Schlagwort-Archive: veröffentlichung

schreibpädagogik und verwandlung

schreibgruppen wandeln sich, wie andere gruppen auch, beständig. die klassischen phasen der gruppendynamischen entwicklung lassen sich bei ihnen ebenso nachvollziehen. doch mir geht hier um die besonderheiten der verwandlung einer schreibgruppe. wie zu erwarten hat dies mit der entwicklung der teilnehmerInnen zu tun.

nach der phase des kennenlernens gibt es in schreibgruppen meist noch eine recht große zurückhaltung, den anderen teilnehmerInnen eigene texte zur verfügung zu stellen. es ist für alle mitglieder einer schreibgruppe ein großer vertrauensvorschuss gegenüber den anderen, eigene geschichten zur diskussion zu stellen. denn in jeden schreibprozess fließen auch persönliche anteile ein und man möchte, dass mit der eigenen veröffentlichung angemessen umgegangen wird. als schreibgruppenleitung kann man diesen prozess steuern, indem man vom ersten moment an feedbackregeln mit den teilnehmerInnen festlegt. auf diese regeln können sich alle verlassen.

im laufe der zeit hilft dieser abgesicherte modus beim schritt in die öffentlichkeit. es ist meist zu beobachten, dass nach anfänglicher zurückhaltung, die eigenen texte vorzutragen, alle das bedürfnis verspüren, rückmeldungen zu ihren texten zu erhalten. hat einmal bei einer feedbackrunde jemand den anfang gemacht, reihen sich meist die teilnehmerInnen willkürlich aneinander. und, was mir an dieser verwandlung am wichtigsten ist, es verursacht weder probleme noch diskussionen, wenn einzelne teilnehmerInnen einzelne texte nicht vorstellen wollen. ohne feedbackregeln kommt es eher zu situationen, in denen einzelne teilnehmerInnen gedrängt werden, ihre texte zu verfügung zu stellen. hier sollte man als gruppenleitung auf die verwandlung der gruppe vertrauen.

für die veränderung des gruppenverhaltens förderlich ist auch die kleingruppenarbeit. diese ermöglicht eine diskussion, überarbeitung und Weiterlesen

schreibpädagogik und haltung

schreibgruppen bieten die tolle möglichkeit, dass menschen zu bestimmten themen schriftlich eine haltung einnehmen und darüber in den diskurs einsteigen. natürlich sollte man sich als schreibgruppenleitung teilweise vorher die zustimmung der gruppe einholen, ob man nun einmal die zeit für einen intensiven diskurs nutzt. kommt die zustimmung, kann es sehr spannend werden.

das schreiben lässt diskurse schnell sehr intensiv werden, da es ein großer unterschied ist, ob ich etwas sage, oder es gleich niederschreibe. geschrieben und veröffentlicht liegt es schwarz auf weiß vor, kann verbreitet werden und immer wieder aus der schublade gezogen werden. also überlegen sich viele menschen genauer, welche haltung sie einnehmen und wie sie sie formulieren, wenn sie sie aufschreiben. dies fördert manchmal eine intensivere auseinandersetzung.

auf der anderen seite ist eine einmal schriftlich eingenommene haltung schwerer zu revidieren. persönliches umdenken wird mündlich eher verziehen als schriftlich. es genügt meist nicht, geschriebenes mündlich zu revidieren, es muss auch schriftlich noch einmal dagegen angeschrieben werden. der journalismus ist ein gutes beispiel dafür. bis eine gegendarstellung erschienen ist, hat sich manche position schon verfestigt und ist der ruf ruiniert.

auch dies kann in einer schreibgruppe vermittelt werden: schriftlich eine haltung einzunehmen – vor allen dingen, wenn sie veröffentlicht wird, sollte wohl bedacht sein. an diesem punkt wird vor allen dingen das internet oft unterschätzt. es mag schnelllebig sein, aber das digitale gedächtnis ist teils unerbittlich. dies soll aber nicht bedeuten, dass man am besten schriftlich keine haltung mehr einnimmt, da man ja umdenken könnte. denn der positive aspekt einer schriftlichen haltung besteht in der mächtigeren wirkung. nicht ohne grund werden schriftstellerInnen Weiterlesen

wissenschaftliches schreiben und haltung

wissenschaft ist meist hierarchisch organisiert. mal ist die hierarchie flacher, mal sehr steil. titel spielen in den wissenschaftfen eine große rolle, da sie kompetenzstufen signalisieren sollen. dies verhindert so manchen kritischen diskurs und ist eng verknüpft mit den ökonomischen grundlagen der wissenschaften. eine eigene haltung in den wissenschaften einzunehmen ist meist erst nach dem erreichen bestimmter positionen machbar. vorher kann einem im wissenschaftlichen kontext schnell die existenz entzogen werden.

