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raymond queneau und hunderttausend milliarden gedichte – ein surftipp

manche können sich vielleicht noch an die klapp-kinderbücher erinnern, in denen zum beispiel menschen oder tiere abgebildet waren, deren körper unterteilt war in drei oder vier segmente. und dann konnte man entweder den kopf umklappen oder zum beispiel die beine und plötzlich entstand eine neu figur, ein neu gemixtes wesen, das die beine oder den kopf eines anderen menschen oder tieres hatte.

beim umklappen der einzelnen segmente entstanden also immer wieder neue wesen, es ergaben sich eine menge kombinationen. wichtig war bei den büchern nur, dass die konturen übereinstimmten, damit die einzelnen segmente verschiedener wesen aufeinander passten und sich wieder ein geschlossenes bild ergab.

raymond queneau, ein text-bastler, den ich hier schon mit seinem buch „stilübungen“ vorgestellt habe, hat das prinzip der klapp-kinderbücher auf die lyrik übertragen. er hat zehn 14-zeilige sonnette verfasst, die sich in ihrer struktur sehr ähneln. vor allen dingen reimen sich sich in den jeweiligen abschnitten mit demselben reim. dadurch werden einzelne zeilen der sonnette austauschbar und es ergeben sich hunderttausend-milliarden gedichte. es können unzählige remixe oder rekombinationen erstellt werden. der verlag „zweitausendeins“ hatte dieses werk als klappbuch veröffentlicht. mehr informationen zu diesem gedicht-projekt finden sich bei wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Hunderttausend_Milliarden_Gedichte .

heute gibt es das internet. und wenn das internet eines kann, dann digital den zufall ins spiel bringen oder durch die hand der user rekombinationen und einen remix herstellen. so gibt es zwei seiten im web, die die hunderttausend milliarden gedichte von queneau produzieren können – auf französisch oder auf englisch. das eine angebot sieht bei manchen browsern ein wenig chaotisch aus, funtkioniert aber trotzdem wunderbar. viel spaß beim remixen und rekombinieren von literatur, von kreativem unter: http://www.bevrowe.info/Queneau/QueneauRandom_v4.html und http://x42.com/active/queneau.html .

das literarische internet als überraschungsei

wie die süddeutsche zeitung heute berichtete (der artikel kann hier gelesen werden: http://www.sueddeutsche.de/computer/479/309416/text/ ) unternimmt der russische krimiautor boris akunin den versuch einen interaktiven krimi herauszubringen. es ist der versuch das buch mit dem internet und den vielen möglichkeiten des internet, wie zum beispiel musik, miteinander zu verschränken. dadurch bekommt das lesen gleichzeitig etwas spielerisches, da zum beispiel das lösen einer rätselaufgabe am ende eines kapitels dazu führt, das nächste kapitel kostenlos lesen zu können.

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