Tagesarchiv: 31. Oktober 2011

schreibidee (320)

das zwischenmenschliche leben, vor allen dingen die mobilität, sind bei uns klar geregelt (meist jedenfalls). der mensch hat schilder erfunden, verkehrsschilder, um anzuzeigen, welches verhalten an diesem oder jenem wegabschnitt angebracht ist. um die regeln und bedeutungen sichtbar zu machen, wurden einfache symbole und zeichen entwickelt. diese schreibanregung greift die symbole und zeichen für „strassenschilder-stories„.

als einstieg können ausgedruckte (postkartengröße) strassenschilder für die schreibgruppe ausgelegt werden und alle teilnehmerInnen greifen sich ein schild, das ihnen am besten gefällt. nun formulieren alle zuerst die eigentliche bedeutung des schildes (falls sie ihnen bekannt ist). anschließend wird eine liste erstellt, was dieses schild noch bedeuten könnte (hier sind der fantasie keine grenzen gesetzt). aus der liste wird eine idee herausgegriffen und ein halbseitiger text verfasst, der die neue bedeutung des schildes beschreibt. beide kurze beschreibungen werden in der schreibgruppe ohne feedback vorgestellt.

nun wird eine „schilder-geschichte“ geschrieben. dafür müssen alle schilder öfter ausgedruckt vorliegen. die teilnehmerInnen der schreibgruppe können aus diversen schildern eine geschichte entstehen lassen. dazu darf natürlich die bedeutung des schildes verändert werden. minimum für die geschichte sind 3 und maximum 10 schilder. die „schilder-geschichten“ werden dann in der schreibgruppe vorgetragen und es gibt eine feedbackrunde.

um die schwierigkeiten noch ein wenig zu erhöhen, werden im nächsten schritt die schilder nicht selber ausgewählt, sondern gruppenteilnehmerInnen suchen für andere gruppenteilnehmerInnen 5 verschiedene aus. diese fünf schilder können nun zu einer längeren geschichte, zu eine dialog unter den schildern oder zu einer „schilder-geschichte“, eine comic-strip ähnlich verwendet werden. anschließend wird das projekt mit dem text in der schreibgruppe vorgestellt, es gibt keine feedbackrunde.

zum abschluss könnte man sich noch einen „schild“-bürger-streich überlegen, indem man ein eigenes strassenschild erfindet und austestet, wie menschen im strassenverkehr darauf reagieren. (nein, so weit sollte man vielleicht doch nicht gehen 😉 ), aber alle schreibgruppenteilnehmerInnen erfinden noch ein eigenes strassenschild und stellen es kurz der gruppe vor.

kreatives schreiben und flucht

ganze romane und erzählungen berichten von fluchten, ebenso wie filme und historische bücher. die fluchten und völkerwanderungen gehören schon seit je her zu unserer geschichte. alles themen, die nicht unbedingt stoff für die oft heitere stimmung des kreativen schreibens sind. aber es geht im kreativen schreiben ja nicht um ausschließlich lässige themen.

das eigentliche fliehen ist kein sehr interessantes thema für eine geschichte. hier könnte nur beschrieben werden, wie jemand entweder zu fuss oder zum beispiel im auto unterwegs ist. interessant sind die gedanken, die gründe für die flucht und vielfältig sind die geschichten entlang des weges. was geschieht auf dem fluchtweg? wem begegnet man? wer ist bei der flucht dabei? daraus lassen sich geschichten stricken.

beinahe noch interessanter für das kreative schreiben sind nicht die realen fluchten, sondern die emotionalen fluchten. wenn ein mensch anfängt zu verdrängen, etwas nicht mitbekommen möchte, ein geheimnis mit sich herumträgt und niemand anderes weiß davon. dies sind die gewürze einer zwischenmenschlichen geschichte. da weicht der protagonist beständig aus, und sein gegenüber spürt, dass etwas nicht stimmt.

sowohl krimis als auch detektivgeschichten leben von diesen formen der flucht. besonders beliebt ist die amnesie nach einem schock oder einem unfall. die physiologische flucht der gedanken in einem verletzten körper. in beziehungsgeschichten ist es gern die flucht vor der wahrheit, vor den grausamkeiten des Weiterlesen