das ist schwarzmalerei? der wissenschaftsbetrieb ist ein durch und durch politischer betrieb. es geht in jedem forschungsbereich darum, auf welchen grundlagen und wissenschaftstheorien die gesamte forschung aufbaut. die 68er-bewegung verbreitete sich nicht ohne grund vor allen dingen an den hochschulen. doch wie kann man nun eine haltung in den wissenschaften finden?

das wissenschaftliche schreiben (oder das schreiben an sich) können dabei eine hilfe sein. zum einen entwickelt man theorien ab einem bestimmten punkt sowieso schriftlich. sie müssen ja veröffentlicht und verbreitet werden. wie weit man bei der veröffentlichung ausschließlich eigene vorstellungen einbringen kann, hängt von der position im wissenschaftlichen gefüge ab. normalerweise entwickelt man auch nicht allein ideen. es wird im team geforscht, also werden meist theorien im team entwickelt. interessant wird es erst in dem moment, in dem die meinungen auseinandergehen. dann zeigt sich, wie ausgereift die diskussionskultur im eigenen forschungsbereich ist.

davon abhängig ist auch, wie stark andere meinungen sanktioniert werden. die ökonomisierung der wissenschaften gibt schon ein ziel vor: verwertbarkeit der ergebnisse. dadurch verliert grundlagenforschung immer mehr boden. das bleibt problematisch und führt auch zu schriftlichen auseinandersetzungen in den fachwelten. man kann seine haltung, wenn man eine veröffentlichungsmöglichkeit erhält, schriftlich mitteilen. doch die zurückhaltung ist meist groß, Weiterlesen

wissenschaftliches schreiben und schreiben

im gegensatz zum vorherigen post ist das wissenschaftliche schreiben ein ort der konventionen. kaum eine schreibform ist so klar reglementiert und standardisiert. es gibt einen beinahe weltweiten konsens für veröffentlichungen, formen des zitierens, abschlussarbeiten und dergleichen mehr. ziel des ganzen ist der (krampfhafte) versuch, wissenschaftliche erkenntnisse vergleichbar zu machen. leider leidet unter diesen konventionen meist die schreibsprache und ein großteil der wissenschaftlichen schreibe kommt unglaublich langweilig daher.

dass es auch anders geht, zeigen meist vorträge, vorlesungen oder „populärwissenschaftliche“ texte. hier darf wieder ausgeschmückt, animiert oder akzentuiert werden auf teufel komm raus. von sehr ernsten wissenschaftlern werden diese formen der äußerung abgewertet und gleichzeitig ihr gehalt in frage gestellt. wie wenn wissenschaft frei von jeder schreiblust sein müsse. so lange nicht fabuliert wird, also behauptungen aufgestellt werden, die nicht beweisbar und nachvollziehbar sind, dürfte eine entkrampfte sprache den wissenschaften eigentlich nicht schaden. (übrigens wird in den konventionellen forschungstexten teilweise versteckt unglaublich viel fabuliert, werden ganze forschungsergebnisse gefälscht.)

wer also nicht seinen status in den forschenden welten verlieren möchte, der halte sich an die konventionen. und wenn er mutig ist, dann veröffentlicht er noch nebenher ein knalliges populärwerk. doch auch dabei sei vorsicht geboten, denn zu viel aufmerksamkeit kann schnell bei anderen den oben beschriebenen reflex auslösen: zweifel an der ernsthaftigkeit des wissenschaftlichen vorgehens. es ist faszinierend, wie durch diese bewertungen eine form der Weiterlesen

web 2.0 und privat

oft erwähnt und weiterhin diskussionswürdig: die privatsphäre im web 2.0. wer sich in soziale netzwerke, in bereiche des cloud computing oder nur blogs betreibt, sollte sich bewusst sein, dass ein teil seiner privatsphäre passé ist. man mag noch so sehr versuchen, wenig oder nichts von sich preiszugeben, es bleibt ein trugschluss zu glauben, man könne rückschlüsse der daten auf die person verhindern.

