die angst der gruppenleitung vor der schreibgruppe. ein thema, das selten beschrieben wird, aber sehr wohl existent ist. auch gruppenleitungen sind auf die rückmeldungen der gruppe angewiesen, um zu realisieren, wie ihre leitungsfunktion ankommt oder nicht ankommt. und doch ist jede gruppe anders, niemand weiß, was auf ihn oder sie zukommt. da ist es nicht abwegig, dass auch bei moderationen, anleitungen und beim referieren ängste ins spiel kommen.
ein gedanke dreht sich darum, ob man gut genug vorbereitet ist und den erwartungen der teilnehmerInnen genügt. selten weiß man etwas von den persönlichen kompetenzen der schreibgruppenteilnehmerInnen. man hat keine ahnung, welches niveau erwartet wird. der druck nimmt zu, wenn für die teilnahme bezahlt wird. denn die menschen wollen etwas für ihr geld geboten bekommen. und sie möchten nicht unterfordert werden.
dann werden texte geschrieben. etliche schreibgruppenleitungen schreiben nicht mit. doch eigentlich schafft man beim mitschreiben eine vertrauensvolle atmosphäre. aber dies kann auch für die gruppenleitung bedrohliche ausmaße annehmen, vor allen dingen, wenn man seine eigenen in texte mit denen der teilnehmerInnen vergleicht. hier wird antizipiert, dass alle teilnehmerInnen nichs anderes machen, als darauf zu achten, was die leitung schreibt. ganz abwegig ist der gedanke nicht, denn eine gruppenleitung ist eine gruppenleitung ist eine gruppenleitung. der versuch, sich dieser rolle zu entziehen wird zum scheitern verurteilt sein. gleichzeitig wird aber gern die bewertungsskala von teilnehmerInnen überschätzt.
es gibt ebenso die angst davor, nicht jede frage beantworten zu können. dabei verzeihen auch schreibgruppenteilnehmerInnen die tatsache, dass man sich nicht in jedem bereich auskennen muss und nicht jede antwort parat hat. in vielen zusammenhängen sollte man aber wissen, wo man die information erhalten kann. und vor allen dingen, ist nichts dabei, zu sagen, dass man die antwort nicht kenne. schlimmer wird es, wenn man versucht sich rauszureden oder falsche informationen gibt.
auch das feedback kann angst machen. manchmal erlebt man seminare oder fortbildungen, in denen vermieden wird, eine ausführliche feedbackrunde (mündlich oder schriftlich) am schluss zu veranstalten. natürlich ist zum schluss meist die zeit knapp, und doch sollte man als schreibgruppenleitung nie darauf verzichten. nur feedbacks können einem einen hinweis geben, was vielleicht zu verbessern wäre, aber auch, was hervorragend angekommen ist. denn man kann viel zur gruppenpädagogik lesen und lernen, aber die praxis sieht oft genug noch einmal ganz anders aus.
wie sich zeigt, sind ängste bei schreibgruppenleitungen ebenso vorhanden, wie bei schreibenden teilnehmerInnen. und auch hier ist zu unterscheiden, wie sinnvoll die ängste sind. viele ängste bei leiterInnen haben einen ähnlichen hintergrund wie bei anderen. der anspruch an sich selber ist enorm, negative bewertungen werden eher wahrgenommen als komplimente oder man begibt sich in eine fachliche und stilistische konkurrenzsituation zu den schreibgruppenteilnehmerInnen. keine angst vor gruppen, alle haben ihr freundliches, zuvorkommendes und verzeihendes potential, so lang offen und ehrlich kommuniziert wird.