein.

der „longtail“ des netzes ermöglicht es, auch in interessens-nischen gleichgesinnte zu finden. wozu man früher telefonieren oder weite reisen benötigte, dafür genügt heute die anmeldung im internet. suchmaschinen bieten einem immer schneller die passenden ergebnisse. doch selbst solche interessensgruppen müssen geprüft werden. Weiterlesen