aber es bleibt weiterhin fragwürdig, ob es sich für die anbieter lohnt, abseits des selbstschutzes, all die daten zu sammeln und aufzubereiten. hier werden meiner meinung nach, werbung und werbepsychologie weiterhin überschätzt. wer mit dem internet aufgewachsen ist, hat teilweise viel stärker von anfang an einen kompass entwickelt, was geht und was nicht geht. natürlich hinterlassen alle spuren, die sich im netz bewegen, natürlich können querverbindungen hergestellt werden und natürlich kann man daraus rückschlüsse ziehen. die alternative: das netz nicht nutzen.

wovon kaum gesprochen wird: ein grossteil der mails werden zwischengespeichert. darin steht meist viel persönlicheres als in den foren oder in twitter. ähnliches gilt für die frage, inwieweit menschen zulassen, sich orten zu lassen. die smartphones und handys ermöglichen das schon länger. doch auch laptop, pc und pads lassen dies inzwischen auch zu. was soll das? wozu muss ich wissen, an welchem ort sich gerade jemand aufhält?

oder wozu brauche ich eine gesichtserkennungssoftware, die im digitalen sozialen netzwerk fotos miteinander abgleicht. hier wird die teilhabe der anderen am eigenen leben, an den eigenen daten fragwürdig. eine der unsitten sind die party-fotos, die inzwischen ohne rücksprache ins netz gestellt werden. gut, dass man bei öffentlichen veranstaltungen abgelichtet wird, damit muss man rechnen, auch dass auf partys fotos gemacht werden, aber das keiner mehr fragt, ob man damit einverstanden ist, dass dies weltweit veröffentlicht wird, das ist Weiterlesen

schreibpädagogik und privat

schreibgruppen sind halböffentliche veranstaltungen. je nach thema oder ausrichtung des angebots spielt privates eine größere oder kleinere rolle. doch selbst wenn privates eine kleine rolle spielt, sollten schreibgruppen immer einen gewissen schutzraum bieten. einen schutzraum zum schreiben und zum veröffentlichen in kleiner gruppe. auch wenn jemand sonst nicht mit seinen texten an die öffentlichkeit gehen möchte, in der schreibgruppe ist es ihm oder ihr vielleicht möglich.

dabei muss gewährleistet werden, dass das vorgetragene in der gruppe bleibt, also nicht von anderen teilnehmerInnen in die öffentlichkeit getragen wird. auch hier spielt es keine rolle, ob es sich um kreatives oder biografisches schreiben handelt. wie schon oft erwähnt, fließen auch in kreative texte und geschichten persönliche anteile ein. darum müssen zu beginn einer gruppe die regeln für den umgang mit privatem festgelegt werden. dem sollten alle teilnehmerInnen zustimmen. denn es geht hier nicht nur um so etwas, wie das copyright, es geht auch um das aufrecht erhalten einer privatsphäre.

das mag nun manchem zu weit gehen, zu vorsichtig im umgang miteinander sein, handelt es sich ja schließlich um keine therapeutische gruppe. aber um frei schreiben zu können, benötigt jeder mensch die sicherheit, dass er auch selbst bestimmen kann, wie weit das geschriebene veröffentlicht werden soll. es ist immer möglich seine geschichten und texte überhaupt nicht vorzutragen. aber gleichzeitig gibt es meist einen bedarf an rückmeldungen, um sich im schreiben überhaupt weiterentwickeln zu können. das feedback ist einer der großen vorteile von schreibgruppen. und wenn man eine gruppe leitet, kann man meist feststellen, dass sich die teilnehmerInnen immer stärker mit ihrem geschriebenen hervorwagen.

„so weit aber nicht weiter“, ist von vielen die grundeinstellung. oft bekommen noch nicht einmal die lebenspartnerInnen die texte zu gesicht, aber die schreibgruppe. darum erscheint es mir so wichtig, dass die privatsphäre geschützt bleibt. hundertprozentig kontrollieren kann man Weiterlesen

wissenschaftliches schreiben und eifersucht

das wort „eifersucht“ ist vielleicht nicht ganz zutreffend, man kann es auch neid oder konkurrenzverhalten nennen. denn in den wissenschaften herrscht inzwischen eine hauen und stechen um positionen und vor allen dingen finanzierungen. dies folgt der vorstellung, dass konkurrenz das geschäft belebe.

wie hier im blog vor kurzem beschrieben, ist dies in bezug auf grundlagenforschung und gesellschaftliche notwendigkeiten ein trugschluss. als beweis kann man zum beispiel die gefälschten forschungsergebnisse, die gehäuft veröffentlicht oder zumindest lanciert werden, sehen. da es kaum mehr grundsicherungen für wissenschaftlerInnen gibt, lebt nun auch die forschung von der sensation. dies bringt aber menschen dazu, sensationen zu schaffen, die gar nicht existent sind.

daneben werden weiterhin berufungen und stellenbesetzungen an die zahl der veröffentlichungen geknüpft. dies hat den effekt, dass forschende teilweise auf teufel komm raus versuchen, aus teilergebnissen eine veröffentlichung zu erstellen. zudem werden dadurch die hierarchien in den hochschulen gestärkt, da vorgesetzte darauf bestehen, in der veröffentlichung genannt zu werden, obwohl die eigentliche forschungsarbeit von ihren mitarbeiterInnen geleistet wurde.

und als weiterer aspekt kommt noch der zeitdruck hinzu. die forschungsergebnisse sollten vor den anderen, den konkurrentInnen, veröffentlicht werden, um seine spitzenposition zu erhalten. doch damit unterbindet man teamwork und kollaboratives forschen. oft wird mit heisser nadel gestrickt und nicht selten sind die forschungsergebnisse nicht wiederholbar.

dies hat auch auswirkungen auf das wissenschaftliche schreiben. auf den eigentlichen schreibprozess wird immer weniger zeit verwendet. forschungsergebnisse sind für die normalsterblichen kaum mehr zu verstehen. das liegt nicht ausschließlich an der komplexität der forschungen. inzwischen bereitet die ergebnisse Weiterlesen

web 2.0 und mut

klingt erst einmal komisch, im netz mut zu benötigen. viele machen sich darüber wahrscheinlich überhaupt keine gedanken. da ist ein netz, in dem sich viele menschen bewegen, mit denen möchte ich kommunizieren, spielen oder daten austauschen, warum also noch einen gedanken verschwenden. die dimension ihres handelns wird ihnen oft erst später bewusst.

andere nehmen diese dimension gedanklich vorweg. sie malen sich auch, was alles passieren könnte, wenn man sich nur mit ein paar worten an die weltöffentlichkeit wendet. die überwindung ist groß (mal abgesehen von der diskussion um die sinnhaftigkeit) und es bedarf mehrerer anläufe, um alles zu bewältigen.

und dann gibt es noch den schock. man hat einmal was geschrieben und bekommt anschließend panik, ob dies im web überhaupt richtig platziert ist, von anderen verstanden wird oder ob es nachgefragt wird. alle drei aspekte benötigen an einem bestimmten punkt mut. den mut, auszuhalten, nicht zu wissen, was andere mit dem, was man geschrieben hat, machen. den mut zu realisieren, dass das geschriebene nun jeder lesen kann.

journalistInnen lernen dies im laufe ihres berufslebens, sie stehen in kontakt mit den leserInnen und vor allen dingen mit redaktionen, erhalten also auch ein professionelles feedback. die einzelnen web-schreiberInnen erleben dies erst einmal nicht. vieles versinkt im netz und taucht nie wieder auf. abseits der großen frustration, die es auslöst, Weiterlesen

web 2.0 und vertrauen

vertrauen in der virtuellen welt ist eine äußerst komplizierte angelegenheit. der grund ist einfach: die welt ist virtuell, sie ist nicht real, sie ist halbanonym, sie ist distanziert, sie ist verführerisch. so schwanken menschen häufig zwischen den zwei extremen, alles von sich preiszugeben (also einen enormen vertrauensvorschuss zu geben) oder gar nicht preiszugeben (also pures misstrauen zu empfinden).

gerade den vertrauensvorschuss, den man dem web und den sozialen netzwerken geben möchte, sollte man nicht ungeprüft zur verfügung stellen. es macht sinn, bevor man im netz etwas veröffentlicht, sich zu überlegen, was das schlimmste sein kann, das einem aufgrund des geschriebenen passieren kann. denn es gibt sie, die menschen, die nichts anderes suchen, als einen ausrutscher, als private und intime daten, um all dies gegen einen zu wenden. das muss nicht sein, viele kommunikationen und veröffentlichungen gehen gut. es kann aber sein.

doch man tut sich keinen gefallen, die angebote des netzes überhaupt nicht zu nutzen. abgesehen davon, dass sich viele berufliche tätigkeiten und angebote nur noch über das internet und web 2.0 erledigen lassen, ist auch die reichhaltigkeit des internets eine chance. gut, fragwürdig bleibt es, welchen vorteil es haben sollte, dass einen menschen in sozialen netzwerken zu freunden erklären, obwohl man sie nicht kennt. hier entsteht ein skurriler wettbewerb. aber die kommunikation mit menschen, die ähnliche interessen haben, wie man selber, das kann sehr bereichernd für das eigene leben sein.

der „longtail“ des netzes ermöglicht es, auch in interessens-nischen gleichgesinnte zu finden. wozu man früher telefonieren oder weite reisen benötigte, dafür genügt heute die anmeldung im internet. suchmaschinen bieten einem immer schneller die passenden ergebnisse. doch selbst solche interessensgruppen müssen geprüft werden. Weiterlesen

web 2.0 und wissenschaft

das forschen für die schublade hat sich ein wenig überlebt, jedenfalls wenn man sich nicht in der drittmittel-finanzierten forschung befindet. bevor das internet sich ausbreitete war es schwierig neueste erkenntnisse und ergebnisse zu verbreiten. wer ein buch veröffentlichen oder in einer fachzeitschrift schreiben wollte, wurde meist aufgefordert, zum herstellungspreis etwas beizusteuern. für junge forscher, die dem universitären prekariat angehörten, ergab sich das problem, dass sie kaum veröffentlichen konnten. doch gleichzeitig spielte die zahl der veröffentlichungen in der wissenschaftskarriere eine große rolle.

das web 2.0 hat die chancen, beachtet zu werden, beträchtlich erhöht. die forschungsergebnisse, die keinen weg in fachzeitschriften oder in bücher finden, können für lau ins netz gestellt werden. gut, da gibt es die konkurrenz der anderen forscherInnen, denen man nicht zu viel erkenntnisse zur verfügung stellen möchte. doch so manche arbeit versauert somit nicht in papierstapeln oder bibliotheken sondern ist im netz abrufbar.

schwieriger scheint auf den ersten blick die qualtitätskontrolle: soll heißen, jeder mensch kann etwas ins netz stellen. wie weit die erkenntnisse wirklich tragfähig sind und neuesten wissenschaftlichen kriterien entsprechen, ist für den laien schwer zu entscheiden. aber es werden in den debatten um gefälschte forschungsergebnisse die vorteile des internet und web 2.0 ignoriert. die öffentlichkeit ist eine größere, die suchmaschinen finden viele veröffentlichungen in windeseile. und somit ist die zahl der menschen, die die ergebnisse korrigieren könnten eine viel größere. ein gutes beispiel dafür ist der vergleich von wikipedia mit lexikonredaktionen und die geschwindigkeit, in der fehler korrigiert werden.

dabei ist natürlich nicht zu ignorieren, dass etliche, vor allen dingen naturwissenschaftliche versuchsanordnungen, nicht so leicht nachvollziehbar sind. und doch ist eher ein diskurs über die ergebnisse möglich, als beim verharren der ergebnisse in der schublade. eine große öffentlichkeit findet schneller die knackpunkte, als ein kleiner kreis. und so werden inzwischen viele arbeiten, die keinen platz in „science“ oder „nature“ finden, auf homepages veröffentlicht.

abseits davon ermöglicht das web 2.0 einen viel leichteren austausch während geforscht wird. man kann anordnungen als film ins netz stellen, man kann messergebnisse in beinahe echtzeit veröffentlichen oder auch nur die nächsten forschungsschritte zur diskussion stellen.

das klingt jetzt alles sehr ideal für die wissenschaften. natürlich ergeben sich auch schwierigkeiten. Weiterlesen

kreatives schreiben und loslassen

ein paar mal drüber gelesen, schreibfehler korrigiert, abschnitte verschoben und sätze gestrichen. die geschichte, der text scheint lesbar und unterhaltsam. also, ab in die öffentlichkeit damit. entweder wird vorgelesen, ins internet gestellt oder gedruckt, verschickt, verlegt. das eigene kreative produkt muss in diesem moment losgelassen werden. ein schwieriger prozess für viele schreibenden.

es ergeben sich in der schlussphase gern fragen, die man eigentlich nicht beantworten kann: kommt das geschrieben bei den leserInnen so an, wie ich mir das vorgestellt habe? erklingt beim lesen eine melodie, die ich zu erreichen versuchte? was machen „die anderen“ daraus? habe ich wirklich mein bestes gegeben? könnnte man nicht noch den einen absatz an einer anderen stelle einfügen? vielleicht sollte ich den ganzen text verwerfen, wen interessiert schon, was ich über den alltag denke? ist das nicht alles viel zu konstruiert?

keiner gibt einem eine antwort auf die fragen, bevor der text nicht das licht der öffentlichkeit erblickt hat. da spielt es selten eine rolle, ob die geschichte nur wenigen übergeben oder einer weltöffentlichkeit vorgestellt wird. das gefühl sich plötzlich preiszugeben, persönliches öffentlich zu machen, wird nicht so schnell verschwinden. gleichzeitig keimt die hoffnung auf, eine schnelle, anerkennende reaktion zu erhalten. doch „die anderen“ lassen auf sich warten. wahrscheinlich lesen sie es gar nicht?

in diesen momenten ist der zeitpunkt gekommen, die eigenen produkte loszulassen. sich daran zu erinnern, dass nicht das leben und die welt von dem einen text abhängt. es gibt immer die möglichkeit, die rückmeldungen aufzugreifen, etwas neues zu kreieren. doch der gedanke erscheint in diesen momenten undenkbar. man hat sein bestes gegeben und kann sich nicht vorstellen dies noch einmal zu tun.

eigentlich ist die entscheidung schon längst gefallen: die geschichte wurde der welt übergeben, jetzt müsste man es nur selber glauben. Weiterlesen

was soll in meiner biografie stehen?

wenn die entscheidung getroffen wurde, seine lebensgeschichte zu schreiben, steht auch schon die nächste an: für wen schreibe ich eigentlich? erst einmal sollte man davon ausgehen, man schreibt nur für sich. gerade bei der nabelschau ist es sinnvoll nicht gleich die leserInnen mitzudenken. biografisches schreiben ist in erster linie eine annäherung an sich selber. doch wenn dann überlegt wird, die eigene lebensgeschichte zu veröffentlichen, sollte man sich gut überlegen, was man von sich preisgeben möchte.

hier ergibt sich das übliche problem von veröffentlichenden schreiberInnen. was machen die leserInnen mit meinem text? man kann es nicht wissen. schon bei ergebnisse des kreativen schreibens kann ein unangenehmes gefühl in bezug auf die veröffentlichung auftreten. in jeden text fließt auch ein stück von mir selber ein. auch wenn ich nicht explizit biografisch schreibe, schöpfe ich doch aus meinen eigenen beobachtungen und erlebnissen. der text steht einem nahe. jede kritik daran, wird gern schnell als kritik an der eigenen person verstanden. es fällt vielen schwer in diesen momenten zu abstrahieren.

dessen sollte man sich bewusst sein, wenn man sich an die öffentlichkeit begibt. selbst wenn ich mich noch so ausführlich ausdrücke, werden leserInnen meine vollständigen beweggründe für eine geschichte, für eine lebensgeschichte nicht nachvollziehen können. ich sollte mich also von meinen geschichten verabschieden können, wenn ich an die öffentlichkeit gehe. bei biografischen texten liegt das private für alle interessierten offen, wenn ich es öffentlich mache. ich gebe viel von mir preis. kritik am geschriebenen kann darum um so stärker treffen. hier sollte man unterscheiden zwischen stilistischer kritik, die eine hilfe für die eigene schreibkompetenz sein kann, und der kritik am inhalt. der inhalt von biografien ist eigentlich nicht zu diskutieren, da das biografische schreiben einen subjektiven blick auf das erlebte darstellt. dem lässt sich nichts entgegensetzen. lässt man sich auf eine inhaltliche kritik ein, lässt man sich sehr schnell auf die diskussion um die eigene person ein. einzig die frage, ob eine lebensgeschichte zu viel ausblendet, verleugnet könnte diskussionswürdig sein. doch auch hier gilt, dass nur veröffentlicht wird, was autorInnen veröffentlichen wollen.

also schreibe ich beim biografischen schreiben wahrscheinlich zwei lebensgeschichten auf. zum einen die eigene, ganz persönliche, Weiterlesen

„17. open mike“ ist ausgeschrieben

einmal im jahr gibt es in berlin für jüngere schreibende, die bis jetzt keine veröffentlichungen haben, die möglichkeit, sich in die öffentlichkeit zu begeben. bei dem wettbewerb handelt es sich um „open mike„, eine formulierung, die als „offenes mikrofon“ verstanden werden kann. daran teilnehmen können menschen bis 35 jahre. ausgeschrieben wird der wettbewerb von der „literaturwerkstatt“ in berlin. es gibt preisgelder, es gibt eine jury, es gibt reportagen über die preisträgerInnen, es gibt eine lesereise und einen workshop im anschluss.

deshalb ist die teilnehme an dem wettbewerb jungen schreibenden, die am anfang ihrer literarischen laufbahn stehen wollen zu empfehlen. die bewerbungsmodalitäten (es darf nur ein text eingesandt werden, preise gibt es für prosa und lyrik) sind hier zu finden: http://www.literaturwerkstatt.org/index.php?id=707 . bis mitte juli haben mann und frau zeit ihre besten werke einzusenden, dann trifft eine jury eine vorauswahl. im november diesen jahres tragen die in die entausscheidung gekommenen schriftstellerInnen ihre werke vor publikum vor und die preise werden verliehen.

also, es ist noch genug zeit, sich an den besten aller guten texte zu setzen. viel spaß dabei.

web 2.32 – triboox.de

vor längerer zeit habe ich hier schon die plattform für frische autorInnen „bookrix“ vorgestellt (http://www.bookrix.de). seit anfang dieses monats gibt es den versuch, eine weitere plattform für autorInnen einzurichten. schon die namensgebung zeigt manche parallele auf: die plattform heisst „triboox„. zu finden unter http://www.triboox.de .

wo liegen nun die unterschiede. vom äußeren anschein her ist „triboox“ ein wenig übersichtlicher. vom ziel her möchte „triboox“ anscheinend vermehrt verschiedene berufsgruppen rund um das schreiben zusammenbringen. also soll es eine rubrik geben, die stellen für lektorInnen und andere verlagsangestellte anbietet. diese ist kostenpflichtig. das hochladen eigener texte nicht. den autorInnen soll die plattform die möglichkeit geben, mit verlagen kontakte zu knüpfen und eventuell verlegerInnen zu finden. wieweit das funktioniert kann jetzt noch nicht gesagt werden.

generell ist es sinnvoll, sich die „allgemeinen geschäftsbedingungen (agb)“ bei beiden anbietern durchzulesen, damit das copyright an eigenen texten immer gewahrt bleibt. bei „bookrix“ gibt es die verpflichtung zu feedbacks, um eigene texte einstellen zu können. bei „triboox“ bis jetzt wohl nicht. generell sind beide angebote eine gute möglichkeit, seine eigenen texte zu veröffentlichen und darauf eine reaktion zu erhalten. hier kann sich ein vorteil des web 2.0 herausbilden, nicht gleich einen verlag zu benötigen, um eine leserInnenschaft zu finden. doch auch hier gilt, bis es zum erfolg kommt, kann es sehr lang dauern. durchhaltevermögen ist sicher eine wichtige voraussetzung. aber man spart sich erst einmal die kosten für den versand der eigenen manuskripte an verschiedene verlage.

buchgeburt.de – ein blogtipp

im web tummeln sich eine menge hobbyschriftstellerInnen. das internet ist eine der wunderbaren möglichkeiten, erste leserInnen für die eigenen texte zu finden. aber es ist auch eine gute möglichkeit, den eigenen prozess zum eigenen buch offenzulegen. einer dieser autoren bloggt aus schweden auf http://buchgeburt.de und trägt zusammen, was alles notwendig und hinderlich sein kann, ein buch zu veröffentlichen.

allen, die vor der gleichen frage stehen, kann dieser blog eine kleine hilfe sein oder zumindest ein trost, dass sie nicht allein mit ihren schwierigkeiten der veröffentlichung sind. daneben gibt es noch bilder aus dem verschneiten stockholm 😉 . und zum beispiel einen interessanten link zu infos auf ard.de, wie ein drehbuch zu verfassen ist. der beitrag ist zu finden unter: http://buchgeburt.de/2008/11/20/rettet-die-katze/ .

die ard wiederum verweist auf eine seite des bayerischen rundfunks, die auch noch einmal einen überblick über das schreiben eines drehbuchs gibt. zu finden hier: http://www.br-online.de/bayerisches-fernsehen/kino-kino/drehbuch-DID1222363283215/index.xml .

und wenn dann alle hürden genommen wurden, der blog von martin wird es berichten, kann man eventuell demnächst das ergebnis im bücherregal finden.

kreatives schreiben und internet

hier wird seit längerer zeit über das kreative schreiben, über die schreibpädagogik und über das web 2.0 mit seinen blogs und anderen angeboten geschrieben. doch eigentlich selten richtig stellung bezogen, ob es nun ein vorteil ist, das internet für das kreative schreiben zu nutzen, oder nicht.

nach den paar monaten erfahrung, die ich gemacht habe, bin ich der meinung, dass es eine ganze menge vorteile für das kreative schreiben im internet gibt. einziger wermutstropfen ist die sicherheitsfrage, die sich so schnell nicht lösen lässt. würden sich öffentliche stellen etwas mehr dem datenschutz verschreiben, wäre es ein leichtes, schreibgruppen guten gewissens im internet zu veranstalten, die hinter passwort-geschützten plattformen durchgeführt würden. doch solang dies nicht der fall ist, wird bei allen einigermaßen informierten menschen der innere zensor nicht ganz zu überwinden sein.

die virtualität des internet bietet vor- und nachteile. zum einen kann ich mich inkognito an schreibgruppen beteiligen, auf der anderen seite, wissen die anderen nicht wer ich bin und ein soziales gefüge wie eine schreibgruppe benötigt dies aber. also kommt man kaum drumherum einen mix aus arbeit im internet und doch realen treffen der schreibgruppen zu organisieren. aber ich möchte hier einmal die vorteile des kreativen schreibens im internet auflisten:

  • es kann zu jeder tages- und nachtzeit geschrieben werden.
  • menschen können an den schreibgruppen teilnehmen, die ihre wohnung nicht verlassen können.
  • die verfassten texte stehen nullkommanichts allen teilnehmerInnen zur verfügung
  • das feedback ist zwar schriftlich, lässt sich aber sehr leicht organisieren und dort platzieren, wo es hingehört.
  • durch den leichten austausch von dateien, da leicht pdf-dateien hochgeladen werden können, die sich andere abrufen, lässt sich ein vielfältiges layout zu den texten verwirklichen, sogar kombiniert mit animationen, die die textaussage noch unterstreichen.
  • die vernetzung kann immer weitere kreise ziehen und ohne probleme lassen sich untergruppen bilden.
  • dadurch finden menschen mit sehr ähnlichen interessen zusammen und der organisatorische aufwand wird auf ein minimum reduziert.
  • alle teilnehmerInnen haben die freiheit so viel oder so wenig zu veröffentlichen und zu schreiben, wie sie lustig sind. gleiches gilt für das lesen der texte der anderen. ein aspekt, der in realen schreibgruppen kaum umzusetzen ist.
  • entsteht der wunsch, die entstandenen texte einer größeren öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist das sofort möglich.